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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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Nach Zürich zurückgekehrt, richtete sich <strong>die</strong> „Pfeffermühle“ im Kursaal ein, wo es<br />

am 16. November 1934 zu Krawallen und Saalschlachten mit Anhängern der Nationalen<br />

Front kam. 202 Erika Mann versuchte in einer Presseerklärung <strong>die</strong> Vorwürfe<br />

zu entkräften, konnte aber nicht verhindern, dass <strong>die</strong> meisten Schweizer Kantone<br />

<strong>die</strong> Auftritte der „Pfeffermühle“ verboten. Letztlich war es der Prinzipalin doch<br />

gelungen, eine 15-monatige Europatournee mit 85 Gastspielen durchzuführen. Die<br />

letzte Vorstellung <strong>des</strong> Kabaretts fand im April 1936 in Amsterdam statt. 203<br />

Für <strong>die</strong> geplante Amerikatournee musste ein gültiger Pass besorgt werden. Deshalb<br />

vermittelte Klaus Mann <strong>für</strong> Therese Giehse und <strong>für</strong> seine Schwester Scheineheschließungen<br />

mit englischen Schriftstellern. So wurde Therese Giehse am 23. Mai<br />

1936 zu Mrs.Therese Hampson Simpson. Mit ihrem Ehemann, John Hampson,<br />

verbrachte sie einige Urlaubswochen und blieb ihm bis zu seinem Tod distanziertfreundschaftlich<br />

verbunden. Für sie „war er ein sehr merkwürdiger Mensch. Er<br />

hatte ein tieftrauriges, wunderschönes und eine verrücktes Auge.“ 204<br />

Die fünfwöchige Amerikatournee wurde <strong>für</strong> <strong>die</strong> „Pfeffermühle“ ein Fiasko, da den<br />

Amerikanern das Verständnis <strong>die</strong>ser Art <strong>des</strong> politischen Kabaretts hier fehlte. Vier<br />

Jahre nach ihrer Gründung löste sich <strong>die</strong> „Pfeffermühle“ auf. Therese Giehse<br />

kehrte im Januar 1937 nach Zürich zurück. Hier bot ihr der Direktor <strong>des</strong> Züricher<br />

Schauspielhauses Ferdinand Rieser ein festes Engagement an. „Das nennt man<br />

Anschluß“, kommentierte sie das Geschäft mit dem ihr eigenen Humor. Die<br />

Chance, zu <strong>die</strong>sem hochkarätigen, meist aus deutschen Emigranten bestehenden<br />

Ensemble zu gehören, „wog schlechte Arbeitsbedingungen auf.“ 205 Da das Züricher<br />

Schauspielhaus nicht subventioniert war, folgten in kurzen Abständen Premieren.<br />

Das bedeutete <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schauspieler, bei einer monatlichen Gage von 180-230 Franken,<br />

fast wöchentlich ein neues Stück einzustu<strong>die</strong>ren. In <strong>die</strong>ser Zeit fanden sie Unterstützung<br />

durch <strong>die</strong> Mäzene Emmie und Emil Oprecht, Aline und Wladimir Rosenbaum<br />

und durch Lilly Reiff; letztere zahlte auch <strong>die</strong> 10 000 Franken an <strong>die</strong> Züricher<br />

Behörden, um Giehses Schwester Irma aus Deutschland auszulösen. 206 Die<br />

gute Zusammenarbeit mit Regisseuren und Autoren hatte erheblich zum beruflichen<br />

Erfolg von Therese Giehse beigetragen. So hatte Bertolt Brecht - sie kannte<br />

ihn seit der Münchener Erstaufführung (1929) der Dreigroschenoper, bei der sie<br />

<strong>die</strong> Rolle der Celia Peachum spielte - das Antikriegsstück Mutter Courage aus dem<br />

schwedischen Exil nach Zürich zukommen lassen. Dort wurde das Werk am 19.<br />

202 Hildebrand, Irma (1994): 181f<br />

203 Hildebrandt, Irma (1994): 184<br />

204 Klepzig, Gerd (1969): 134<br />

205 Hildebrandt, Irma (1994): 187<br />

206 Hildebrandt, Irma (1994): 188<br />

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