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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Europäische Union: Verhaltene Re<strong>for</strong>men in günstigerem konjunkturellen Umfeld<br />

Konvergenzprüfung – unter diese Obergrenze zu reduzieren.<br />

Die Erfahrung mit einigen Mitgliedern des derzeitigen<br />

Euro-Raums lehrt jedoch, dass eine solche Vorgehensweise<br />

die Gefahr birgt, anschließend in<br />

(dauerhaften) Konflikt mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt<br />

zu geraten. Auch die Leistungsbilanzen der<br />

meisten mittel- und osteuropäischen Länder lassen einen<br />

großen Anpassungsbedarf erkennen. Für ihre langfristige<br />

Tragfähigkeit ist zwar der Anteil der investiven Verwendung<br />

der Kapitalzuflüsse relevant. Mit einer raschen<br />

Einführung des Euro würde jedoch ein Handlungsparameter<br />

zur kurzfristigen Rückführung aus der Hand gegeben.<br />

Dazu verbliebe dann <strong>im</strong> Wesentlichen nur das<br />

Instrument der ohnehin notwendigen Haushaltskonsolidierungen.<br />

In Anbetracht der Höhe der negativen Leistungsbilanzsalden<br />

– in acht Ländern lagen sie <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr zwischen 5 vH und 15 vH – wären für eine<br />

spürbare Entlastung jedoch teils unrealistisch hohe<br />

Haushaltsüberschüsse er<strong>for</strong>derlich.<br />

173. Folgt man der Ansicht, dass die Teilnahme an der<br />

Währungsunion von einem ausgeprägten – über die<br />

Maastricht-Kriterien hinausgehenden – Konvergenzprozess<br />

vorbereitet werden muss und stellt man dabei realwirtschaftliche<br />

Aspekte in den Vordergrund, wäre der<br />

Beitritt für die meisten neuen EU-Mitglieder mittelfristig<br />

nicht angezeigt. Allein Slowenien hätte die Aussicht<br />

auf Übernahme der Gemeinschaftswährung in den kommenden<br />

Jahren. Langfristige realwirtschaftliche Konvergenzrückstände<br />

betreffen vor allem die baltischen Staaten,<br />

aber auch Polen, wo die Einkommen je Einwohner<br />

deutlich unter 50 vH des Niveaus des Euro-Raums liegen.<br />

174. Einige der Länder – die baltischen Staaten, Slowenien<br />

und Zypern – streben eine möglichst frühe Einführung<br />

des Euro an und präferieren eine Übernahme<br />

der Gemeinschaftswährung bereits <strong>im</strong> Jahr 2007. Die<br />

Vorteile dieser Option liegen wesentlich in den Kostenersparnissen,<br />

die ein fester und dann irreversibler Wechselkurs<br />

zum Euro <strong>im</strong>pliziert. Von dieser Strategie könnten<br />

seitens des Euro-Raums auch die besonders stark mit<br />

den neuen Mitgliedsländern verflochtenen Volkswirtschaften<br />

Deutschland und Österreich profitieren. Durch<br />

den Wegfall von Wechselkursrisiken dürften positive<br />

Impulse auf grenzüberschreitende Investitionen und damit<br />

auf das Wachstum ausgehen. Ähnliche Effekte sind<br />

von der Reduktion von Transaktionskosten und dem verminderten<br />

Risiko von Finanzmarktkrisen zu erwarten;<br />

letzteres ist insbesondere für die in der Regel sehr kleinen<br />

Finanzmärkte der neuen EU-Mitglieder relevant.<br />

Die Länder haben in Vorbereitung auf die EU-Osterweiterung<br />

den Kapitalverkehr weitgehend liberalisiert. Vor<br />

der Teilnahme am Wechselkursmechanismus II und<br />

schließlich an der Währungsunion steht ihnen jedoch<br />

kein Instrument zur Verfügung, um volatilem und zum<br />

Teil spekulativem Kapitalverkehr zu begegnen, sofern<br />

dieser Abwertungstendenzen induziert. Ein potentieller<br />

Vorteil einer baldigen Euro-Einführung ist zudem, dass<br />

das Defizit-Kriterium des Vertrages von Maastricht und<br />

der Stabilitäts- und Wachstumspakt schon früh ihre disziplinierenden<br />

Wirkungen vollständig entfalten und<br />

positive Effekte auf die innenpolitisch häufig schwer<br />

durchsetzbare Haushaltskonsolidierung der beigetretenen<br />

Länder zeitigen können. Inwieweit dies gelingen<br />

kann, hängt jedoch wesentlich davon ab, ob sich die<br />

haushaltspolitische Überwachung künftig durchsetzungsfähiger<br />

erweisen wird als dies in den vergangenen<br />

Jahren der Fall war. Ferner wird mit der Übernahme des<br />

Euro die Zinskonvergenz weitgehend erreicht; während<br />

die Zinsdifferenz zum Euro-Raum <strong>im</strong> Durchschnitt der<br />

Euro-Kandidatenländer bei 1,2 Prozentpunkten liegt, betragen<br />

die Unterschiede innerhalb des Euro-Raums nur<br />

wenige Basispunkte. Dieser Prozess dürfte aufgrund der<br />

Übernahme der Glaubwürdigkeit der Europäischen Zentralbank<br />

zu sinkenden Inflationserwartungen in den mittel-<br />

und osteuropäischen Ländern führen. Verbleiben<br />

gleichwohl höhere Inflationsraten als <strong>im</strong> Euro-Raum,<br />

bedeutet dies jedoch entsprechend niedrigere Realzinsen,<br />

was zu konjunkturellen Überhitzungserscheinungen<br />

führen und eine gemeinschaftliche Geldpolitik erschweren<br />

kann. Schließlich ist die Teilnahme am Euro für die<br />

neuen EU-Mitglieder eine bedeutende Frage des politischen<br />

Prestige, so dass auch aus dieser Perspektive Bestrebungen<br />

nach einer raschen vollständigen Integration<br />

verständlich erscheinen. Die Nachteile dieser Strategie<br />

liegen – spiegelbildlich zur Option einer späteren Euro-<br />

Einführung – gegebenenfalls in kurzfristig hohen Kosten<br />

fiskalischer Konsolidierung, <strong>im</strong> Verzicht auf den Anpassungsmechanismus<br />

des Wechselkurses sowie der Geldpolitik<br />

als nationale Stabilisierungsinstrumente.<br />

175. Die Wahl des ökonomisch richtigen Zeitpunkts<br />

zur Einführung des Euro in den neuen Mitgliedstaaten<br />

der Europäischen Union ist abhängig von der jeweiligen<br />

Ausgangssituation und damit eine länderspezifische<br />

Frage. Die <strong>for</strong>tgeschrittensten Länder dürften bereits <strong>im</strong><br />

Jahr 2007 oder 2008 bereit sein, die Gemeinschaftswährung<br />

zu übernehmen. Dies sind nach gegenwärtigem<br />

Stand Slowenien und – trotz ihres realwirtschaftlichen<br />

Rückstands – die baltischen Staaten. Sie sollten nicht<br />

durch Länder, die längerfristig Defizite hinsichtlich des<br />

Konvergenzprozesses aufweisen, zurückgehalten werden.<br />

Somit sollte die Entscheidung zwischen einem zügigen<br />

und einem verzögerten Beitritt zum Euro auf dem Ausmaß<br />

der noch ausstehenden Konvergenzer<strong>for</strong>dernisse<br />

basieren. Aus Sicht der Theorien opt<strong>im</strong>aler Währungsräume<br />

stellen die mittel- und osteuropäischen Länder<br />

keine weniger geeigneten Mitglieder dar als die bisherigen<br />

Länder des Euro-Raums. Im Vordergrund der Entscheidung<br />

muss jedoch die Erfüllung der Maastricht-<br />

Kriterien stehen und die Fähigkeit, diese auch dauerhaft<br />

zu gewährleisten. Für die größeren der Euro-Kandidatenländer<br />

stellt darunter das Defizitkriterium das größte<br />

Hindernis dar. Eine sinnvolle Strategie zur Rückführung<br />

der öffentlichen Neuverschuldung unter die 3-vH-Marke<br />

muss auf mehrere Jahre angelegt sein. Ein besonderes<br />

Augenmerk sollte darüber hinaus auf die Entwicklung<br />

der Leistungsbilanzen gelegt werden. Diese müssen vor<br />

dem Beitritt zum Wechselkursmechanismus II und in jedem<br />

Fall vor Einführung des Euro ein Ausmaß und eine<br />

Struktur aufweisen, die eine langfristige Tragfähigkeit<br />

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