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Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

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Zu einem wichtigen Faktor <strong>der</strong> Konvergenzprozesse sollte auch die interdialektale<br />

Identifizierung gerechnet werden. Unter dieser Erscheinung verstehen<br />

wir die Fähigkeit <strong>der</strong> Dialektsprecher, einen fremden Dialekt zu verstehen,<br />

indem man die Laute eines fremden Dialekts denen des eigenen Dialekts<br />

gleichsetzt, die Identität <strong>der</strong> fremden Laute feststellt und im Laufe des längeren<br />

Zusammenlebens diese neuen Laute entwe<strong>der</strong> akzeptiert und annimmt, o<strong>der</strong> sie<br />

ablehnt. Das ist <strong>als</strong>o die Fähigkeit <strong>der</strong> Träger eines Dialekts, die gemeinsamen<br />

Züge und die Unterschiede zwischen ihrem heimatlichen und einem fremden<br />

Dialekt zu erkennen. An<strong>der</strong>s gesagt ist es die Fähigkeit <strong>der</strong> Dialektsprecher, einen<br />

fremden Dialekt zu verstehen.<br />

Beson<strong>der</strong>s wichtig ist diese Fähigkeit für benachbarte Mundarten, <strong>der</strong>en<br />

Sprecher mit einan<strong>der</strong> aus verschiedenen Anlässen mehr o<strong>der</strong> weniger häufig<br />

Kontakt pflegen. Zum Beispiel auf dem Jahrmarkt, beim Handel usw. In solchen<br />

Regionen bilden sich die konvergenten Formen im Bereich <strong>der</strong> Aussprache<br />

und <strong>der</strong> Lexik schneller aus, die Bedingungen für die Herausbildung einer<br />

einheitlichen Verkehrssprache sind in solchen Regionen viel günstiger <strong>als</strong> in<br />

den <strong>von</strong>einan<strong>der</strong> weiter liegenden Regionen.<br />

Wie bekannt, werden die Laute <strong>der</strong> menschlichen Rede vom Sprecher<br />

beim Spracherwerb in Klassen vereinigt und im menschlichen Gedächtnis in<br />

einem abstrakten Schema <strong>als</strong> Invarianten zusammengefasst. Der Lerner unterscheidet<br />

die Invarianten <strong>der</strong> Vokale o<strong>der</strong> Phoneme <strong>als</strong> i, u, e, o und a.<br />

Jedem Element dieses Schemas entsprechen in konkreten Aussagen, (sei<br />

es in <strong>der</strong> Standardsprache o<strong>der</strong> in den Mundarten) im Redefluss einige Varianten<br />

o<strong>der</strong> Allophone.<br />

Die physischen Charakteristiken aller Varianten des a zum Beispiel a1,<br />

a2, a3 usw. unterscheiden sich <strong>von</strong> einan<strong>der</strong>, aber trotzdem werden sie <strong>von</strong> den<br />

Dialektsprechern <strong>als</strong> a identifiziert und wahrgenommen.<br />

Diese Gesetzmäßigkeit gilt nicht nur für Vokale, son<strong>der</strong>n auch für die<br />

Konsonanten sowie für ihre Distribution und Prosodie (Betonung und Rhythmus).<br />

Auf dieselbe Weise werden die Laute und ihre Distribution im Redefluss<br />

<strong>von</strong> einem Sprecher in einem fremden Dialekt identifiziert und aufgenommen.<br />

Das System <strong>der</strong> Laute des heimatlichen Dialekts bildet die Grundlage des<br />

Identifizierungsprozesses <strong>der</strong> Laute eines fremden Dialekts, denn <strong>der</strong> Dialektsprecher<br />

projiziert die Laute eines fremden Dialekts auf die Laute seiner vertrauten<br />

Mundart. Da es aber zwischen den Lautsystemen zweier Dialekte eigentlich<br />

immer Unterschiede gibt, werden die fremden Laute auch unterschiedlich<br />

aufgenommen. Der Grund dafür wären die sprachexternen Faktoren, die<br />

sich mit den sprachinternen Faktoren aufs engste verflechten.<br />

Es entsteht die Frage, welche lautliche Erscheinung doch letztlich <strong>von</strong><br />

den Dialektsprechern einer Sprachinsel anerkannt wird, welches Allophon sich<br />

<strong>als</strong>o durchsetzt. Aus <strong>der</strong> deutschen Sprachgeschichte kennen wir die zweite o-<br />

<strong>der</strong> hochdeutsche Lautverschiebung, in <strong>der</strong>en Folge die Laute p, t, k und b,d,g<br />

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