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JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...

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5.10 Damnatio memoriae<br />

Abbildung 5.2: Foto des Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald von 2007. Quelle: Wikipedia<br />

[48].<br />

Dieses Verfahren mit dem (Forschungs-)Namen damnatio memoriae wurde vor allem<br />

im alten Rom angewandt, um die Er<strong>in</strong>nerung an unbeliebte verstorbene Kaiser für<br />

alle Zeiten zu vernichten. Hierzu wurden auf radikale Weise die Zeugnisse se<strong>in</strong>er<br />

Existenz und se<strong>in</strong>er Macht (z. B. Bilder, Statuen oder Münzen) zerstört. Diese gründliche<br />

Beseitigung der Identität sollte die politische Unzufriedenheit des Volkes ausdrücken<br />

und wurde als e<strong>in</strong>e der schlimmsten Strafen angesehen. Doch nicht nur im alten Rom<br />

fielen berühmte Persönlichkeiten wie Kaiser Caligula, Kaiser Maximian und Kaiser Nero<br />

(Flower 2006: 199 f.) e<strong>in</strong>er damnatio memoriae zum Opfer. Auch <strong>in</strong> Ägypten wurden auf<br />

ähnlich radikale Weise Statuen von Pharaonen – wie Echnaton oder Hatschepsut – nach<br />

ihrem Tod zerstört und ihre Namen aus Inschriften getilgt.<br />

E<strong>in</strong> ähnliches Verfahren wurde <strong>in</strong> der mittelalterlichen Kirche angewandt. Teilungen<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Kirche führten zu Spannungen und Konflikten zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Parteien, da beide Gruppen e<strong>in</strong>en alle<strong>in</strong>igen Anspruch auf das Papstamt behaupteten.<br />

Dieses R<strong>in</strong>gen zwischen dem Papst und dem sogenannten Gegenpapst endete oft <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em »manipuliertem Vergessen« des sieglosen Anwärters. Klare Abweichungen zur<br />

antiken damnatio memoriae lassen sich jedoch <strong>in</strong> der Intention entdecken. Im Mittelalter<br />

sollte nicht die komplette Er<strong>in</strong>nerung an die betroffene Person vernichtet, sondern die<br />

Qualität der Er<strong>in</strong>nerung bee<strong>in</strong>flusst werden. Dies wurde erreicht, <strong>in</strong>dem man gezielt nur<br />

bestimmte Er<strong>in</strong>nerungen <strong>in</strong>s Gedächtnis der Menschen zu rufen versuchte (Sprenger<br />

2009: 40 f.). Des Weiteren konnte man im Mittelalter e<strong>in</strong>e »manipulierte Er<strong>in</strong>nerung«<br />

nicht nur wie <strong>in</strong> der Antike nach dem Tod des Betroffenen, sondern auch vor dem Tod<br />

beobachten (Sprenger 2009: 37 f.).<br />

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