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Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

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...ich bin äh Deutscher. Und zwar ... kommt das aus <strong>der</strong> Mentalität her. Der<br />

Mensch erhält seine Mentalität während des/den ersten achtzehn neunzehn Lebensjahren.<br />

Diese Mentalität ist sehr schwierig abzulegen. Man kann äh sein<br />

Wissen erweitern. Man kann Erfahrung machen. Die Mentalität bleibt. ... Und<br />

bis zum achtzehnten Lebensjahr habe ich die deutsche Mentalität mitbekommen.<br />

Die kann man nicht abl/äh ablegen;<br />

g) Mentalität wird <strong>als</strong> Kollektivkonzept institutionell vermittelt und ist<br />

somit anfällig für Ideologien. Vermittelt wird Mentalität <strong>als</strong>o z.B. in <strong>der</strong> Schule<br />

o<strong>der</strong> durch die Familie. Diese tragen dazu bei, dass sich bereits im Kindesalter<br />

ein Bewertungsprozess formiert, auf dessen Basis sich Mentalität aufbaut. Individuelle<br />

Mentalitäten können sich erst durch Abtrennung vom Herkunftskollektiv<br />

entwickeln, dessen Mentalität wie<strong>der</strong>um erst durch die Distanz fassbar wird.<br />

So kann etwa unter den Auswan<strong>der</strong>ern wie<strong>der</strong>um ein Gruppenselbstbild entstehen,<br />

innerhalb welcher die Mitglie<strong>der</strong> wissen, welche Wissenselemente nicht<br />

(mehr) auf sie zutreffen, da diese negativ bewertet werden;<br />

h) Mentalitätsmuster haben eine identitätskonstituierende Qualität durch<br />

Abgrenzung und Zuschreibung;<br />

i) Mentalität ist durch Sprache vermittelt, aber nicht durch Sprache konstituiert<br />

[de Jong 2010: 189]:<br />

In dieser Hinsicht war „<strong>der</strong> starke Dialekt“, welcher „am Rande des Ruhrgebiets“<br />

gesprochen wird, ebenfalls neu, denn die Sprecherin, kannte so etwas<br />

nicht.‘ Hier handelt es sich eindeutig um neu hinzugewonnene Wissenselemente,<br />

die jedoch negativ bewertet werden, da sie den Erwartungen nicht entsprechen.<br />

In diesem Zusammenhang bestätigt sich die Vermutung, dass sich das mit<br />

„Mentalität“ bezeichnete Phänomen auch sprachlich manifestiert, doch ist hier<br />

... nicht nach Nation<strong>als</strong>prachen zu differenzieren, son<strong>der</strong>n vielmehr nach bewerteten<br />

Soziolekten und Dialekten, was erneut die Theorie bestätigt, dass das mit<br />

„Mentalität“ bezeichnete Phänomen ideologisch instrumentalisierbar ist;<br />

j) Mentalitätswandel ist möglich, z.B. beim Generationenwechsel;<br />

k) Mentalität existiert auf nationaler, kultureller und regionaler Ebene<br />

(siehe den Transkripttext <strong>von</strong> Andrea) [de Jong 2010: 184]:<br />

Ich musste ja schon <strong>als</strong> Kind oft mich immer auf eine neue Umgebung,<br />

eine neue Klasse, eine neue Schule, eine neue Stadt, neue deutsche Mentalität...<br />

Ja, Bonn ist an<strong>der</strong>s wie Aachen o<strong>der</strong> Wuppertal. Die Mentalität ist an<strong>der</strong>s;<br />

l) Mentalität wird zuerst <strong>als</strong> selbstverständlich gesetzt und dann aufgrund<br />

des verlorenen Erwartungscharakters auf Basis <strong>von</strong> Kritik konstruiert;<br />

m) Ein Vorurteil kann sich aus <strong>der</strong> Mentalität ergeben, Mentalität hingegen<br />

kann höchstens aus einer Reihe <strong>von</strong> Vorurteilen resultieren und diese begründen,<br />

d.h. sie ist verfestigter und weniger korrigierbar <strong>als</strong> das Vorurteil (vgl.<br />

den Transkriptabschnitt <strong>von</strong> Hilde) [de Jong 2010: 197]:<br />

Sie müssen nichts machen. Sie müssen sich nicht allzu sehr anstrengen,<br />

damit sie ihr tägliches Brot haben. Das is die jahrhun<strong>der</strong>tealte Mentalität <strong>von</strong><br />

den Malaien. Und das kommt eben daher, dass sie sich auch <strong>als</strong> Bauern nicht<br />

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