05.12.2012 Aufrufe

Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

lassen müssen, was Sozialismus ist. Mir ist - um mit Gorki zu reden – mein Sozialismus<br />

von Kind an auf den Rücken geprügelt worden.“ 220 Mit dem Buch Wir sind<br />

Gefangene gelang ihm der literarische Durchbruch in Deutschland und er lernte<br />

zahlreiche Künstler, wie Thomas Mann, Bertolt Brecht, George Grosz, John<br />

Heartfield kennen. Der Verlagsgründer <strong>des</strong> „Malik-Verlages“ Wieland Herzfelde<br />

veröffentlichte Grafs autobiographische Prosa und Erzählungen. Mit Antritt einer<br />

Vortragsreise nach Wien am 17. Februar 1933 begann <strong>für</strong> Oskar Maria Graf das<br />

Exil. Nach der Bücherverbrennung verfasste er <strong>die</strong> Protestnote „Verbrennt mich!“<br />

in der „Wiener Arbeiterzeitung“, weil sein Buch Wir sind Gefangene von der „Nationalsozialistischen<br />

Reichsstelle zur Förderung <strong>des</strong> deutschen Schrifttums“ in der<br />

Liste empfohlener Autoren erschien. Kurz darauf erfolgte Oskar Maria Grafs Ausbürgerung<br />

aus dem Deutschen Reich. Ab 1934 verbrachte er vier Jahre in Brünn,<br />

emigrierte nach Zuspitzung der politischen Lage 1938 in <strong>die</strong> USA und ließ sich in<br />

New York nieder. Dort gründete er einen Bierstammtisch <strong>für</strong> deutsche und österreichische<br />

Emigranten, <strong>die</strong> sich mit dem zerstörten Deutschland verbunden fühlen<br />

und Hilfsbedürftigen dorthin Lebensmittelpakete schickten. Seine Bücher fanden in<br />

den USA keinen Absatz, einzig Das Leben meiner Mutter erschien 1940 in englischer<br />

Übersetzung. „In einer Zeit, da allenthalben versucht wird, durch alte und<br />

neue Schlagworte den gesunden Menschenverstand gleichsam epidemisch zu verwirren,<br />

spricht <strong>die</strong>ses Buch nur von jenen unbeachteten natürlichen Dingen, …<br />

Mag sein, daß damit das Leben der Mütter in allen Ländern erzählt worden ist.“ 221<br />

Nach dem Krieg fanden Grafs Werke in der DDR besondere Beachtung: „In der<br />

Ostzone erleben meine Bücher hohe Auflageziffern: ‚Unruhe um einen Friedfertigen‘<br />

90 000 mit der Taschenausgabe, ‚Mitmenschen‘ <strong>die</strong> vierte Auflage, eben kam<br />

auch wieder ‚Wir sind Gefangene‘ neu heraus in der vierten Auflage und ist schon<br />

im 40sten Tausend, in der Westzone erleben meine besten Bücher nichts von all<br />

dem, sie kommen über 3000 nicht hinaus.“ 222 Die 1958 erhaltene amerikanische<br />

Staatsbürgerschaft ermöglichte ihm erste Reisen nach Europa. Während eines Besuches<br />

in München hielt er – provokant in Lederhosen gekleidet – Dichterlesungen<br />

ab. In den sechziger Jahren bemühte sich der Münchner Oberbürgermeister Dr.<br />

Hans-Jochen Vogel vergeblich um seine Rückkehr in <strong>die</strong> bayerische Lan<strong>des</strong>hauptstadt.<br />

220 Serke, Jürgen (1997): 282<br />

221 Serke, Jürgen (1997): 286<br />

222 Bollenbeck, Georg (1989): Oskar Maria Graf: 130<br />

173

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!