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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Heraus<strong>for</strong>derungen annehmen<br />

beiden westdeutschen Ländern sogar noch wesentlich<br />

größer als zwischen den neuen und den alten Bundesländern.<br />

Auch hier kam es zu einer leichten Konvergenz <strong>im</strong><br />

Ost-West-Vergleich, aber einer Divergenz <strong>im</strong> West-<br />

West-Vergleich. Die großen Differenzen be<strong>im</strong> Bruttoinlandsprodukt<br />

je Einwohner und je Erwerbstätigen zwischen<br />

Niedersachsen und Hamburg sind dabei auf die<br />

hohen Pendlerbewegungen zurückzuführen.<br />

Tabelle 96<br />

Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen<br />

und je Einwohner <strong>im</strong> Vergleich<br />

Bruttoinlandsprodukt 1)<br />

je Erwerbstätigen je Einwohner<br />

1997 2003 1997 2003<br />

Neue Bundesländer<br />

in vH der alten<br />

Bundesländer 67,8 71,5 61,9 62,8<br />

Niedersachsen in<br />

vH von Hamburg 73,4 71,3 53,1 52,1<br />

1) In Preisen von 1995.<br />

Quelle für Grundzahlen: Arbeitskreis VGR der Länder<br />

Die Unterschiede in der Wirtschaftskraft innerhalb<br />

Westdeutschlands werden akzeptiert, zum Teil wohl<br />

auch deswegen, weil die daraus resultierenden fiskalischen<br />

Unterschiede durch den Länderfinanzausgleich nivelliert<br />

werden. In den Länderfinanzausgleich sind aber<br />

auch die ostdeutschen Bundesländer eingeschlossen.<br />

Warum braucht man dann zusätzlich, so könnte man fragen,<br />

eine besondere Wirtschaftspolitik für Ostdeutschland?<br />

Die Antwort auf die gestellte Frage ist klar: Gemessen<br />

an den Niveaus relevanter wirtschaftlicher Größen müssen<br />

die neuen und die alten Bundesländer weiterhin als<br />

Wirtschaftsräume mit ganz unterschiedlichen Merkmalen<br />

angesehen werden. Dabei sind die neuen Länder <strong>im</strong><br />

Hinblick auf die meisten wachstumsrelevanten Kennziffern<br />

weitaus homogener als die alten. Die wirtschaftspolitische<br />

Aufgabe besteht demnach (weiterhin) darin, die<br />

ökonomischen Nachteile der neuen Bundesländer durch<br />

die unterschiedliche Entwicklung der beiden Gebietsstände<br />

in der Zeit vor der Vereinigung auszugleichen<br />

und Bedingungen für eine sich selbst tragende wirtschaftliche<br />

Entwicklung zu schaffen. Dagegen sollte die<br />

Wirtschaftspolitik nicht danach streben, einheitliche<br />

oder auch nur gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz<br />

Deutschland herstellen zu wollen. Dies ist auch kein<br />

Verfassungsgebot. So wie es (große) Unterschiede in der<br />

Wirtschaftskraft zwischen den westdeutschen Bundesländern<br />

gibt, wird man nach Schließung eines speziellen<br />

ostdeutschen Nachholbedarfs auch Unterschiede zwischen<br />

den einzelnen ostdeutschen Ländern und zwischen<br />

neuen und alten Ländern akzeptieren müssen.<br />

615. In seinem Jahresgutachten 1999 hatte der Sachverständigenrat<br />

mit Hilfe einer auf Potentialfaktoren<br />

basierenden Clusteranalyse Ähnlichkeiten und Unterschiede<br />

zwischen den ostdeutschen Arbeitsmarktregionen<br />

identifiziert und eine Klassifizierung dieser Regionen<br />

nach diesen Faktoren vorgenommen (JG 99<br />

Ziffern 132 ff.). Mit dem Instrument der Clusteranalyse<br />

lässt sich auch überprüfen, ob und inwieweit einzelne<br />

ostdeutsche und westdeutsche Regionen in wirtschaftlicher<br />

Hinsicht Gemeinsamkeiten aufweisen. So wird von<br />

einigen westdeutschen Politikern insbesondere in Vor-<br />

Wahlzeiten behauptet, dass einige ostdeutsche Regionen<br />

mittlerweile über eine bessere Infrastruktur und günstigere<br />

Wachstumsbedingungen verfügten als best<strong>im</strong>mte<br />

westdeutsche Regionen.<br />

Für Ostdeutschland (Ziffern 620 f.) und Gesamtdeutschland<br />

wurden getrennte Clusteranalysen durchgeführt.<br />

Die (hier nicht wiedergegebenen) Ergebnisse der gesamtdeutschen<br />

Clusteranalyse zeigen, dass ostdeutsche<br />

und westdeutsche Regionen nur ganz vereinzelt in gemeinsamen<br />

Clustern vertreten sind. Werden auch die regionalen<br />

Arbeitslosenquoten in der Clusteranalyse berücksichtigt,<br />

sind ostdeutsche und westdeutsche<br />

Arbeitsmarktregionen völlig getrennt. Diese Ergebnisse<br />

sprechen gegen die zuweilen geäußerte Ansicht, dass<br />

sich einzelne ostdeutsche Wachstumsregionen bereits<br />

weit an westdeutsche angenähert hätten. Ostdeutschland<br />

und Westdeutschland müssen weiterhin als Wirtschaftsräume<br />

mit ganz unterschiedlichen wirtschaftlichen<br />

Merkmalen und Problemen angesehen werden; eine wie<br />

auch <strong>im</strong>mer geartete „Durchmischung“ hat nicht stattgefunden.<br />

In ökonomischer Sicht ist Ostdeutschland <strong>im</strong>mer<br />

noch anders als Westdeutschland.<br />

Jede der 67 ostdeutschen und der 204 westdeutschen Arbeitsmarktregionen<br />

wird durch die folgenden Merkmale<br />

und Potentialfaktoren charakterisiert (JG 99 Ziffern<br />

135 ff.):<br />

– der Anteil hoch qualifizierter Beschäftigter an den<br />

Einwohnern als Annäherung für die Ausstattung mit<br />

Humankapital;<br />

– die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen stellvertretend<br />

für die Qualität des Produktionsfaktors Arbeit<br />

und die Effizienz seines Einsatzes;<br />

– der Anteil des Dienstleistungssektors als Indikator<br />

für den Potentialcharakter der sektoralen Wirtschaftsstruktur;<br />

– ein Distanzindikator zur Erfassung der geographischen<br />

Lage und der Qualität der Verkehrsinfrastruktur;<br />

– die Industriedichte als Maßgröße für Unternehmensnetzwerke<br />

oder -cluster;<br />

– der Spezialisierungsgrad der Industrie als Kenngröße<br />

für die Homogenität der Branchenstruktur;<br />

und schließlich<br />

– die Bevölkerungsdichte als Indikator der Agglomeration<br />

in einer Region und einer damit einhergehenden<br />

Möglichkeit von Wissensspillovers.<br />

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