JGW-SchülerAkademie Papenburg 2011 - Jugendbildung in ...
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2 Biotechnologie im Alltag<br />
Diabetes mellitus ist e<strong>in</strong>e Stoffwechselkrankheit, die mit e<strong>in</strong>em erhöhten Blutzuckerspiegel<br />
e<strong>in</strong>hergeht. Man unterscheidet zwei Typen der Erkrankung: Beim Typ I werden<br />
die Insul<strong>in</strong> produzierenden Zellen zerstört, zur Therapie gibt man lebenslang künstlich<br />
Insul<strong>in</strong> zu. Beim Typ II reagiert der Organismus weniger empf<strong>in</strong>dlich gegen Insul<strong>in</strong><br />
(Insul<strong>in</strong>resistenz), die Therapie drückt sich <strong>in</strong> Gewichtsabnahme und <strong>in</strong> schweren Fällen<br />
ebenfalls durch Insul<strong>in</strong>zugabe aus. Das Ziel ist das Überw<strong>in</strong>den der Insul<strong>in</strong>resistenz.<br />
Die ersten Behandlungsverfahren von Diabetes bestanden <strong>in</strong> der Gabe von Schwe<strong>in</strong>ebzw.<br />
R<strong>in</strong>der<strong>in</strong>sul<strong>in</strong>, das direkt aus den Tieren isoliert wurde. Aufgrund der vielen Nachteile,<br />
die diese Methoden mit sich brachten, wird Insul<strong>in</strong> seit dem Jahr 1979 gentechnisch<br />
durch Bakterien hergestellt. Dafür werden die Gene für die α- bzw. β-Kette auf separaten<br />
Plasmiden jeweils h<strong>in</strong>ter das Gen für das Enzym β-Galactosidase als Reportergen<br />
fusioniert. Zwischen die beiden Gene baut man noch die Nukleotidsequenz für die<br />
Am<strong>in</strong>osäure Methion<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Diese zwei Plasmide werden dann <strong>in</strong> zwei verschiedene E.<br />
coli-Kulturen e<strong>in</strong>gebracht und die Zielgene dar<strong>in</strong> exprimiert. Man isoliert anschließend<br />
die von den Bakterien gebildeten Prote<strong>in</strong>e und unterzieht sie e<strong>in</strong>er Bearbeitung mit Bromcyan<br />
(CNBr). Diese Säure spaltet Prote<strong>in</strong>ketten dort, wo es Methion<strong>in</strong> gibt. So gew<strong>in</strong>nt<br />
man die α- und β-Ketten. Schließlich erstellt man e<strong>in</strong>e Mischung beider Ketten und<br />
unterzieht diese e<strong>in</strong>er sogenannten oxidativen Sulfitolyse, wobei die Disulfidb<strong>in</strong>dungen<br />
zwischen den beiden Ketten entstehen. Nun hat man aktives Insul<strong>in</strong> gewonnen.<br />
2.8 Immuntechnologie<br />
2.8.1 Antikörper<br />
Antikörper s<strong>in</strong>d Moleküle des Immunsystems, die körperfremde Moleküle (Antigene)<br />
erkennen und b<strong>in</strong>den. Sie bestehen aus vier Prote<strong>in</strong>untere<strong>in</strong>heiten: zwei leichten und<br />
zwei schweren Ketten. Jede dieser Ketten besteht aus e<strong>in</strong>er konstanten und e<strong>in</strong>er variablen<br />
Region. Die konstante Region ist <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Organismus bei allen Antikörpern<br />
derselben Klasse gleich, woh<strong>in</strong>gegen die variablen Regionen, welche an das Antigen<br />
b<strong>in</strong>den, differieren.<br />
Durch die schweren Ketten lassen sich die Antikörper <strong>in</strong> verschiedene Oberklassen<br />
e<strong>in</strong>teilen. So gehören die häufigsten Antikörper zur Oberklasse Immunglobul<strong>in</strong> G,<br />
welches vor allen D<strong>in</strong>gen gegen Bakterien wirkt. Durch weitere kle<strong>in</strong>e Unterschiede<br />
<strong>in</strong> den Ketten werden die Antikörper dieser Oberklasse nochmals <strong>in</strong> verschiedene<br />
Unterklassen e<strong>in</strong>geteilt.<br />
Die Aufgabe von Antikörpern ist es, dem Körper durch das B<strong>in</strong>den der Antigene e<strong>in</strong>e<br />
gewisse Immunität vor Krankheitserregern zu vermitteln. Sie werden jeweils spezifisch<br />
von e<strong>in</strong>er B-Zell-Population synthetisiert. Entgegen der Auffassung, dass sie nur im<br />
Krankheitsfall produziert werden, s<strong>in</strong>d Antikörper ständig <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Konzentration im<br />
Körper vorhanden. S<strong>in</strong>d Antigene im Körper, so werden die B-Zellen, welche Antikörper<br />
produzieren, die auf das Antigen reagieren, angeregt und beg<strong>in</strong>nen damit sich verstärkt<br />
zu teilen. Somit werden auch die Antikörper häufiger produziert. Mittels Mutation und<br />
Selektion wird der am besten auf das Antigen passende Antikörper ausgewählt. Dar-<br />
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