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Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

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tät nach einem Halbjahr erscheint. Aber er konnte es nicht rechtzeitig machen.<br />

Eine gute Sache braucht halt Zeit!<br />

Sprachanalyse <strong>der</strong> Humorgeschichten<br />

Betrachten wir nun näher die sprachliche Gestaltung <strong>der</strong> Kolonistengeschichten<br />

<strong>von</strong> <strong>Hermann</strong> <strong>Bachmann</strong>. In <strong>der</strong> bereits erwähnten Geschichte über<br />

die Einführung <strong>der</strong> neuen Maße finden sich ausgezeichnete Belege für die Sprache<br />

<strong>der</strong> Bauern in ihrer vertrauten Mundart. In dem Text ist die Rede <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Einführung des metrischen Maß-und Mengesystems im Jahre 1918 und <strong>der</strong> Aufhebung<br />

<strong>von</strong> traditionellen Länge-, Gewichts- und Körpermaße wie z.B. Arschin,<br />

Pfund und an<strong>der</strong>en. Diese Neuerungen waren den Bauern unverständlich, und<br />

diese Verworrenheit mit den neuen Realien wurde zum Inhalt vieler Humoresken.<br />

Wie bekannt, ist jede Sprache mit dem Leben <strong>der</strong> Gesellschaft verbunden<br />

und wie<strong>der</strong>spiegelt alle Seiten des Lebens ihrer Sprecher. Die sprachliche Beschaffenheit<br />

des Textes lässt uns den Dialekt zu einer oberdeutschen Mundart<br />

zählen, genauer gesagt zu dem Schwäbischen. Er hat alle wichtigen Merkmale<br />

<strong>der</strong> schwäbischen Mundart bewahrt und hat noch einige sprachliche Elemente<br />

aus <strong>der</strong> Überdachungssprache aufgenommen, was für Inselmundarten typisch<br />

ist. Dies sind die Folgen <strong>der</strong> Mundartengenese, die unter den Bedingungen einer<br />

Sprachinsel etwas mehr <strong>als</strong> ein hun<strong>der</strong>t Jahre dauerte.<br />

In diesem Text gibt es kennzeichnende Züge <strong>der</strong> schwäbischen Mundart,<br />

aber es gibt auch Merkmale an<strong>der</strong>er Mundarten, so kommt z.B. aus dem Nie<strong>der</strong>deutschen:<br />

Sproch→Sprache.<br />

Zum Schwäbischen zählen folgende phonetische Merkmale:<br />

1. sch statt s (isch→ist),<br />

2. <strong>der</strong> Ausfall <strong>der</strong> Vokale im Wort: dr (<strong>der</strong>), ‘r (er), hen (haben),<br />

3. <strong>der</strong> Übergang oi→ei: Soif→Seife, moin→meine, zwoit→zweite,<br />

4. <strong>der</strong> Gebrauch <strong>von</strong> w statt b: awer→aber, Ruwle→Rubel,<br />

5. die Verengung <strong>der</strong> Vokale in einigen Positionen: o→a: Moß→Maße,<br />

6. die Länge des Vok<strong>als</strong> fehlt in offener Silbe: od<strong>der</strong> statt o<strong>der</strong>.<br />

Zu <strong>der</strong> schwäbischen Mundart gehören folgende morphologische Merkmale:<br />

1. <strong>der</strong> Ausfall des auslautenden Konsonanten -n in <strong>der</strong> unbetonten Silbe: zum<br />

Lache, abgmesse→abgemessen, zruckkomme→ zurückgekommen;<br />

2. die Reduktion des unbetonten e im Wortauslaut: Zeig→Zeige, Moß→Maße;<br />

3. <strong>der</strong> Gebrauch des deminutiven Suffixes -le statt -chen: Mädle→Madchen, ä<br />

bißle→ein bisschen.<br />

Was die Syntax angeht, so entspricht sie völlig den standarddeutschen<br />

Regeln.<br />

Der Wortschatz dieser Mischmundart weist schon eine Menge russische<br />

Entlehnungen auf: Pulemotr (Maschinengewähr), Ruwle (Rubel), Prikaschtschik<br />

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