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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Heraus<strong>for</strong>derungen annehmen<br />

darin, dass mit einer höheren Anzahl von Arbeitsstunden<br />

ohne Lohnausgleich eine Senkung des Stundenlohnsatzes<br />

und damit zumindest eine Sicherung bestehender Arbeitsplätze<br />

erreicht und womöglich die Schaffung neuer<br />

Arbeitsplätze begünstigt wird. Die zweite D<strong>im</strong>ension betrifft<br />

das Wirtschaftswachstum. Dabei geht es nicht um<br />

eine Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich, sondern<br />

um die Höhe und die Nutzung des vorhandenen Arbeitsangebots.<br />

Konkret: Je höher die Erwerbsbeteiligung<br />

ist, in je größerem Umfang Arbeitslosigkeit vermieden<br />

wird und je länger die Arbeitszeit der Erwerbstätigen ist,<br />

auf einem umso höheren Pfad wächst eine Volkswirtschaft.<br />

In einer auf mehr Wachstum und mehr Beschäftigung<br />

zielenden Wirtschaftspolitik könnte eine Arbeitszeitverlängerung<br />

eine wichtige Rolle einnehmen.<br />

Die wachstumsfördernde Perspektive<br />

681. Ein Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum<br />

und Arbeitszeit erschließt sich aus einer definitorischen<br />

Zerlegung des Bruttoinlandsprodukts, womit zunächst<br />

lediglich eine Art buchhalterische Auflistung<br />

einzelner Best<strong>im</strong>mungsfaktoren verbunden ist. Das<br />

Bruttoinlandsprodukt (Y) lässt sich als multiplikative<br />

Verknüpfung folgender Kenngrößen darstellen:<br />

– die Arbeitsproduktivität gemessen als Bruttoinlandsprodukt<br />

dividiert durch die Anzahl der geleisteten<br />

Arbeitsstunden (Y/H),<br />

– die geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen (H/<br />

E),<br />

– die Erwerbstätigenquote, das heißt der Anteil der Erwerbstätigen<br />

an der Bevölkerung <strong>im</strong> erwerbsfähigen<br />

Alter (E/B*),<br />

– der Anteil der Bevölkerung <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter<br />

an der gesamten Wohnbevölkerung (B*/B) und<br />

– die Wohnbevölkerung insgesamt (B).<br />

Die Multiplikation der fünf genannten Kenngrößen ergibt<br />

das Bruttoinlandsprodukt (Y/H ⋅ H/E ⋅ E/B* ⋅ B*/B ⋅ B=Y).<br />

In dynamischer Betrachtungsweise lässt sich die Veränderungsrate<br />

des Bruttoinlandsprodukts definitorisch als<br />

Summe der Veränderungsraten dieser fünf Faktoren ausdrücken.<br />

Mit anderen Worten, eine höhere Zuwachsrate<br />

des Bruttoinlandsprodukts kann erreicht werden mit<br />

Hilfe einer höheren Fortschrittsrate der Arbeitsproduktivität,<br />

einer verringerten Arbeitslosigkeit (das heißt<br />

steigendem E/B*) und – dies ist <strong>im</strong> vorliegenden Zusammenhang<br />

der zentrale Gesichtspunkt – einer besseren<br />

Auslastung des Arbeitskräftepotentials in Form einer<br />

verlängerten Arbeitszeit je Erwerbstätigen, abgesehen<br />

von einem steigenden Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung<br />

an der gesamten Wohnbevölkerung und einem<br />

stärkeren Bevölkerungswachstum.<br />

Der Unterschied zu den Überlegungen zur Arbeitszeitverlängerung<br />

ohne Lohnausgleich liegt auf der Hand.<br />

Während es bei der hier dargestellten Wachstumsperspektive<br />

um eine Steigerung der Jahresarbeitsstunden je<br />

Erwerbstätigen (H/E) bei gegebener Erwerbstätigenquote<br />

(E/B*) – unbeschadet ihrer notwendigen Erhöhung<br />

aufgrund einer verringerten Arbeitslosigkeit –<br />

geht, steht bei einer Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich<br />

der Einfluss einer gestiegenen Anzahl von<br />

Jahresarbeitsstunden je Erwerbstätigen (H/E) auf eben<br />

diese Erwerbstätigenquote (E/B*) zur Diskussion.<br />

Ökonomische Überlegungen in Form kausaler Zusammenhänge,<br />

die bisher außen vor gelassen wurden, kommen<br />

bei der Frage ins Spiel, wie diese Steigerungen zu<br />

bewerkstelligen sind. Zu prüfen ist also:<br />

– wie die Arbeitsproduktivität erhöht werden kann –<br />

etwa durch Bildungsinvestitionen, Kapitalintensivierung<br />

oder technischen Fortschritt;<br />

– inwieweit eine Erhöhung der Wohnbevölkerung unter<br />

anderem durch erleichterte Zuwanderungen oder<br />

durch einen Anstieg der Geburtenraten etwa mit Hilfe<br />

familienpolitischer Maßnahmen erreicht werden<br />

kann;<br />

– wie sich schließlich die Auslastung des Arbeitskräftepotentials<br />

erhöhen lässt, etwa mit Hilfe einer verlängerten<br />

Arbeitszeit der Erwerbstätigen, einer Verringerung<br />

der Arbeitslosenquote oder einer Erhöhung<br />

der Erwerbstätigenquote beispielsweise durch Heraufsetzung<br />

des Rentenzugangsalters.<br />

Dabei kommt den genannten Maßnahmen in den einzelnen<br />

Volkswirtschaften eine unterschiedliche Bedeutung<br />

zu, je nach institutionellen und ökonomischen Gegebenheiten<br />

und Präferenzen der Bürger. Außerdem sind Abhängigkeiten<br />

zwischen den einzelnen Faktoren zu berücksichtigen.<br />

So führt eine höhere Beschäftigung unter<br />

sonst gleichen Bedingungen zu einer Abnahme der Arbeitsproduktivität.<br />

Noch einmal: Unbestritten stellt die Bekämpfung der<br />

Arbeitslosigkeit eine zentrale wirtschaftspolitische Heraus<strong>for</strong>derung<br />

dar und dies erst recht <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit einer verbesserten Auslastung des vorhandenen Arbeitspotentials.<br />

Gleichwohl: Wenn es <strong>im</strong> vorliegenden<br />

Zusammenhang um die Arbeitszeit geht, und nur um<br />

diese, dann sollte die Wachstumsperspektive einer Arbeitszeitverlängerung<br />

nicht völlig außer Betracht bleiben,<br />

ohne dass damit der Arbeitszeit sogleich der Rang<br />

eines wachstumspolitischen Instruments, vergleichbar<br />

mit Bildungsinvestitionen und Innovationen, beigemessen<br />

wird.<br />

In empirischen Studien wurde in jüngster Zeit darauf aufmerksam<br />

gemacht, dass das wirtschaftliche Gefälle zwischen<br />

den Vereinigten Staaten und Europa dadurch erklärt<br />

werden könne, dass bei in etwa gleicher Entwicklung der<br />

Stundenproduktivität in beiden Wirtschaftsräumen das<br />

daraus resultierende Potential in den Vereinigten Staaten<br />

eher in Einkommen, in Europa jedoch mehr in Freizeitgewinnen<br />

umgesetzt würde (Blanchard, 2004; Daly, 2004).<br />

Betrachtet werden die Wirtschaftsräume Vereinigte Staaten,<br />

Europäische Union mit 15 Mitgliedstaaten, der Euro-<br />

Raum sowie Deutschland (Tabelle 105).<br />

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