12.11.2012 Aufrufe

JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...

JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...

JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6 E<strong>in</strong>e philosophische Analyse der Liebe<br />

So kommt man zu dem Fazit, dass sich das Menschenbild und auch die Vorstellung von<br />

Liebe <strong>in</strong>nerhalb der verschiedenen Epochen immer wieder veränderte und es e<strong>in</strong>e große<br />

Problematik darstellt, den Menschen mit all se<strong>in</strong>en Gefühlen zu begreifen. Weiterh<strong>in</strong><br />

sche<strong>in</strong>t die Liebe vielfältig zu se<strong>in</strong> und <strong>in</strong> verschiedensten Formen aufzutreten. Klar ist,<br />

dass es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Def<strong>in</strong>ition für dieses Phänomen geben kann. Jeder muss für<br />

sich alle<strong>in</strong> versuchen, der Liebe auf die Spur zu kommen, sei es durch Erfahrungen,<br />

durch die Lektüre großartiger Weltliteratur oder durch fasz<strong>in</strong>ierende Diskussionen mit<br />

Gleichges<strong>in</strong>nten.<br />

6.8 Der paul<strong>in</strong>ische Stil<br />

Der paulnische Stil ist dadurch geprägt, dass Paulus viele ungenau def<strong>in</strong>ierte beziehungsweise<br />

vollkommen neue Begriffe e<strong>in</strong>führt, um se<strong>in</strong>e Lehre zu erklären. Weil diese<br />

Begriffe noch nicht durch andere Autoren oder durch die bisherige Begriffsgeschichte<br />

e<strong>in</strong>deutig festgelegt worden s<strong>in</strong>d, ist der Stil durch häufiges Umschreiben von neuen<br />

Begriffen stark bee<strong>in</strong>flusst und teilweise nicht leicht zugänglich.<br />

Zumeist aber schreibt Paulus <strong>in</strong>haltlich e<strong>in</strong>er klaren L<strong>in</strong>ie folgend. Hierbei wiederholt<br />

er se<strong>in</strong>e Aussagen und Begriffsdef<strong>in</strong>itionen unentwegt, um so den <strong>in</strong>teressierten – sowohl<br />

gebildeten als auch ungebildeten – Lesern das Evangelium nahezubr<strong>in</strong>gen. Hierbei<br />

nähert sich Paulus Satz für Satz der von ihm auszudrücken gewünschten Weisheit und<br />

Lehre. Se<strong>in</strong>e Ausdauer zeigt, dass Paulus diese als den Grund se<strong>in</strong>er Sendung und<br />

Aufgabe von Gott her anerkennt.<br />

Allgeme<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d von ihm verfasste Schriften auf recht hohem Niveau; das versucht<br />

er trotz hoher Anzahl von Fachterm<strong>in</strong>i nicht übermäßig zum Problem werden zu<br />

lassen, me<strong>in</strong>t er doch, Gott möchte allen Gläubigen, auch den weniger Weisen das<br />

– unverdiente – Heil schenken. Dadurch erhalten von Paulus verfasste Schriftstücke<br />

e<strong>in</strong>en langatmigen Charakter, der dadurch ausgeglichen wird, dass Paulus’ Thematik<br />

e<strong>in</strong>e besonders ansprechende ist. So eröffnet Paulus e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>en Publikum den<br />

Zugang zu christlichen Lehren.<br />

In den paul<strong>in</strong>ischen Briefen hat der Inhalt e<strong>in</strong>en sehr persönlichen Bezug, weswegen<br />

man sagen kann, dass diese sehr anschaulich und situationsbezogen verfasst s<strong>in</strong>d. Letzteres<br />

hat den Nachteil, dass e<strong>in</strong> großer Teil der heutigen Leser durch die Notwendigkeit<br />

der Kenntnis von historischen Fakten die Texte nur e<strong>in</strong>geschränkt verstehen können.<br />

Philosophisch gesehen ist die Effektivität e<strong>in</strong>es solchen Schreibstils im Vergleich zu<br />

der bei Texten anderer philosophischer Autoren recht niedrig, dafür jedoch um e<strong>in</strong><br />

Wesentliches klarer.<br />

Die Reden des Paulus sche<strong>in</strong>en das Problem der Langatmigkeit <strong>in</strong> besonderer Weise<br />

gehabt zu haben. E<strong>in</strong> Beispiel aus der Apostelgeschichte beschreibt diesen Redestil des<br />

Paulus sehr aussagekräftig:<br />

»Am ersten Tag der Woche aber [. . .] predigte ihnen Paulus, und da er am nächsten<br />

Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede h<strong>in</strong> bis Mitternacht. [. . .] Es saß aber e<strong>in</strong> junger<br />

Mann mit Namen Eutychus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fenster und sank <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en tiefen Schlaf, weil Paulus<br />

132

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!