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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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I. Mahnmal<br />

Waldfriedhof, Alter Teil 220/W/37, Fürstenried<br />

Fürstenrieder Str. 288<br />

Holzapfelkreuth U3/U6<br />

Max-Planck-Gesellschaft (1990)<br />

ANLASS UND ENTSTEHUNG<br />

In Instituten der heutigen Max-Planck-Gesellschaft 119 sind Hirnpräparate von <strong>Opfer</strong>n<br />

der NS-Zeit gefunden worden. Weitere Nachprüfungen ergaben, dass <strong>die</strong>s<br />

Hirnschnitte im Rahmen der sogenannten „wilden Euthanasie“ 120 getöteten Kindern<br />

waren. Die Kinder bekamen entweder überdosierte Betäubungsmittel (Morphium-<br />

oder Scopolamin-Injektionen) oder eine sogenannte „Sonderkost“: fett- und<br />

eiweißlose Mahlzeiten, <strong>die</strong> bald zum Tod führten. Den als Aktion T 4 121 getarnten<br />

Massenmorden, <strong>die</strong> eigens in da<strong>für</strong> eingerichtete Tötungsanstalten wie z.B. Schloss<br />

Hartheim bei Linz in Gaskammern durchgeführt wurden, fielen insgesamt 120 000<br />

als geisteskranke und behindert indizierte Kinder und Erwachsene zum <strong>Opfer</strong>.<br />

Massenhafter Missbrauch <strong>des</strong> „Gnadentods“ – Euthanasie – war eine Idee nationalsozialistischer<br />

Ärzte.<br />

Auf Initiative der Max-Planck-Gesellschaft wurden <strong>die</strong>se medizinischen Präparate<br />

am 25. Mai 1990 auf dem Waldfriedhof bestattet. In der Gedenkveranstaltung appellierte<br />

Professor Georg Kreutzberg an Ethik und Moral der heutigen Wissenschaftler<br />

und Ärzte: „Wir setzen einen Stein zum Gedenken. Zum Gedenken an <strong>die</strong><br />

Gequälten und an <strong>die</strong> Getöteten, zur Mahnung an <strong>die</strong> Lebenden, das Geschehene<br />

nicht zu vergessen, zur Mahnung an uns Wissenschaftler, nachzudenken über unser<br />

Tun.“ 122<br />

KURZBESCHREIBUNG<br />

Die hier bestatteten mikroskopischen Präparate werden durch einen hohen, mit<br />

Rillen durchzogenen Stein mit integrierter Inschrift gekennzeichnet:<br />

119 Die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. (MPG) ist <strong>die</strong><br />

Nachfolgerin der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, <strong>die</strong> 1911 mit dem Ziel gegründet wurde,<br />

<strong>die</strong> imperialistischen Ansprüche Deutschlands mit Spitzenleistungen in Wissenschaft<br />

und Forschung zu untermauern.<br />

120 Organisierte und planvoll ausgeführte Morde an Anstaltsinsassen. Ihr fielen ca. 50 000<br />

Menschen zum <strong>Opfer</strong>.<br />

121 Nach der Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4 (T 4).<br />

122 Kreutzberg, Georg (1990): Betroffen von der Erbarmungslosigkeit. Ansprache <strong>des</strong> Direktors<br />

<strong>des</strong> Theoretischen Instituts <strong>des</strong> MPI <strong>für</strong> Psychiatrie. In: MPG-Spiegel 4/90: 33-35<br />

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