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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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gewohnt hatte. Die Gedenktafel war zum Zeitpunkt der vorliegenden Dokumentation<br />

(Januar 2001) noch nicht realisiert.<br />

GESCHICHTLICHER HINTERGRUND UND DEUTUNG<br />

Therese kam als fünftes Kind <strong>des</strong> jüdischen Textilkaufmanns Salomon Gift und<br />

seiner Frau Therese (geb. Heinemann) in München zur Welt. In der St. Anna- und<br />

der Kerschensteiner Schule hänselten und ärgerten sie <strong>die</strong> Mitschüler wegen ihres<br />

Aussehens: <strong>die</strong> rothaarige Therese wurde am Zopf gerissen und bezichtigt, sie hätte<br />

den Herrn Jesus umgebracht. An <strong>die</strong>se Zeit erinnert sie sich später: „Mit zehn<br />

Pfund bin ich geboren und nie mager geworden. Ich mochte durch keinen Raum<br />

gehen, wenn Leut` drin waren.“ 195 Nach dem Tod <strong>des</strong> Vaters - Therese ist dreizehn<br />

Jahre alt - führte ihr ältester Bruder das Großhandelsgeschäft <strong>für</strong> Samt, Seide und<br />

Kurzwaren weiter. Als sie 1914 <strong>die</strong> Schule abschloss, war vorerst nicht an eine<br />

Berufsausbildung zu denken, da im ersten Kriegsjahr sich zwei Brüder im Einsatz<br />

befanden und Therese im elterlichen Geschäft helfen musste. Schon in jungen Jahren<br />

dachte sie daran, Schauspielerin zu werden. Wie ließ sich ihre Berufswahl erklären,<br />

<strong>die</strong> sie trotz massiven Widerstan<strong>des</strong> der Familie durchsetzen konnte? Ihre<br />

Begründung dazu: „Man hat das Gefühl, man kann es.“ 196 Das Vorstellungsgespräch<br />

bei Albert Steinrück begann sie mit den Worten: „Ich weiß, ich bin zu<br />

dick, aber das Gretchen will ich ja gar nicht spielen.“ 197 Die zweijährige Ausbildung<br />

finanzierte sie sich mit der Arbeit als städtische Angestellte in der Münchner<br />

Kohlenkartenstelle.<br />

Den Künstlernamen „Therese Giehse“ hatte ihre Schwester Irma erfunden. Das<br />

erste Engagement bekam <strong>die</strong> Schauspielerin in Siegen (Westfalen); es folgten Saisonverträge<br />

in Landshut und in Gleiwitz (Schlesien). Bevor sie der Breslauer<br />

Theaterleiter Paul Barnay engagierte, wanderte sie mit der Bayerischen Lan<strong>des</strong>bühne<br />

durch <strong>die</strong> Provinz. Am Breslauer Theater entdeckte sie der Regisseur Otto<br />

Falckenberg und holte sie 1926 als Mitarbeiterin an <strong>die</strong> Münchner Kammerspiele.<br />

Nach der Wiedereröffnung im September 1926 standen neben Klassikern und<br />

Boulevardstücken, auch sozialkritische Themen auf dem Spielplan.<br />

Therese Giehse entwickelt sich, nicht zuletzt wegen ihrer Durchsetzungskraft, zu<br />

einer beliebten Volksschauspielerin. Der „Völkische Beobachter“ lobte sie: „End-<br />

195 Klepzig, Gerd (1969): Therese Giehse, Schauspielerin ohne Schminke. In: „Elle” Nr. 8<br />

v. 15.4.1969. In: StadtA Mü ZA Personen<br />

196 Klepzig, Gerd (1969): 132<br />

197 Hildebrandt, Irma (1992): „Bin halt ein zähes Luder“, 15 Münchner Frauenporträts.<br />

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