JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...
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2.4 Antibiotika<br />
2.4 Antibiotika<br />
Antibiotika s<strong>in</strong>d Substanzen mit ger<strong>in</strong>ger molekularer Masse, die schon bei niedrigen<br />
Konzentrationen das Wachstum von Mikroorganismen (Bakterien oder Pilze) hemmen.<br />
Sie wirken gegen diese wachstums<strong>in</strong>hibierend (bakteriostatisch) oder irreversibel schädigend<br />
(bakterizid). Seit es Alexander Flem<strong>in</strong>g im Jahre 1929 gelang, mit dem Pilz<br />
Penicillium notatum das Wachstum des Bakteriums Staphylococcus aureus auf e<strong>in</strong>er<br />
Agarplatte zu hemmen, gelten Antibiotika als wichtigste Entdeckung <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong>.<br />
Mikroorganismen stellen bis heute die entscheidende Gruppe dar, aus denen Antibiotika<br />
isoliert werden. Obwohl bereits mehr als 12 000 Substanzen bekannt s<strong>in</strong>d, geht die Suche<br />
nach neuen Wirkstoffen ständig weiter, da noch längst nicht alle Verb<strong>in</strong>dungen mit<br />
antibiotischer Wirkung gefunden wurden. Von den fädigen Bakterien, den Streptomyces,<br />
wurden beispielsweise erst ca. 3–5 % erforscht.<br />
Nun stellt sich die Frage, wie e<strong>in</strong> Antibiotikum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bakterienzelle wirkt. Es<br />
greift mit bestimmten Mechanismen <strong>in</strong> die Zellwandsynthese, die Prote<strong>in</strong>synthese,<br />
die DNA-Replikation usw. e<strong>in</strong>. In der Zellwand hemmen z. B. ß-Laktam-Antibiotika<br />
wie Penicill<strong>in</strong> die Biosynthese bestimmter Makromoleküle (Peptidoglykane), die der<br />
Zellwand Stabilität verleihen. Die Übersetzung der mRNA <strong>in</strong> Am<strong>in</strong>osäureketten wird<br />
durch das Antibiotikum Chloramphenicol unterbrochen.<br />
Da Antibiotika leider oft falsch angewendet und zu schnell an den Patienten vergeben<br />
werden, nimmt die bakterielle Resistenzentwicklung immer weiter zu. Auch die<br />
Verwendung von Antibiotika <strong>in</strong> der Viehzucht stellt e<strong>in</strong>e wichtige Ursache für die Verbreitung<br />
von Resistenzen und der daraus resultierenden Gefahr dar. Bakterien können<br />
auf verschiedene Weise zu ihrer Resistenz gegenüber e<strong>in</strong>em Antibiotikum gelangen.<br />
Man unterscheidet primäre oder natürliche Resistenzen von sekundären, erworbenen<br />
Resistenzen. Bei den primären Resistenzen besitzt das Antibiotikum bei dem Bakterium<br />
e<strong>in</strong>e Wirkungslücke und ist von vornhere<strong>in</strong> unwirksam. Cephalospor<strong>in</strong>e wirken beispielsweise<br />
nicht bei Enterokokken. Bei den sekundären Resistenzen wäre das Bakterium<br />
eigentlich empf<strong>in</strong>dlich gegen das Antibiotikum, jedoch s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne Stämme resistent<br />
geworden. Dies geschieht durch Mutation oder Übertragung von Resistenz vermittelten<br />
Genen durch Transformation, Transduktion oder Konjugation. Der Schutz der Bakterien<br />
vor Antibiotika kann folgendermaßen aussehen: Sie können Enzyme bilden, die<br />
die Antibiotika spalten oder ändern. So werden die Antibiotika unwirksam oder <strong>in</strong>aktiviert.<br />
Außerdem können die Bakterien sogenannte Efflux-Pumpen ausbilden, die<br />
die Antibiotikakonzentration im Bakterium so ger<strong>in</strong>g halten, dass das Antibiotikum<br />
ebenfalls nicht wirken kann.<br />
In Deutschland sterben jährlich 40 000 Menschen aufgrund multiresistenter Keime. Je<br />
häufiger Antibiotika e<strong>in</strong>gesetzt werden, desto höher ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass neue<br />
Resistenzen entstehen, also ist e<strong>in</strong>e rationale Anwendung von Antibiotika unerlässlich,<br />
um die oft unterschätzte Gefahr der Resistenzen e<strong>in</strong>zudämmen.<br />
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