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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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ten nicht auf, Stunde auf Stunde, Tag und Nacht.“ 21 An <strong>die</strong>sem Tag ermordeten <strong>die</strong><br />

Einsatzkommandos „1159 Juden, 1600 Jüdinnen, 175 Judenkinder (aus Berlin,<br />

München und Frankfurt/Main).“ 22 Bei der nächsten Deportation im April 1942<br />

standen E. Behrend-Rosenfeld, ihr Kollege Heilbronner mit weiteren 74 Personen<br />

der „Heimanlage“ auf der Liste. Über <strong>die</strong> Gestapo-Kontrolle bei der Ankunft im<br />

Judensammellager Milbertshofen berichtete sie: „Hinter einer durch Tische gebildeten<br />

Schranke saß ein Mann, der mich kurz anwies: ‚Handtasche ausschütten.‘<br />

Ich kehrte den Inhalt meiner Tasche vor ihm auf den Tisch. Er ergriff zunächst<br />

meine Kennkarte und legte sie auf einen Stapel schon vorhandener. ‚Wo sind <strong>die</strong><br />

übrigen Papiere?‘ ‚Die habe ich vernichtet‘, erklärte ich. ‚Wie kommen Sie dazu?‘<br />

fuhr er mich an. ‚Sie scheinen mir völlig überflüssig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Deportation zu sein‘,<br />

erwiderte ich ruhig. In Wirklichkeit hatte ich sie in treuen Händen zurückgelassen,<br />

ich wußte, daß sie hier nur vernichtet werden würden.“ 23 Am Tag der Deportation<br />

(343 Personen) bestimmte der Inspektor <strong>des</strong> Lagers „Sie bleiben hier!“ und nahm<br />

als Ersatz <strong>für</strong> Else Behrend-Rosenfeld einen Freiwilligen, der seinen bereits zur<br />

Deportation eingeteilten Eltern folgte. Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Dr.<br />

Stahl, teilte ihr mit, dass sie nun alleine <strong>die</strong> „Heimanlage in Berg am Laim“ führen<br />

sollte. Von der Deportation am 4. April 1942 mit Ziel Piaski erfuhr sie über ihren<br />

früheren Kollegen, dass <strong>die</strong> arbeitsfähigen Männer dort unter „sehr schweren Bedingungen<br />

und bei völlig unzureichender Ernährung Zwangsarbeit leisten müssen.“<br />

Die mitgenommenen Gepäckstücke haben sie nicht zurück erhalten. Von<br />

<strong>die</strong>sen nach Piaski bei Lublin Deportierten hat niemand überlebt, Näheres ist bisher<br />

nicht bekannt. 24<br />

Zusätzliche Beschränkungen erschwerten E. Behrend-Rosenfeld <strong>die</strong> Heimleitung.<br />

Der Eingang wurde besetzt, „Arier“ hatten keinen Zutritt, Besuch „arischer“ Lebenspartner<br />

war nur am Wochenende zeitlich begrenzt erlaubt; unangemeldete<br />

Kontrollen erfolgten durch <strong>die</strong> Gestapo. 25 Mit einer Welle weiterer Deportationen<br />

und der Auflösung <strong>des</strong> Israelitischen Krankenhauses (siehe auch Band 2 <strong>die</strong>ser<br />

Dokumentation) wählten viele der Betroffenen den Freitod. Zwei- bis dreizehnjährige<br />

Kinder <strong>des</strong> aufgelösten Jüdischen Kinderheimes in der Antonienstraße (siehe<br />

auch Band 2 <strong>die</strong>ser Dokumentation) wurden zusätzlich in <strong>die</strong> „Heimanlage“ integriert.<br />

Die Vielzahl der Belastungen in der Heimführung überfordert Else Behrend-<br />

21 Ganor, Solly (1997): Das andere Leben: 107-108<br />

22 Die Truppe <strong>des</strong> Weltanschauungskrieges (1981). Hrsg. v. Helmut Krausnik und Hans<br />

Heinrich Wilhelm: 281-636. In: Heusler, A. / Weger, T. (1998): 190<br />

23 Behrend-Rosenfeld, Else R. (1988): Ich stand nicht allein: 139<br />

24 Heusler, Andreas / Weger, Tobias (1998): „Kristallnacht“: 181<br />

25 Behrend-Rosenfeld, Else R. (1988): Ich stand nicht allein: 163-165<br />

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