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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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Grabmal: Neuer Israelitischer Friedhof, 18/11/18<br />

Jüdischer Friedhof, Garchinger Straße 37, Freimann<br />

Studentenstadt U6<br />

GESCHICHTLICHER HINTERGRUND UND DEUTUNG<br />

Die Mutter von Heinz Eschen, <strong>die</strong> Gastwirtin Bianka Eschen, setzte sich da<strong>für</strong> ein,<br />

dass ihr Sohn eine höhere Schulausbildung bekam und mit dem Abitur abschließen<br />

konnte. Während seines Studiums fand er über dem kommunistischen Studentenverband<br />

den Weg in <strong>die</strong> KPD. In München beteiligte er sich am Kampf gegen <strong>die</strong><br />

NS-Studentenbewegung und nahm an vielen Demonstrationen und Kundgebungen<br />

teil. Es kam zu Auseinandersetzungen mit der SA, als er Studentinnen beschützen<br />

wollte, <strong>die</strong> von der SA misshandelt wurden. Nach einer schweren Schussverletzung<br />

setzte er seinen Kampf gegen <strong>die</strong> Nazis verstärkt fort. Nach einer Demonstration<br />

am 1. Februar 1933 wurde er verhaftet und wegen „Verdunklungsgefahr“ zu elf<br />

Tagen Gefängnis verurteilt. Danach brachte man ihn am 22. März 1933 ins KZ<br />

Dachau.<br />

In den Jahren seiner Lager-Inhaftierung hatte der 24-Jährige vielen seiner jüdischen<br />

Mitgefangenen Hilfe geleistet. Den erlittenen Misshandlungen, Demütigungen und<br />

öffentliche Bestrafungen begegnete er mit Selbstdisziplin. 1936 wurde er von der<br />

Lagerleitung als Kapo und Blockältester eingesetzt. Er wollte das Vertrauen der SS<br />

gewinnen, um Vorteile <strong>für</strong> <strong>die</strong> ihm zugeteilten Häftlinge zu erreichen. Über seinen<br />

Einsatz <strong>für</strong> gefährdete und geschwächte Menschen berichtete Alfred Eduard Lomnitz,<br />

der im Februar 1937 nach Dachau kam. Er besorgte Medikamente und zusätzliche<br />

Lebensmittel, er organisierte kulturelle Veranstaltungen, besorgte Bücher aus<br />

der Lagerbibliothek, deklamierte Gedichte von Tucholsky, Becher und Kästner.<br />

Besondere Anstrengungen erforderten <strong>die</strong>, über den Judenblock verhängten „Isolierungen“.<br />

Darüber berichtete ein Insasse: „Die Fenster wurden verschraubt und<br />

weiß angestrichen, <strong>die</strong> Türen verschlossen und <strong>die</strong> Luftschächte abgedichtet. Die<br />

Strohsäcke liegen auf dem Boden, drei Mann auf zwei Strohsäcken. Die Baracke<br />

glich einem Sarg. Nur einmal wöchentlich öffnete sich <strong>die</strong> Tür, wenn man <strong>die</strong> Nahrung<br />

hinein warf. … Indem er seine Mithäftlinge davon überzeugte, daß <strong>die</strong> Mißhandlungen<br />

nur eine Zeichen der Schwächen seien, versuchte er sie aufzumuntern,<br />

um mit letzter Kraft Widerstand zu leisten.“ 117 Diese Isolationszeiten überbrückte<br />

Heinz Eschen mit Gesprächen über Geschichte, Literatur, Politik und Musik. Nach<br />

Veranlassung eines marxistischen Gesprächszirkels, verriet man ihn und er wurde<br />

zu einer der schwersten Strafen im KZ Dachau, dem „Baumhängen“ verurteilt.<br />

117 Jahnke, Karl Heinz (1966): Erinnerung an Heinz Eschen: 399f<br />

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