10.02.2015 Aufrufe

Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wird. Zum Beispiel zählt das voluminöse Handbuch <strong>von</strong> Wierlacher/Bogner<br />

[2003] 'Mentalität' nicht zu den „Rahmenbegriffen“ <strong>der</strong> Interkulturellen Germanistik.<br />

Zurückkehrend zur Erörterungslinie des Abschnitts 3, ist ersichtlich, dass<br />

de Jong 'Mentalität' in <strong>der</strong>en laiensprachlicher Anwendung erfasst: Er lässt sich<br />

<strong>von</strong> Nicht-Linguisten erzählen, was jene darunter verstehen, mit dem Ziel, die<br />

dabei eingesetzten sprachlichen Mittel und Strategien zu erschließen. Daraus<br />

folgert er auf eine „Nichtverwendbarkeit“ eines wissenschaftlichen Mentalitätskonzeptes,<br />

4 das durch de Jongs Projekt per se allerdings nicht ausgeschlossen<br />

werden kann. D.h., <strong>der</strong> Übergang <strong>von</strong> <strong>der</strong> laiensprachlichen Konstruktion <strong>von</strong><br />

'Mentalität' (diese scheint auf <strong>der</strong> laiensprachlichen Ebene tatsächlich ein Pseudobegriff<br />

zu sein), <strong>der</strong> instruktiv in einem interkulturellen Kontext empirisch<br />

analysiert wird, hin zur Absage <strong>von</strong> Mentalität <strong>als</strong> wissenschaftlichem Begriff<br />

wird nicht eindeutig begründet.<br />

Werlen hingegen spricht sowohl die wissenschaftliche <strong>als</strong> auch die laiensprachliche<br />

Ebene <strong>von</strong> 'Mentalität' direkt an:<br />

Zur laiensprachlichen Ebene konstatiert sie, dass ganz einfach 'Mentalität'<br />

in <strong>der</strong> Alltagssprache verwendet wird und dessen Konzept <strong>als</strong> Erklärungsmuster.<br />

Weiter expliziert sie [Werlen 1998:78]:<br />

Alltagssprachliche Formulierungen und Typisierungen weisen darauf hin,<br />

daß es einen Komplex aus laientheoretischen Vorstellungen, Einstellungen<br />

und Interpretationen alltagspraktischer Ereignisse und Handlungen gibt, <strong>der</strong> sich<br />

eben auf jene Phänomene konzentriert, die die historische Anthropologie und<br />

Mentalitätsgeschichte Mentalität nennen. Befremdliches Verhalten wird u.a.<br />

mit Mentalität erklärt, wobei Mentalität zum einen ein sehr komplexes laientheoretisches<br />

Konzept zu sein scheint. Zum an<strong>der</strong>n hat <strong>der</strong> Gebrauch des Konzepts<br />

Mentalität im laientheoretischen Kontext die Tendenz zur Verkürzung und zur<br />

Individualisierung. Mentalität tritt <strong>als</strong> Attribuierungsmuster in Erscheinung, das<br />

psychologisierend individuelle und in [sic!] kollektive Kategorisierungen vornimmt:<br />

Statt aber in Mentalitäten Nie<strong>der</strong>schläge historischer und sozioökonomischer<br />

Verhaltensbedingungen zu suchen und sich das fremde Verhalten<br />

sozio-kulturell o<strong>der</strong> sozio-ökonomisch begreiflich zu machen, wird mit <strong>der</strong> Diagnose<br />

Mentalität im Sinne <strong>der</strong> Charaktereigenschaft <strong>der</strong> Gruppe<br />

(,Volkscharakter‘) <strong>der</strong> Interpretationsvorgang auf „biologistische“ Art und Weise<br />

abgeschlossen. (Die Hervorhebungen durch Fettdruck stammen <strong>von</strong> mir:<br />

C.F.);<br />

b) Zur wissenschaftlichen Ebene formuliert sie Folgendes [ebenda]:<br />

Mentalität muß <strong>als</strong> wissenschaftliche Konzeption entwickelt werden, um<br />

erklären zu können, was alltagssprachlich und laientheoretisch mit Mentalität<br />

4 Wie in Punkt 3.2.4 bereits erwähnt: unter Rekurs auf Vygotskijs Konzept des Pseudobegriffs.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!