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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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Schweizer Grenze. Bei der Festnahme hatte er eine Ansichtskarte <strong>des</strong> Bürgerbräukellers,<br />

Teile <strong>des</strong> Zeitzünders und Aufzeichnungen über Rüstungsfertigungen bei<br />

sich getragen. Unter dem Druck von Verhören und Folterungen in der Staatspolizeileitstelle<br />

im Münchner Wittelsbacher Palais gestand er in der Nacht vom 13.<br />

zum 14. November seine alleinige Täterschaft. Obwohl sich <strong>die</strong> Ermittlungen der<br />

Kriminalisten mit den Aussagen Elsers deckten, vermutete Hitler, der Anschlag sei<br />

im Auftrag <strong>des</strong> britischen Geheim<strong>die</strong>nstes geschehen. In der Berliner Gestapo-<br />

Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße 8, wurde er <strong>des</strong>wegen immer wieder verhört,<br />

um den Tathergang genau aufzeichnen zu können. Auch <strong>die</strong> Behörden zweifelten<br />

seine alleinige Täterschaft an. Das 200-seitige Verhörprotokoll, das Ende der sechziger<br />

Jahre von Mitarbeitern <strong>des</strong> Münchner Instituts <strong>für</strong> Zeitgeschichte wieder gefunden<br />

wurde, bezeichnete der Historiker Lothar Gruchmann als Elsers Autobiographie.<br />

Aus ihr geht hervor, dass Elser nicht nur handwerklich äußerst exakt arbeitete,<br />

sondern auch über eine sehr feine Beobachtungsgabe verfügte. So war Elser<br />

nach dem Münchner Abkommen davon überzeugt, dass Hitler einen Krieg provozieren<br />

wird. Er fasste den Entschluss zu seiner Tat im Herbst 1938. „Ich wollte<br />

ja auch durch meine Tat ein noch größeres Blutvergießen verhindern.“ 112 Auch<br />

seine Angehörigen wurden festgenommen und in Berlin verhört. „Wenn ich gefragt<br />

werde, ob ich <strong>die</strong> von mir begangene Tat als Sünde der protestantischen<br />

Lehre betrachte, so möchte ich sagen, im tieferen Sinne, nein!“ 113<br />

Elser sollte nach dem Willen der Machthaber <strong>für</strong> einen Schauprozess vor dem<br />

VGH <strong>für</strong> später „aufgehoben“ werden. Er erhielt <strong>des</strong>halb der Status eines „Sonderhäftlings“<br />

zuerkannt und wurde in den Konzentrationslagern Sachsenhausen<br />

und Dachau im „Bunker“ isoliert und dauernd bewacht gefangen gehalten. Als <strong>die</strong><br />

sowjetischen Truppen näher rücken, beschloss <strong>die</strong> NS-Führung den Mord an prominenten<br />

Gefangenen. Auf Weisung <strong>des</strong> Gestapo-Chefs Heinrich Müller wurde<br />

Elser von einem SS-Oberscharführer am 9. April 1945 vor dem Krematorium im<br />

Konzentrationslager Dachau erschossen und seine Leiche am nächsten Tag verbrannt.<br />

Der ehemalige KZ-Häftling Pater Martin Niemöller behauptete nach dem Krieg,<br />

Elser habe als Nazikollaborateur <strong>die</strong> Tat im Auftrag der SS ausgeführt. Diese unbegründeten<br />

Gerüchte über Elser hielten sich viele Jahre. Der Historiker Jan Kershaw<br />

bezeichnete Elser hingegen als eine Lichtgestalt. 114<br />

112 Hoch, Anton / Gruchmann, Lothar (1980): Georg Elser: 92<br />

113 Hoch, Anton / Gruchmann, Lothar (1980): 93<br />

114 „Dem Führer entgegen arbeiten“. In: Der Spiegel Nr. 34/2000: 58<br />

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