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JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...

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3 Auf der Suche nach dem Gedächtnis<br />

Konditionierung, produzierten die Hunde schon vermehrt Speichel, sobald die Glocke<br />

läutete, weil sie gelernt hatten, dass sie danach gefüttert werden.<br />

Vor der Konditionierung ist die Fütterung e<strong>in</strong> unkonditionierter Reiz, auf den der Hund<br />

mit Speichelfluss reagiert. Der Speichelfluss ist <strong>in</strong> diesem Fall angeboren und muss<br />

nicht erlernt werden. Glockenläuten ohne anschließende Fütterung ist e<strong>in</strong> neutraler Reiz,<br />

auf den der Hund nicht reagiert. Nach der Konditionierung ist das Glockenläuten e<strong>in</strong><br />

konditionierter Reiz, auf den der Hund mit e<strong>in</strong>er konditionierten, erlernten Reaktion<br />

reagiert, <strong>in</strong>dem er Speichel produziert.<br />

Es gibt sowohl die Appetenzkonditionierung als auch die Aversionskonditionierung. Die<br />

Appetenzkonditionierung ist e<strong>in</strong>e Konditionierung mittels e<strong>in</strong>es positiven Reizes wie<br />

zum Beispiel die Fütterung der Hunde. Die Aversionskonditionierung dagegen erfolgt<br />

beispielsweise durch e<strong>in</strong>en Stromschlag, der e<strong>in</strong>en negativen Reiz darstellt.<br />

Konditionierungen können auch gelöscht werden, sodass der zuvor konditionierte Reiz<br />

abtra<strong>in</strong>iert wird. Bei e<strong>in</strong>em so genannten Pawlowschen Hund müsste man also immer<br />

wieder mit der Glocke läuten, ohne dass die Hunde anschließend Futter bekommen. So<br />

würden sie nach e<strong>in</strong>er gewissen Zeit nicht mehr konditioniert auf das Läuten reagieren,<br />

was bedeutet, dass sie ke<strong>in</strong>en Speichel mehr produzieren.<br />

Die Konditionierung spielt sich unter anderem im Kle<strong>in</strong>hirn, dem Cerebellum, ab. Es<br />

gibt zwei Inputpfade, e<strong>in</strong>en für den konditionierten Reiz und e<strong>in</strong>en für die angeborene<br />

Reaktion. Beide Pfade laufen zu den Purk<strong>in</strong>jezellen <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>hirnr<strong>in</strong>de und dem<br />

Nucleus <strong>in</strong>terpositus. Hier f<strong>in</strong>det die Verknüpfung zwischen konditioniertem und unkonditioniertem<br />

Reiz statt. Der Befehl für die konditionierte Reaktion auf den Reiz geht<br />

über e<strong>in</strong>en Output-Pfad zurück, der vom Nucleus <strong>in</strong>terpositus zu den entsprechenden<br />

motorischen Arealen führt.<br />

3.3 Aplysia<br />

Die Meeresschnecke Aplysia Californica sorgte <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten für e<strong>in</strong>e neurobiologische<br />

»Weltsensation«. Wie viele andere wirbellose Tiere besitzt sie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Nervensystem mit großen Neuronen. Gepaart mit dem günstigen Preis und der kurzen<br />

Lebenserwartung wurde Aplysia zum perfekten Studienobjekt für Eric Kandel.<br />

Untersucht wurde der Kiemenrückzugsreflex: Wird e<strong>in</strong> röhrenförmiges Organ (Sipho)<br />

mit e<strong>in</strong>em Wasserstrahl gereizt, ziehen sich die Kiemen zurück. Man hat herausgefunden,<br />

dass die Reaktion auf den Reiz mit der Zeit schwächer wird; diese Art des Lernens nennt<br />

man Habituation. Habituation ist e<strong>in</strong>e unbewusste Form des Lernens, bei der die Reaktion<br />

auf e<strong>in</strong>en als ungefährlich erkannten Reiz geschwächt wird. Eric Kandel und se<strong>in</strong> Team<br />

konnten das Motoneuron identifizieren, das den Muskel für das Zurückziehen der<br />

Kiemen <strong>in</strong>nerviert, und nannten es L7. Nicht an den S<strong>in</strong>nesneuronen am Sipho, sondern<br />

an den Synapsen des sensorischen Neurons, welches den Reiz am Sipho aufnimmt, f<strong>in</strong>det<br />

bei der Habituation e<strong>in</strong>e Veränderung statt. Dabei wird die präsynaptische Endigung so<br />

verändert, dass sie weniger Neurotransmitter ausschüttet. Es ist noch nicht bekannt, wie<br />

dies passiert, vermutlich f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Abschwächung der Funktionalität von Ca 2+ -Kanälen<br />

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