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Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

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esuchte das Privatgymnasium Treffner in Dorpat, das er 1907 erfolgreich absolviert<br />

hatte. Von 1909 bis 1912 besuchte er die höheren Kurse für Germanistik,<br />

die er <strong>als</strong> Bester absolvierte. <strong>Hermann</strong> <strong>Bachmann</strong> war es beschieden, eine<br />

gediegene Ausbildung zu erhalten, was um jene Zeit nicht unbedingt selbstverständlich<br />

für einen jungen Mann aus dem Russlanddeutschtum war. Die glänzende<br />

Ausbildung und seine Doppelbegabung bestimmen dann auch seine späteren<br />

Erfolge <strong>als</strong> Erzieher und Schriftsteller. Die erste vollwertige Anstellung erhielt<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Bachmann</strong> nach Abschluss seiner Ausbildung <strong>als</strong> Assessor an <strong>der</strong><br />

St.-Annenschule, einem klassischen Gymnasium mit einem sehr guten Ruf im<br />

damaligen St. Petersburg. Im Jahre 1924 avancierte er zum Schulinspektor des<br />

Hoffnungstaler Rayons und wurde 1925 für vier Jahre Schulleiter an <strong>der</strong> Mittelschule<br />

in Großliebental. Während seiner Tätigkeit im Odessaer Gebiet begründete<br />

<strong>Bachmann</strong> auch seinen Ruf <strong>als</strong> Sprachkenner. So lag es nahe, dass man ihn<br />

1930 an das neu gestaltete pädagogische Mustertechnikum in Chortiza <strong>als</strong> Lehrer<br />

für deutsche Sprache und Literatur berief, wo er bis 1932 erfolgreich für die<br />

Festigung <strong>der</strong> Muttersprache in den Folkschulen <strong>der</strong> deutschen Siedlungen<br />

wirkte.<br />

Das Schwergewicht seines schöpferischen Wirkens lag bei <strong>Hermann</strong><br />

<strong>Bachmann</strong> auf schriftstellerischem und volkskundlichem Gebiet, insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> Mundartliteratur. Einen Hinweis auf seine ersten systematischen<br />

Forschungen im volkskundlichen Bereich erhalten wir <strong>von</strong> Viktor Schirmunski,<br />

<strong>der</strong> im Sommer 1926 die deutschen Kolonien Südrusslands bereiste, um<br />

Material zu sammeln über die Mundarten, zur Volkskunde und über das neue<br />

Dorf. Ausschlaggebend für seine sprachwissenschaftlichen Bemühungen war<br />

seine Zusammenarbeit mit dem russischen Sprachwissenschaftler V. M. Schirmunski.<br />

V. M. Schirmunski war ein russischer Philologe, Dialektologe und Germanist.<br />

Seine Forschungsarbeiten im Bereich <strong>der</strong> Germanistik erstreckten sich<br />

unter an<strong>der</strong>em auf die Erforschung <strong>der</strong> Dialekte <strong>der</strong> Russlanddeutschen sowie<br />

<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> deutschen und englischen klassischen Literatur (darunter etwa<br />

Goethe und Byron).<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Bachmann</strong> gehörte zu Schirmunskis zuverlässigsten Mitarbeitern.<br />

Bereits 1927 bereiste <strong>Bachmann</strong> zusammen mit V. Schirmunski die Siedlungen<br />

des Beresaner Gebiets und <strong>der</strong> Moldauer Republik. <strong>Bachmann</strong> stammte<br />

selbst aus dem Beresaner Gebiet und konnte hervorragend musizieren. Sie wan<strong>der</strong>ten<br />

<strong>von</strong> Dorf zu Dorf und sammelten altes Brauchtum, studierten Mundarten<br />

und ließen sich Volkslie<strong>der</strong> vorsingen, <strong>der</strong>en Melodien <strong>Hermann</strong> <strong>Bachmann</strong> an<br />

Ort und Stelle in Noten nie<strong>der</strong>schrieb. Er berichtete darüber wie folgt: „Ich gab<br />

eine kurze und populäre Erklärung über die Wichtigkeit des Einsammelns <strong>der</strong><br />

Volkslie<strong>der</strong> und wandte mich dann an die Mädchen und Jungen, eines <strong>der</strong> bekanntesten<br />

Lie<strong>der</strong> vorzusingen… „ [Schnurr 1974: IX]. Es gelang ihm, auf diese<br />

Weise einige hun<strong>der</strong>t Volkslie<strong>der</strong> zu sammeln, die er in Noten legte und <strong>der</strong><br />

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