10.02.2015 Aufrufe

Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

schickte Ausnutzung des nahezu alle Deutschen verbindenden Nationalgefühls<br />

beim Ausbruch des Krieges mit Frankreich 1870 bereitete die Reichsgründung<br />

vor, die mit Zustimmung aller Fürsten nochwährend des Krieges am 18 Januar<br />

1871 in Versailles vollzogen wurde. Bismarck wurde im neuen deutschen Kaiserreich<br />

<strong>der</strong> erste Reichskanzler. Wolfgang Mommsen bezeichnete die Gründung<br />

des Deutschen Reiches durch Bismarck <strong>als</strong> „konservative Gegenrevolution<br />

<strong>von</strong> oben“. Zum Begriff <strong>der</strong> „Konservativen Revolution“ gibt es zahlreiche<br />

Quellen [Mommsen 1959; Ruszka 1960].<br />

Nach 1871 beginnt die Zeit Bismarckscher Friedenspolitik. Mit Hilfe eines<br />

Bündnissystems entwickelt er eine neue „Balance of power“, die den Krieg<br />

zwischen den Großmächten verhin<strong>der</strong>n soll. Durch kluge und ausgewogene Politik<br />

gelang es ihm, das neue Großreich in <strong>der</strong> Mitte Europas innerhalb <strong>der</strong> übrigen<br />

europäischen Großmächte zu etablieren und durch ein ausgeklügeltes Bündnissystem<br />

außenpolitisch abzusichern. 1871 wurde Bismarck in den Fürstenstand<br />

erhoben.<br />

In <strong>der</strong> Innenpolitik übersah Bismarck in seinem konservativen Bestreben,<br />

die Monarchie mit allen Mitteln gegen jede liberale, demokratische und sozialistische<br />

Strömung abzuschirmen, die Notwendigkeit, den durch die Industrialisierung<br />

erfolgten gesellschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen des mo<strong>der</strong>nen Staates Rechnung<br />

zu tragen.<br />

Im Kulturkampf gegen den politischen Katholizismus musste er ebenso<br />

eine Nie<strong>der</strong>lage einstecken wie in seinem Versuch, mit dem Sozialistengesetz<br />

die neuen politischen Kräfte <strong>der</strong> Sozialdemokratie <strong>als</strong> Staatsfeinde einzustufen<br />

und zu vernichten. Als epochenmachend gilt heute die Einführung <strong>der</strong> Sozialgesetze,<br />

die ihre werbende Wirkung auf die Arbeiterschaft infolge des Kampfes<br />

gegen die Sozialdemokratie verfehlte. Nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. und<br />

wenige Monate später auch nach dem Tode Kaiser Friedrichs im Jahre 1888<br />

kam es in dem Verhältnis zwischen dem Kanzler und dem jungen Kaiser Wilhelm<br />

II. zu Spannungen. Meinungsunterschiede über die politische Führungsarbeit<br />

führten im März 1890 zur Entlassung Bismarcks.<br />

3. Was vom Kanzler übrig blieb<br />

Die Bismarck-Legende zeigt die Größe und Elastizität seiner Politik. Diese<br />

Legende ruhte auch auf bismarckscher, orthodoxer Russenfreundschaft. Bismarck<br />

hoffte, nach seiner Entlassung den Rückversicherungsvertrag mit Russland<br />

noch einmal erneuern zu können.<br />

1890 erfolgte die Verleihung des Titels eines Herzogs <strong>von</strong> Lauenburg.<br />

Vier Jahre später starb seine Ehefrau Johanna. Bismark selbst stirbt am 30. Juli<br />

1898 in Friedrichsruh bei Hamburg. Seine letzten Worte waren vermutlich:<br />

„Gib, dass ich meine Johanna wie<strong>der</strong>sehe!“.<br />

Die drei Kin<strong>der</strong> Bismarcks waren Tochter Maria und zwei Söhne, Herbert<br />

(1849‒1904), Staatssekretär des Auswärtigen Amtes 1886‒1890, und Wilhelm<br />

53

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!