JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...
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3.15 Wie erlernen Tiere emotionale Reaktionen?<br />
3.15 Wie erlernen Tiere emotionale Reaktionen?<br />
Um e<strong>in</strong>e möglichst sichtbare emotionale Reaktion bei Tieren hervorzurufen, wird meistens<br />
mit Angst gearbeitet. Es bestehen gewisse Verständnisprobleme zwischen Mensch<br />
und Tier, aber die biologische Angstreaktion ist oft ähnlich. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist der<br />
schnellere Herzschlag <strong>in</strong> Angstsituationen. Diese Angstsituationen eignen sich deshalb<br />
gut, weil ihre Reaktion e<strong>in</strong>fach hervorzurufen und zu beobachten ist.<br />
Im Folgenden soll auf drei verschiedene Arten der erlernten emotionalen Reaktionen<br />
e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />
Als erste wird die konditionierte Angstreaktion (LeDoux 1933), die auf der Klassischen<br />
Konditionierung beruht, vorgestellt. Hierbei wurde e<strong>in</strong>er Ratte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschlossen<br />
Raum e<strong>in</strong> 10 Sekunden andauernder Ton vorgespielt. Im Anschluss wurde der Ratte<br />
e<strong>in</strong> Elektroschock versetzt, was ihren Herzschlag erhöhte und sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schockstarre<br />
fallen ließ. Dies wurde e<strong>in</strong>ige Male wiederholt. Als die Forscher daraufh<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> den<br />
Ton abspielten, lernte die Ratte den Ton mit ihrer Angst vor e<strong>in</strong>em Elektroschock zu<br />
verb<strong>in</strong>den und zeigte dieselbe Angstreaktion wie zuvor.<br />
Auf dieser Reaktion baut die konditionierte Vermeidung auf. Dabei wird zum Beispiel der<br />
Ratte versucht e<strong>in</strong>e Abneigung gegenüber e<strong>in</strong>em dunklen Raum beizubr<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>dem<br />
man das Betreten dieses Raumes mit e<strong>in</strong>em Elektroschock begleitet. So wurde der Ratte<br />
durch Angst e<strong>in</strong>e Vermeidung dieses Raumes antra<strong>in</strong>iert.<br />
Der dritte Versuch kommt von den Forschern Seligman und Maier und wurde 1967<br />
durchgeführt. In diesem Experiment befand sich e<strong>in</strong> Hund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschlossenen<br />
Raum, <strong>in</strong> dem er, wie die Ratten im ersten Experiment, e<strong>in</strong>en Ton hörte und e<strong>in</strong>en<br />
darauf folgenden Stromstoß erhielt. Diesen Vorgang wiederholte man mehrmals. Dabei<br />
versuchte der Hund immer aus dem Raum zu entkommen, scheiterte aber jedes Mal.<br />
Da der Hund merkte, dass se<strong>in</strong>e Bemühen aus dem Raum zu fliehen unnütz waren,<br />
f<strong>in</strong>g er an zu jaulen und setzte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ecke. Als der Hund konditioniert war,<br />
stellte man e<strong>in</strong>e Trennmauer zwischen dem e<strong>in</strong>en Raum mit den Stromstößen und<br />
e<strong>in</strong>em anderen Zufluchtsraum. Obwohl der Hund den Stromstößen nun mühelos hätte<br />
entfliehen können, blieb er währenddessen nur jaulend <strong>in</strong> der Ecke sitzen. Selbst als<br />
die Trennwand weggenommen wurde und der Hund sogar mit Futter aus dem Raum<br />
gelockt wurde, blieb er an se<strong>in</strong>er Stelle.<br />
Als Ursache hierfür ist e<strong>in</strong>e gesenkte Motivation des Hundes neue Techniken zu erlernen<br />
anzusehen, da er <strong>in</strong> der vorherigen Situation auch nichts machen konnte, um sich zu<br />
befreien. Durch dieses Experiment wurde se<strong>in</strong>e Motivation ohne Stromstöße zu leben<br />
gesenkt und ihm e<strong>in</strong>e Hilflosigkeit antra<strong>in</strong>iert, auch konditionierte Hilflosigkeit genannt.<br />
Im weiteren Verlauf des Experimentes ist der Hund erst eigenständig <strong>in</strong> den anderen<br />
Raum gegangen, nachdem die Forscher ihn dort wiederholt h<strong>in</strong>getragen hatten.<br />
Diese Experimente zeigen, dass emotionales Lernen sehr schnell stattf<strong>in</strong>det, da sich<br />
unser Gedächtnis dies besser merken kann als zum Beispiel nicht emotional gebundenes<br />
Faktenwissen. Außerdem ist am Beispiel des Hundes klar geworden, dass diese Form<br />
von Lernen lange anhält und schwer wieder weg zu tra<strong>in</strong>ieren ist.<br />
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