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JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...

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3 Auf der Suche nach dem Gedächtnis<br />

aufgenommenen Informationen zwischengespeichert, bis sie schließlich <strong>in</strong>s Langzeitgedächtnis<br />

übergehen. Diesen Vorgang nennt man Konsolidierung. Der Hippocampus<br />

fungiert dabei als e<strong>in</strong>e Art Knotenpunkt der Verschaltungen zwischen e<strong>in</strong>zelnen Nervenzellen<br />

der Großhirnr<strong>in</strong>de, die für die Speicherung zuständig s<strong>in</strong>d. Ob sich diese Nervenzellen<br />

mit der Zeit auch untere<strong>in</strong>ander stärker vernetzen, sodass der Hippocampus zur<br />

Speicherung dieser Informationen nicht mehr benötigt wird (Konsolidierungstheorie),<br />

oder ob er se<strong>in</strong>e Funktion als Schaltstelle weiter beibehält (Theorie multipler Gedächtnisspuren),<br />

ist noch umstritten. Jedenfalls führt e<strong>in</strong>e Schädigung des Hippocampus zu<br />

erheblichen Gedächtnisproblemen, die vor allem den Übergang zwischen Kurzzeit- und<br />

Langzeitgedächtnis, sowie das Abrufen von Informationen aus diesem betreffen (siehe<br />

auch Patient H.M.).<br />

E<strong>in</strong>e weitere für das deklarative Langzeitgedächtnis sehr wichtige Hirnregion ist der<br />

frontale Cortex, also die R<strong>in</strong>de des Stirnlappens, der die Funktion des Hippocampus<br />

hemmt, um zu verh<strong>in</strong>dern, dass überflüssige Informationen gespeichert oder abgerufen<br />

werden.<br />

Des Weiteren spielen auch Teile des Zwischenhirns e<strong>in</strong>e tragende Rolle beim deklarativen<br />

Lernen und Abrufen. E<strong>in</strong>e Schädigung des Zwischenhirns (zum Beispiel durch<br />

vermehrten Alkoholkonsum) kann zum Korsakow-Syndrom führen, welches gekennzeichnet<br />

ist durch Störungen des Gedächtnisses und Konfabulation, d. h. der Patient erf<strong>in</strong>det<br />

unbewusst Geschichten, um se<strong>in</strong>e Gedächtnislücken zu füllen.<br />

3.7 Amnesien<br />

E<strong>in</strong>e Amnesie beschreibt das Phänomen des Gedächtnisverlusts, welches am häufigsten<br />

aufgrund von Schädel-Hirn-Traumata e<strong>in</strong>tritt. Weitere Möglichkeiten für den E<strong>in</strong>tritt<br />

dieser Störung bestehen bei übermäßigem Alkohol- und Drogenkonsum oder bei bestimmten<br />

Krankheiten, wie unter anderem Epilepsie, Men<strong>in</strong>gitis oder Enzephalitis. Dabei<br />

tritt e<strong>in</strong>e Amnesie grundsätzlich plötzlich e<strong>in</strong> und baut sich nicht über e<strong>in</strong>en längeren<br />

Zeitraum auf. Nach Ausbildung besteht sie entweder für e<strong>in</strong>en begrenzten Zeitraum<br />

oder sogar lebenslang. Je nach Art der Amnesie ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, se<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen<br />

wiederzuerlangen, unterschiedlich. In seltenen Fällen s<strong>in</strong>d die Er<strong>in</strong>nerungen<br />

durch Gedächtnistra<strong>in</strong><strong>in</strong>g oder Psychotherapie wieder aufzubauen. Mögliche emotionale<br />

Folgen für den Patienten s<strong>in</strong>d Angststörungen und Depressionen.<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell s<strong>in</strong>d verschiedene Arten von Amnesien zu unterscheiden. Die erste Form<br />

wird als retrograde Amnesie bezeichnet und beschreibt den Verlust der Er<strong>in</strong>nerungen<br />

an e<strong>in</strong>e Zeitspanne vor e<strong>in</strong>er Hirnschädigung. In diesem Fall herrscht e<strong>in</strong>e Störung<br />

des autobiographischen Gedächtnisses vor. Es ist also nicht mehr möglich, sich an e<strong>in</strong><br />

bestimmtes, selbst erlebtes Ereignis zu er<strong>in</strong>nern. So kann man sich beispielsweise nicht<br />

an se<strong>in</strong>e eigene Lebensgeschichte oder an se<strong>in</strong>e Angehörigen er<strong>in</strong>nern. Im Anschluss<br />

an diesen Ausfall ist es bei e<strong>in</strong>er dauerhaften Schädigung der Neuronen meistens unmöglich,<br />

das Gedächtnis wiederzuerlangen. Dies ist auf e<strong>in</strong> Absterben von Nervenzellen<br />

zurückzuführen, welches unter anderem durch Hirnblutungen hervorgerufen werden<br />

kann.<br />

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