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JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...

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4.6 Therapie und Diagnostik<br />

therapy oder kurz ADEPT. Hierbei werden dem Patienten mit dem Enzym Cytos<strong>in</strong>deam<strong>in</strong>ase<br />

komb<strong>in</strong>ierte Antikörper gespritzt, welche an Rezeptoren b<strong>in</strong>den, die hauptsächlich<br />

an Tumoren zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt wird dem Patienten die<br />

zunächst wirkungslose Prodrug 5-Fluorcytos<strong>in</strong> gegeben. Wenn diese den am Tumor<br />

bef<strong>in</strong>dlichen Antikörper-Enzym-Komplex erreicht, katalysiert die Cytos<strong>in</strong>deam<strong>in</strong>ase die<br />

Umwandlung der Prodrug <strong>in</strong> das Zellgift 5-Fluoruracil. Im Gegensatz zu verschiedenen<br />

Chemotherapeutika, die gegen alle sich teilenden Zellen gerichtet s<strong>in</strong>d, ermöglichen<br />

antikörperbasierte Ansätze e<strong>in</strong>e zielgerichtetere Therapie mit weniger Nebenwirkungen.<br />

Insgesamt steckt <strong>in</strong> den unterschiedlichen Forschungsansätzen mit monoklonalen<br />

Antikörpern daher e<strong>in</strong> großes Potential für die Krebstherapie.<br />

4.6.7 Alternative Therapien – Misteltherapie<br />

E<strong>in</strong> kontrovers diskutiertes Thema <strong>in</strong> der modernen Krebsforschung stellen die alternativen<br />

Therapien dar. E<strong>in</strong>e der bekanntesten ist die Behandlung mit Mistelpräparaten,<br />

die hauptsächlich von Vertretern der anthroposophischen Mediz<strong>in</strong> angewandt wird.<br />

Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>e alternative Richtung, welche die Persönlichkeit des Patienten<br />

bei der Behandlung berücksichtigt. Ihr Begründer, der österreichische Philosoph<br />

und Esoteriker Rudolf Ste<strong>in</strong>er (1861 – 1925), beschrieb Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

das mediz<strong>in</strong>ische Potenzial der Mistel, e<strong>in</strong>es Halbschmarotzers, der auf Bäumen und<br />

Sträuchern lebt. Misteln wurden schon zuvor als Hausmittel gegen hohen Blutdruck,<br />

Epilepsie und Asthma angewendet. Spätere Nachforschungen brachten zwei für Misteln<br />

spezifische Inhaltsstoffe ans Licht, denen Anthroposophen große Bedeutung für die<br />

Krebstherapie zuschreiben. Dabei handelt es sich e<strong>in</strong>erseits um die Mistellekt<strong>in</strong>e, zuckerhaltige<br />

Eiweißstoffe, die das Immunsystem anregen, das Wachstum von Krebszellen<br />

stoppen und durch das Auslösen des »Zellselbstmordes« sogar Tumore zerstören können<br />

sollen. Andererseits be<strong>in</strong>halten Misteln sogenannte Viscotox<strong>in</strong>e. Diese eiweißhaltigen<br />

Verb<strong>in</strong>dungen ähneln <strong>in</strong> ihrer chemischen Struktur Schlangengiften und sollen ebenfalls<br />

das Immunsystem stimulieren und Krebszellen durch Auflösen der Zellwand zerstören<br />

können.<br />

Für die Therapie werden die Mistelpräparate zwei- bis dreimal pro Woche an Bauch<br />

oder Oberschenkel unter die Haut gespritzt. Der Preis für e<strong>in</strong>e dieser Dosen variiert<br />

zwischen 6 und 10 Euro. In Ausnahmefällen kann das Präparat auch direkt <strong>in</strong> den Tumor<br />

gespritzt werden oder per Infusion verabreicht werden.<br />

Die Verfechter dieser komplementär zur konventionellen Behandlung ablaufenden Therapie<br />

räumen ihr das Potenzial e<strong>in</strong>, Tumore zu zerstören oder zum<strong>in</strong>dest ihr Wachstum<br />

zu verlangsamen; das Immunsystem zu stimulieren und vor allem die Lebensqualität<br />

der Patienten zu erhöhen. Kritiker entgegnen, diese Wirkung habe <strong>in</strong> repräsentativen<br />

Studien nicht bestätigt werden können. Als gesichert gilt demgegenüber, dass die Misteltherapie<br />

verschiedene Nebenwirkungen auslösen kann. E<strong>in</strong>e allergische Reaktion auf<br />

die Präparate kann zudem lebensgefährlich se<strong>in</strong>.<br />

Letztlich ist es vor allem e<strong>in</strong>e Grundsatzfrage für den Patienten, ob er der ausführlich<br />

erforschten, konventionellen Behandlung (Operation, Chemo-/Strahlentherapie) folgt<br />

oder sich auch auf die viel diskutierte, alternative Misteltherapie e<strong>in</strong>lässt.<br />

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