JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...
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5.14 Der Umgang mit der kollektiven Schuld am Beispiel des Holocaust<br />
Abbildung 5.3: Dieser Anblick beherrscht bald wieder die Stadtmitte Berl<strong>in</strong>s. Foto des Stadtschlosses<br />
aus den 1920er Jahren. Quelle: Wikipedia [49].<br />
Berl<strong>in</strong> ist heute zum achten Mal die Hauptstadt e<strong>in</strong>es sich wandelnden politischen<br />
Geme<strong>in</strong>wesens. Jede Stadt, die sich auf konzentriertem Raum bef<strong>in</strong>det, erlebt im Laufe<br />
der Zeit wiederholte Umformung, Überschreibung und Sedimentierung nicht nur der<br />
Bauwerke, sondern auch der Geschichte. Es ist diese Schichtung von Geschichte, welche<br />
die Frage aufkommen lässt, welcher Zeitgeschichte Vorzug gegeben werden soll. Das<br />
Stadtschloss <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>es solchen Phänomens, bei dem die ältere<br />
Geschichte die neue Geschichte regelrecht verschluckt. Das alte Staatsratgebäude der<br />
DDR musste Platz machen für den Wiederaufbau des ehemals größten Barockbaus<br />
nördlich der Alpen. Das stärkste Argument für den Abriss des Palastes der Republik<br />
2008 war, dass dessen Standort e<strong>in</strong> Teil des historischen Stadtkerns Berl<strong>in</strong>s sei und dass<br />
dieser durch Rekonstruktion des Stadtschlosses als »Humboldt-Forum« wieder se<strong>in</strong>e<br />
alte Form e<strong>in</strong>nehmen solle.<br />
»Auf historischem Grund ist jede Baumaßnahme e<strong>in</strong> Zerstörungsakt« (Assmann<br />
2007: 127). Diese Aussage trifft der deutsche Philosoph Hermann Lübbe und greift<br />
damit das eigentliche Problem von Geschichte und Architektur auf, nämlich dass es<br />
unmöglich ist, jemals etwas Neues zu errichten, ohne <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise <strong>in</strong> das frühere<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild e<strong>in</strong>zugreifen und dieses damit permanent zu verändern. Die Frage<br />
ist nur, welche Geschichte wir als erhaltenswert sehen und ob dies die Perspektive der<br />
Zukunft bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
5.14 Der Umgang mit der kollektiven Schuld am Beispiel des Holocaust<br />
Seit 70 Jahren prägen der Holocaust und der Umgang mit diesem die deutsche Identität.<br />
Besonders heute, da die Erfahrungsgeme<strong>in</strong>schaft der Zeitzeugen ausstirbt, führt das<br />
Er<strong>in</strong>nern an den Holocaust zu Kontroversen.<br />
Obwohl 1946 <strong>in</strong> Nürnberg die Hauptkriegsverbrecher verurteilt wurden, leugnete<br />
die Bevölkerung ebenso wie Parteien und Kirche jegliche Beteiligung an deren Taten.<br />
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