Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

sation Todt (OT) 83 . Das in Kaufering begonnene Rüstungsprojekt erhielt die Tarnbezeichnung
„Ringeltaube“, die dort eingesetzten etwa 30 000 überwiegend jüdischen
Häftlinge waren dem KZ Dachau unterstellt. Der Arbeitseinsatz der Häftlinge
erfolgte nach dem nationalsozialistischen Programm der Vernichtung durch
Arbeit. Eine dazu erlassene Richtlinie des Generalbevollmächtigen für den Arbeitseinsatz
Gauleiter Sauckel lautete: „Alle diese Menschen müssen so ernährt,
untergebracht und behandelt werden, daß sie bei denkbar sparsamsten Einsatz die
größtmögliche Leistung erbringen.“ 84 Die Folge davon waren katastrophale Lebens-
und Arbeitsbedingungen im Lager Kaufering. Die Lager bestanden hauptsächlich
aus Erdhütten, „dazu war ein etwa knietiefer Längsgraben ausgehoben,
über dem Bretter zeltförmig zusammengestellt waren … Das Dach der Erdhütten
war mit Erde bedeckt.“ 85 Das Leben darin beschrieb der ehemalige Häftling Miroslav
Kárny: „Es war dort sehr feucht, wir lagen auf bloßen Brettern, jeder Mann
hatte nur eine Decke. Unter dem Kopf gab es nichts. In dem einzigen Ofen wurde
nur abends geheizt … Den ganzen Tag über wurden die Kleider und Schuhe feucht
oder gänzlich durchnäßt und natürlich genügte der Ofen nicht, die Bekleidung von
sechzig Menschen zu trocknen.“ 86 Unter diesen Bedingungen breiteten sich Seuchen
und Ungeziefer aus, was die Lagerleitung zu lebensbedrohlichen Desinfektionsmaßnahmen
veranlasste: „ …Es gab ungefähr 10 Mithäftlinge, lebende Skelette,
die unter die Dusche gehen mußten. Die Duschen waren primitiv und hatten nur
kaltes Wasser. Ich wurde ohnmächtig …Nach dem Duschen mußten wir zu einer
anderen Baracke gehen, wo unsere Kleider aufgehäuft waren, so daß wir nun uns
anziehen konnten. Man mußte 100 Meter im Schnee gehen – ganz nackt.“ 87 Die
erschwerten Lebens- und Arbeitsbedingungen unter strengster Bewachung der SS
und der OT hatte eine hohe Häftlingssterblichkeit zur Folge. Die Historikerin Edith
Raim fand in ihren ausführlichen Recherchen heraus, „daß in Lagern mit derart
katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen wie in Kaufering bis zu 60 % der
83 Eine seit 1938 für den Bau militärischer Anlagen eingerichtete Organisation, die nach
ihrem Leiter Fritz Todt (1891-1942) benannt war und die Koordination des Bauwesens
und die Produktion von Waffen und Munition innehatte.
84 Ferencz, Benjamin B.(1986): Lohn des Grauens. Die verweigerte Entschädigung für
jüdische Zwangsarbeiter: 51. In: Raim, Edith (1989): „Unternehmen Ringeltaube“: 198.
In: Dachauer Hefte 5/1989
85 Raim, Edith (1989): „Unternehmen Ringeltaube“: 199. In: Dachauer Hefte 5/1989
86 Bericht von Miroslay Kárny über Kaufering, Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau,
Dok.Nr.12.939. In: Raim, Edith (1989): „Unternehmen Ringeltaube“: 199. In: Dachauer
Hefte 5/1989
87 Menasche, Albert (1947): Birkenau (Auschwitz II). Memoirs of an eye-witness. How
72 000 Greek Jews Perished. New York: 120. In: Raim, Edith (1989): „Unternehmen
Ringeltaube“: 207. In: Dachauer Hefte 5/1989
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