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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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Am 9. Oktober 1942 schrieb sie: „Liebe Kitty! Nichts als traurige und deprimierende<br />

Nachrichten habe ich heute. Unsere jüdischen Bekannten werden gleich<br />

gruppenweise festgenommen. Die Gestapo geht nicht im geringsten zart mit <strong>die</strong>sen<br />

Menschen um. Sie werden in Viehwagen nach Westerbork gebracht, dem großen<br />

Judenlager in Drente. Miep hat von jemanden erzählt, der aus Westerbork geflohen<br />

ist. Es muß schrecklich dort sein. Die Menschen bekommen fast nichts zu essen,<br />

geschweige denn zu trinken. … Wenn es in Holland schon so schlimm ist, wie<br />

muß es dann erst in Polen sein? Wir nehmen an, daß <strong>die</strong> meisten Menschen ermordet<br />

werden. Der englische Sender spricht von Vergasungen, vielleicht ist das noch<br />

<strong>die</strong> schnellste Methode zu sterben. Ich bin völlig durcheinander … Ein schönes<br />

Volk <strong>die</strong> Deutschen, und da gehöre ich eigentlich auch noch dazu! Aber nein, Hitler<br />

hat uns längst staatenlos gemacht. Und im übrigen gibt es keine größere Feindschaft<br />

auf <strong>die</strong>ser Welt als zwischen Deutschen und Juden. Deine Anne“ 159<br />

118<br />

Anne Frank<br />

Foto: Süddeutscher Verlag<br />

Die räumliche Enge und <strong>die</strong> Angst entdeckt zu werden lastet auf allen Versteckten<br />

schwer, da sie tagsüber keine Geräusche verursachen durften, <strong>die</strong> im darunter liegenden<br />

Büro gehört werden konnten. Am 8. November 1943 schrieb sie: „…<br />

Abends im Bett sehe ich mich in einem Kerker, ohne Vater und Mutter. Manchmal<br />

irre ich auf der Straße herum, oder unser Hinterhaus steht in Brand, oder sie<br />

kommen uns nachts holen, und ich lege mich vor Verzweiflung unters Bett. Ich sehe<br />

alles so, als würde ich es am eigenen Leib erleben. Und dann noch das Gefühl es<br />

könnte sofort passieren … Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, daß <strong>die</strong> Welt<br />

159 Frank, Otto H. / Pressler, Mirjam (1994): Anne Frank Tagebuch: 64-65

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