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Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

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3.2.3. Merkmale <strong>von</strong> 'Mentalität'<br />

Aufgrund seiner Analysen stellt de Jong folgende Merkmale auf:<br />

a) Mentalität ist nicht sichtbar. De Jong führt das Bild einer Wurzel an,<br />

dessen Teile nicht vollkommen herausgerissen werden können, es können jedoch<br />

teilweise neue „Teile“ einer Mentalität entwickelt werden;<br />

b) Mentalität ist handlungsleitend, da sie bestimmte Handlungen zu erlauben<br />

und an<strong>der</strong>e zu beschränken scheint. Als Beispiel wird aus einem Transkripttext<br />

<strong>der</strong> Informant Herbert angeführt, <strong>der</strong> extra aus Angst vor <strong>der</strong> „Mentalität“<br />

<strong>der</strong> Deutschen in Deutschland nicht Deutsch spricht [de Jong 2010: 167]:<br />

Ich hab es nach vielen Jahren erstmal so richtig gemerkt, dass die... Ich<br />

hab zum Beispiel ab und zu in Deutschland Eng ‒ Englisch gesprochen. ... Und<br />

hatte so den Eindruck, wenn ich da Deutsch sprechen würde, die würden mich<br />

da gleich erstmal so... ... Und es hat mich eigentlich traurig gestimmt, und hat<br />

hats auch bewiesen, dass in Deutschland die Deutschen sehr untolerant sind...<br />

c) Wird eine Mentalität o<strong>der</strong> Teile <strong>von</strong> ihr erkannt, sind sie bewertbar,<br />

Mentalität kann aber selbst auch ein Resultat bzw. Produkt des Bewertungsvorgangs<br />

werden; siehe Punkt (e);<br />

d) Wissenselemente <strong>von</strong> Mentalität können „fossilisieren“, vgl. das Transkriptsegment<br />

<strong>von</strong> Mona [de Jong 2010: 121]:<br />

Durch diese ganze Erfahrung, die ich mitgemacht hab, halt ich das für<br />

sehr schwierig, dass ich mich in Deutschland mit den Deutschen, die ich kenne...<br />

Meine Eltern wohnen ja in Deutschland. Ich geh ja öfters mal hin und guck, was<br />

so da los ist. Das halt ich für sehr schwierig, dass man sich da wohler fühlen<br />

kann. Das is auch wie<strong>der</strong> ne Mentalität, die mir nicht entspricht. ... dass man<br />

hier in Brasilien, ... Du lebst <strong>als</strong>o sehr offen. ... Und dieses Locker- und Gelassen-Sein,<br />

das würde mir in Deutschland fehlen. Ich weiß, dass man da sehr eingeschränkt<br />

ist. ... Vor allen Dingen nich, wenn du, nein, das gibts <strong>als</strong>o nich, <strong>als</strong>o<br />

Mutter, zwei Kin<strong>der</strong>, und Beruf und so, und ...<br />

Dem fossilisierten Teil <strong>der</strong> Mentalität entspricht hier Monas Vorstellung,<br />

dass berufstätige Frauen mit Kin<strong>der</strong>n in Deutschland nicht akzeptiert werden,<br />

obwohl eine <strong>der</strong>artige Lebenskonstellation auch in Europa gang und gäbe ist.<br />

e) Mentalität ist verifizier- bzw. f<strong>als</strong>ifizierbar und damit auch reflektierbar<br />

(vgl. „Gerhard“; de Jong 2010:148):<br />

Und äh, ich sehe heute auch ein, in vielen Dingen ist <strong>der</strong> Brasilianer in<br />

seiner Mentalität uns überlegen. Er, mit seiner Mentalität, die wir nicht ganz<br />

akzeptieren o<strong>der</strong> vielleicht auch kritisieren, wird er glücklicher. Und das ist<br />

doch unser Lebensziel. Er erreicht et mit seiner Menti/Mentalität leichter <strong>als</strong><br />

wir. Also muss ich doch am Ende sagen: Menschenskin<strong>der</strong>, vielleicht haben die<br />

Recht.<br />

f) Mentalität ist nahezu unkorrigierbar, weil die Bewertungen, Einschätzungen,<br />

Sentenzen usw. so weit automatisiert sind, dass sie nicht mehr hinterfragt<br />

werden (vgl. „Gerhard“) [de Jong 2010:148]:<br />

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