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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Wirtschaftspolitik für den Aufbau Ost: Königsweg nicht in Sicht<br />

Erfurt, Jena, Leipzig, Chemnitz und Dresden. Diese Regionen<br />

zeichneten sich durch eine hohe Bevölkerungsdichte<br />

mit weit überdurchschnittlicher Ausstattung an<br />

Humankapital, durch einen großen Anteil hoch produktiver<br />

Dienstleistungsbereiche und durch eine technologieintensive<br />

und vielseitige Branchenstruktur zu Beginn<br />

des Trans<strong>for</strong>mationsprozesses aus.<br />

Eine erneute Clusteranalyse der ostdeutschen Arbeitsmarktregionen<br />

mit Daten bis zum Jahr 2003 zeigt jedoch,<br />

dass sich die Erwartungen, die in die identifizierten<br />

Wachstumspole gesetzt wurden, nicht erfüllt haben.<br />

Zusätzlich zu den schon genannten Potentialfaktoren<br />

(Ziffer 615) wurden noch die <strong>im</strong> Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe<br />

(GA) „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“<br />

geförderten Investitionen der gewerblichen<br />

Wirtschaft und in öffentliche Infrastruktur als<br />

Approx<strong>im</strong>ation des privaten und öffentlichen Kapitalstocks<br />

berücksichtigt.<br />

Die <strong>im</strong> Jahresgutachten 1999 als Wachstumspole bezeichneten<br />

Arbeitsmarktregionen befinden sich in<br />

Cluster 2; neu hinzugekommen ist die Region Zwickau<br />

(Tabelle 98, Seite 464). Die in Cluster 3 identifizierten Regionen<br />

waren mehrheitlich auch bereits in unserer Analyse<br />

aus dem Jahr 1999 in einem Cluster zusammengefasst.<br />

621. Wachstumspole sind als Regionen mit einer günstigen<br />

Ausstattung an wachstumsrelevanten Potentialfaktoren<br />

definiert. Dies sollte sich letztlich auch in zumindest<br />

über dem Durchschnitt der ostdeutschen Regionen<br />

liegenden Zuwächsen der Bruttowertschöpfung oder der<br />

auf die Erwerbstätigen oder Einwohner bezogenen Bruttowertschöpfung<br />

niederschlagen. Diese Vermutung lässt<br />

sich jedoch für die früher identifizierten Wachstumspole<br />

empirisch nicht bestätigen (Tabelle 99, Seite 465). Anders<br />

als erwartet, weisen die in Cluster 2 enthaltenen Regionen<br />

(ohne Berlin) weder in den betrachteten Teilzeiträumen<br />

noch über den Gesamtzeitraum der Jahre<br />

von 1992 bis 2001 systematisch höhere Zuwächse auf als<br />

der Durchschnitt der neuen Bundesländer (ohne Berlin).<br />

Auffallend ist hingegen, dass die Entwicklung in den Regionen<br />

des Clusters 3 vor allem in der zweiten Teilperiode<br />

der Jahre 1997 bis 2001 weit überdurchschnittlich war.<br />

Festzuhalten ist damit, dass sich Regionen mit überdurchschnittlichem<br />

Wachstum bislang nicht über die Gesamtheit<br />

der unterstellten Potentialfaktoren identifizieren<br />

lassen. Zum Teil könnte dies seine Ursache auch<br />

darin haben, dass einige der a priori spezifizierten Potentialfaktoren<br />

durchaus ambivalente Wachstumswirkungen<br />

haben. So bringt beispielsweise eine höhere Bevölkerungsdichte<br />

nicht nur Agglomerationsvorteile mit sich,<br />

sie kann auch von Urbanisierungsproblemen begleitet<br />

sein, von denen eher wachstumsdämpfende Wirkungen<br />

ausgehen.<br />

Alles in allem legen die empirischen Ergebnisse aber<br />

eine erhebliche Vorsicht <strong>im</strong> Hinblick auf eine selektive,<br />

ausschließlich regional ausgerichtete Förderpolitik von<br />

Wachstumspolen nahe. Allerdings macht es umgekehrt<br />

auch keinen Sinn, Agglomerationsräumen eine geringere<br />

Förderung zukommenzulassen als peripheren Gebieten,<br />

wie dies bei der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung<br />

der regionalen Wirtschaftsstruktur“ mit den A- und B-<br />

Fördergebieten der Fall ist. Sachgerecht ist eine einheitliche<br />

Gestaltung der Förderkonditionen in Ostdeutschland.<br />

Clusterorientierte Wirtschaftspolitik:<br />

überzogene Hoffnungen<br />

622. Ergänzend zu oder auch statt einer Förderung von<br />

Wachstumskernen wird oftmals auch eine stärker clusterorientierte<br />

Förderpolitik vorgeschlagen. So hat die<br />

Bundesregierung in ihrem Jahresbericht zum Stand der<br />

Deutschen Einheit 2004 eine Umorientierung der Förder-<br />

und Strukturpolitik für die neuen Länder angekündigt,<br />

die auf die vermehrte Schaffung und Stärkung von<br />

Unternehmensclustern und -netzwerken hinausläuft.<br />

Auch die ostdeutschen Landesregierungen setzen verstärkt<br />

auf eine clusterorientierte Wirtschaftspolitik.<br />

Unter einem Unternehmenscluster wird dabei eine Agglomeration<br />

von Unternehmen, Forschungseinrichtungen<br />

und anderen Akteuren verstanden, die entlang einer<br />

Wertschöpfungskette zusammenarbeiten oder eine hohe<br />

technologische oder sektorale Affinität aufweisen. Die<br />

Begriffe Cluster, Netzwerk und Kooperation werden häufig<br />

undifferenziert als Äquivalent verwendet, stellen aber<br />

qualitativ unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit<br />

von Unternehmen dar. Kooperationen sind häufig situationsbezogene,<br />

mehr oder minder lose Beziehungen zwischen<br />

wenigen Unternehmen oder Forschungseinrichtungen;<br />

Netzwerke wiederum umfassen zumeist eine<br />

größere Zahl von Partnern und sind auf eine längerfristige<br />

und deswegen auch stabilere Zusammenarbeit angelegt,<br />

bleiben aber <strong>im</strong> Regelfall auf einzelne Unternehmensfunktionen<br />

(wie zum Beispiel Forschung und<br />

Entwicklung) beschränkt. Kooperationen und Netzwerke<br />

sind somit notwendige, aber nicht hinreichende Bedingungen<br />

für die Entstehung eines Clusters.<br />

Der Akzentverschiebung in der Förderdiskussion hin zu<br />

einer Begünstigung von Clustern liegt ein etwas anderer<br />

theoretischer Ansatz zugrunde als dem Konzept der regional<br />

abgegrenzten Wachstumskerne, nämlich die Überlegung,<br />

dass ein Unternehmen nicht als isolierte Einheit<br />

gesehen werden kann, sondern in Interaktion mit einer<br />

Vielzahl weiterer Akteure steht. Ausgangspunkt ist dabei<br />

die Vorstellung, dass die Entstehung von Innovationen<br />

als wesentliche Wachstumsdeterminante begünstigt wird<br />

durch Kommunikation und Kooperation von Partnern<br />

mit unterschiedlichen Erfahrungshorizonten. Die geographische<br />

Konzentration spielt dabei <strong>im</strong> Vergleich zur<br />

Branchenorientierung eine eher untergeordnete Rolle.<br />

Ziel der Clusterbildung ist es mithin, unter Anknüpfung<br />

an die spezifischen wirtschaftlichen und technologischen<br />

Potentiale einer Branche, den Zuzug neuer oder<br />

das Wachstum vorhandener Unternehmen der clusterrelevanten<br />

Wirtschaftsbereiche zu erreichen, um so zu<br />

einem sich selbst tragenden und verstärkenden Wachstumsprozess<br />

zu kommen.<br />

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