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Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

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ern des Schwarzmeergebiets in <strong>der</strong> NÖP-Zeit. Er zeichnete „das Leben <strong>der</strong> sowjetdeutschen<br />

Bauer in drastischer, ungeschminkter Weise. Ohne ein Blatt vor<br />

den Mund zu nehmen, deckt er die spießbürgerlichen, finsteren Seiten dieses<br />

o<strong>der</strong> jenes Menschentyps auf, dabei so fundiert und humorvoll, dass <strong>der</strong> Betroffene<br />

selbst lachen musste“ [Kontschak 1968].<br />

Zum Inhalt <strong>der</strong> Humorgeschichten <strong>von</strong> <strong>Bachmann</strong><br />

Die Geschichten werden <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ich-Perspektive aus erzählt. Die meisten<br />

sind im schwäbischen Dialekt geschrieben. Die erste Geschichte heißt Wie ich<br />

emol in <strong>der</strong> Nacht uf meinre Sau gritte bin, und was dabei fer ä Wun<strong>der</strong><br />

g’schehe isch. In dieser Geschichte geht es um den Kauf einer Sau und darum,<br />

dass sie fortlaufen wollte. Einmal kriegte ein Bauer eine Geldüberweisung <strong>von</strong><br />

seinem Freund aus Amerika. Der hat ihm zehn Dollar geschickt. Dann beschloss<br />

dieser Bauer, sich eine Sau auf dem Markt zu kaufen. In <strong>der</strong> Nacht begann die<br />

Sau zu stark zu schreien. Der Bauer und seine Frau kamen dorthin und sahen,<br />

dass diese Sau flüchten wollte. Dann schil<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Autor, wie <strong>der</strong> Bauer diese<br />

Sau zu fangen versucht. Er sieht komisch aus: „Wie ich in d‘ Näh komm, springt<br />

die Sau mit äme Ororor uf, dass d‘ Spritzer uf alle Seite flieget un ‘s Lampeglas<br />

schier platzt isch“. Eine Weile später sieht <strong>der</strong> Bauer im Himmel einen Meteor,<br />

diese Erscheinung ist ihm unbekannt. Niemand kann ihm dieses Ding erklären,<br />

und er geht zum Schullehrer, <strong>der</strong> sagt ihm, dass es ein Meteor ist. Der Humor in<br />

seiner Reaktion auf diese Erklärung beruht auf dem Wortspiel: „ Jo“, han ich<br />

gsagt, „ was ä Ohr isch, woiß ich gut, awer was des fer ä Medeohr sei kann, bin<br />

ich mer net ganz im Klare“.<br />

In einer an<strong>der</strong>en Geschichte geht es darum, wie in Dammelsdorf <strong>der</strong> Kuhhalter<br />

beinahe Buchhalter geworden wäre, wenn er es nur ausgehalten hätte. In<br />

dieser Geschichte ist die Rede <strong>von</strong> dem Kuhhalter Peter Pätz, <strong>der</strong> Buchhalter<br />

werden wollte. Einmal begann die Konsumverwaltung einen neuen Buchhalter<br />

zu suchen, weil <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Buchhalter gestorben war. Da<strong>von</strong> erfuhr <strong>der</strong> Kuhhalter<br />

Peter Pätz. Er ging in das Konsumkontor und sagte, dass er so viele Kühe<br />

versorgt hat und mit ä paar zahme Büchern würde er auch fertig werden. Der<br />

Vorsitzende gab ihm ein großes dickes Buch und ließ ihn dieses Buch einen Arschin<br />

hoch über seinem Kopf solange halten, bis er zurück kommt und ihm ein<br />

an<strong>der</strong>es, ein noch dickeres gibt. Peter meinte, dass die Bücher sich viel ruhiger<br />

verhalten <strong>als</strong> die wilden Bullen, und er auf diese Weise eine ruhige Arbeitsstelle<br />

bekommen könne. Aber er bewältigte diese Aufgabe nicht. Mit je<strong>der</strong> Minute<br />

wurde aber sein Stolz kleiner wie auch er selbst, denn seine Beine bogen sich<br />

immer mehr, bis er endlich da saß wie ein Unglückshäuflein. Von dieser Zeit an<br />

trieb Peter Pätz nicht mehr die Kühe durch’s Dorf, weil alle Leute <strong>von</strong> seiner<br />

Buchhalterprobe erfahren hatten. Dann besuchte er im Winter die Abendschule,<br />

um selbst das Lesen zu lernen, auch seine Kin<strong>der</strong> schickte er immer regelmäßig<br />

zur Schule. Eine Geschichte erzählt darüber, wie Tante Katharina und’s Ri-<br />

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