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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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Münchner Zeit<br />

Um <strong>die</strong> Jahrhundertwende war München ein Anziehungspunkt <strong>für</strong> viele junge<br />

Künstler. Im Atelier Herterich trafen sich Malerinnen, unter ihnen war auch <strong>die</strong><br />

Graphikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz. Ricarda Huch kam über ihre Verwandten<br />

Hans Hähn und Roderich Huch nach München 274 ; sie fand dort mit<br />

Künstlerinnen wie Luise von Kehler, Mimi von Geyso, Schauspielern und Literaten<br />

zusammen. Kontakte hatte sie zu der von Ika Freudenberg geleiteten Frauenbewegung.<br />

275 Freundschaft verband sie auch mit dem Schriftsteller und Dichter<br />

Karl Wolfskehl. Ricarda Huch lebte von 1900 bis 1905 in München. Die Jahre<br />

1907 –11 verbrachte sie in Grünwald bei München. Später fand sie Unterkunft in<br />

Schwabing und vollendete hier ihr großes Werk Der große Krieg in Deutschland:<br />

eine Darstellung <strong>des</strong> 30-jährigen Krieges. Vor der Übersiedlung nach Berlin im<br />

Jahre 1927 insgesamt war sie 21 Jahre in München, schrieb sie an ihren ehemaligen<br />

Ehemann E. Ceconi: „In München war es eben so wunderbar schön gewesen und<br />

bequem, wie ein alter Handschuh, der einem paßt.“ 276<br />

Die Preußische Akademie der Künste nahm Huch als erste Frau im Bereich Dichtkunst<br />

auf. Ihre Freunde in der Schweiz schlugen sie 1928 <strong>für</strong> den Nobelpreis vor;<br />

doch <strong>die</strong> Königliche Schwedische Akademie erteilte ihn Thomas Mann. Nach der<br />

Machtergreifung erhielt sie von der Reichsschrifttumskammer <strong>die</strong> amtliche Aufforderung,<br />

an „einer loyalen Zusammenarbeit an den nationalen und kulturellen<br />

Aufgaben im Sinne der veränderten geschichtlichen Lage“ mitzuwirken. Sie lehnte<br />

eine Mitarbeit ab und begründete, warum sie der Akademie nicht mehr angehören<br />

wolle. Sie schrieb am 9. April 1933: „Daß ein Deutscher deutsch empfindet,<br />

möchte ich fast <strong>für</strong> selbstverständlich halten; aber was deutsch ist und wie<br />

Deutschtum sich betätigen soll, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Was <strong>die</strong><br />

jetzige Regierung als nationale Gesinnung vorschreibt, ist nicht mein Deutschtum.<br />

Die Zentralisierung, den Zwang, <strong>die</strong> brutalen Methoden, <strong>die</strong> Diffamierung Andersdenkender,<br />

das prahlerische Selbstlob halte ich <strong>für</strong> undeutsch und unheilvoll …<br />

Hiermit erkläre ich meinen Austritt aus der Akademie.“ 277<br />

Sie emigrierte nicht, lebte zurückgezogen in Jena und „ertrug es mit Würde, wenn<br />

fanatische Volksgenossen auf der Straße sie anspuckten.“ 278<br />

274 Friedrich Huch, ihr Vetter, lebte von 1904-1913 in München.<br />

275 Baum, Marie (1955): Bis zum Ausbruch <strong>des</strong> Ersten Weltkriegs. In: Huch, Ricarda:<br />

Briefe an <strong>die</strong> Freunde: 13ff<br />

276 Huch Ricarda (1955): Briefe an <strong>die</strong> Freunde: 108<br />

277 FA: Nr. 165 v. 18./19. Juli 1964. StadtA Mü ZA Personen<br />

278 Baum, Marie (1950): Leuchtende Spur: 128<br />

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