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JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...

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6.7 Sextus Empiricus – Skepsis und Liebe im Konflikt<br />

so viel wie »nicht eher jenes als dieses« oder, um es noch weiter auszuformulieren, »Ich<br />

weiß nicht, welchem von diesen D<strong>in</strong>gen ich zustimmen soll und welchem nicht«. Durch<br />

diese Formulierungen gel<strong>in</strong>gt es dem Skeptiker, ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>en Aussagen zu treffen<br />

und so se<strong>in</strong>e Philosophie sprachlich angemessen zu formulieren.<br />

Der skeptische Ansatz zur Überw<strong>in</strong>dung der <strong>in</strong>neren Unruhe besteht dar<strong>in</strong>, darauf<br />

zu warten, dass man <strong>in</strong> der sich fortwährend e<strong>in</strong>stellenden isosthenia plötzlich und<br />

unerwartet <strong>in</strong>nehält. Und genau dann, wenn man <strong>in</strong>nehält, gelangt man, wie zufällig,<br />

zur ataraxie (Seelenruhe). Diese Seelenruhe ersche<strong>in</strong>t dem Skeptiker als der angenehmste<br />

und erstrebenswerteste Zustand.<br />

Wichtig ist es, zu erwähnen, dass es nach Sextus’ Auffassung auch sogenannte<br />

»aufgezwungene Güter« (Affekte wie Lust und Schmerz) gibt, bei denen es nicht möglich<br />

ist, die ataraxie zu erreichen, da der Mensch diese nicht bee<strong>in</strong>flussen kann. Bei solchen<br />

Affekten soll darum nur e<strong>in</strong>e metriopathie (e<strong>in</strong> Maßhalten) angestrebt werden.<br />

Lassen sich Liebe und Skepsis komb<strong>in</strong>ieren? Nachdem nun die Grundidee der Skepsis<br />

beschrieben wurde, soll diese philosophische Strömung nun auf die Frage h<strong>in</strong><br />

untersucht werden, ob sich auch die Liebe <strong>in</strong> dieses System e<strong>in</strong>ordnen lässt.<br />

E<strong>in</strong> Skeptiker erkennt zwar an, dass es Affekte gibt, allerd<strong>in</strong>gs versucht er diese, soweit<br />

dies möglich ist, e<strong>in</strong>zudämmen. E<strong>in</strong>e Frage, die sich hier zwangsläufig ergibt, ist, wie<br />

es sich denn dann mit der Liebe bei Skeptikern verhält und <strong>in</strong>wieweit man diese zwei<br />

Aspekte komb<strong>in</strong>ieren kann. Das Hauptproblem hierbei besteht dar<strong>in</strong>, dass zu der Liebe<br />

auch Leidenschaft und starke Emotionen zählen. Da nun die Liebe zum Menschen gehört<br />

und die Emotionen zur Liebe gehören, ergibt sich, dass auch diese starken Emotionen<br />

menschlich s<strong>in</strong>d. Wenn man diesen Gesichtspunkt nun wieder auf die Skepsis bezieht,<br />

so wird deutlich, dass das Pr<strong>in</strong>zip der pyrrhonischen Skepsis nach Sextus gar nicht<br />

menschlich zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Somit lässt sich sagen, dass Sextus’ philosophischer Ansatz<br />

es nicht bewerkstelligen konnte, den Menschen mit all se<strong>in</strong>en Eigenschaften zu erfassen.<br />

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