JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...
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6 E<strong>in</strong>e philosophische Analyse der Liebe<br />
Gegenstande richtet, sondern der erkannte Gegenstand nach der Erkenntnis. Es wird<br />
sich zeigen, dass sich diese Annahme durch Erfolg rechtfertigt. Nun muss man aber<br />
unterscheiden zwischen dem D<strong>in</strong>g an sich und dem D<strong>in</strong>g als Ersche<strong>in</strong>ung (erkannter<br />
Gegenstand).<br />
Kants Interesse gilt nun der Untersuchung, wie der Gegenstand erkannt wird, wie also<br />
die Wirklichkeit als Ersche<strong>in</strong>ung <strong>in</strong>nerhalb unseres Erkenntnisvermögens konstruiert<br />
wird. Diese Pr<strong>in</strong>zipien der Wahrnehmung bed<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e empirische Erkenntnis, s<strong>in</strong>d<br />
aber von ihr unabhängig. E<strong>in</strong>e Analyse der Bed<strong>in</strong>gungen der Möglichkeit von Erfahrung<br />
nennt Kant »Transzendentalphilosophie«.<br />
6.9.3 Kants Term<strong>in</strong>ologie<br />
A priori und a posteriori Kant unterscheidet zwei grundlegende Erkenntnisarten:<br />
Solche, die die Vernunft gänzlich aus sich selbst hervorbr<strong>in</strong>gt (»a priori«) und solche,<br />
die auf Erfahrung fußen (»a posteriori«).<br />
Apriorische Erkenntnisse zeichnen sich durch notwendige Allgeme<strong>in</strong>heit aus, während<br />
empirische Erkenntnisse lediglich aussagen, dass e<strong>in</strong> bestimmter Sachverhalt gilt (es ist<br />
nur komparative Allgeme<strong>in</strong>heit durch Induktion möglich).<br />
Mathematische Sätze wie z. B. der Satz »Die kürzeste Entfernung zweier Punkte ist die<br />
gerade L<strong>in</strong>ie.« gelten notwendigerweise, da sie durch re<strong>in</strong>e Verstandesarbeit verifizierbar<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Analytische und synthetische Urteile Unter e<strong>in</strong>em Urteil versteht Kant e<strong>in</strong>en Satz, <strong>in</strong><br />
dem e<strong>in</strong> logisches Prädikat von e<strong>in</strong>em Begriff ausgesagt wird. Hier kann man unterscheiden<br />
zwischen analytischen und synthetischen Urteilen.<br />
Während analytische Urteile e<strong>in</strong>en Begriff lediglich zergliedern, ordnen synthetische<br />
Urteile e<strong>in</strong>em Begriff e<strong>in</strong> völlig neues Prädikat zu. Die Verknüpfung (Synthesis) ist also<br />
neu, mith<strong>in</strong> erkenntniserweiternd.<br />
Analytische Urteile können nur apriorisch se<strong>in</strong>, da e<strong>in</strong>e Begriffzergliederung re<strong>in</strong>e<br />
Verstandesarbeit ist. Synthetische Urteile müssen sich neben dem Begriff auf noch etwas<br />
anderes X stützen. Für synthetische Urteile a posteriori ist X die Erfahrung. Kant zufolge<br />
gibt es aber auch synthetische Urteile a priori. Hier muss das für das Urteil zusätzlich<br />
erforderliche X e<strong>in</strong>er anderen Quelle als der Erfahrung entspr<strong>in</strong>gen, nämlich aus der<br />
Vernunft selbst.<br />
Ziel ist es also, die Erkenntnis unabhängig von Erfahrung zu erweitern. Dies ist<br />
entscheidend, wenn man die Metaphysik, nämlich als e<strong>in</strong>e die Erfahrung übersteigende<br />
Erkenntniserweiterung, als ernstzunehmende Wissenschaft ansehen möchte. Das für<br />
diese Erkenntniserweiterung notwendige X (siehe oben) muss aus der Vernunft selbst<br />
hervorgehen.<br />
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