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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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Ab Herbst 1941 knüpfte Hans Scholl engen Kontakt zu dem katholischen Publizisten<br />

und Herausgeber der Zeitschrift „Hochland“ Carl Muth 189 , den er durch Otl<br />

Aicher kennen lernte, und <strong>des</strong>sen Bibliothek er betreute. Im seinem Hause machte<br />

er auch Bekanntschaft mit dem Kulturphilosophen Theodor Haecker, der von den<br />

Nationalsozialisten Schreibverbot erhalten hatte und in <strong>die</strong>ser Zeit heimlich <strong>die</strong><br />

Tag- und Nachtbücher schrieb. Stundenlang konnte Hans sich mit der riesigen<br />

Bibliothek von Carl Muth beschäftigen, wo Dichter, Gelehrte und Philosophen<br />

verkehrten. Hundert Türen und Fenster in <strong>die</strong> Welt <strong>des</strong> Geistes taten sich ihm im<br />

Gespräch mit ihnen auf. 190 Auch seine Freunde lernten Theodor Haecker bei den<br />

Diskussions- und Leseabenden kennen. Von Sophie Scholl ist darüber folgen<strong>des</strong><br />

erhalten: „Seine Worte fallen langsam wie Tropfen, <strong>die</strong> man schon vorher sich<br />

sammeln sieht und <strong>die</strong> in <strong>die</strong>se Erwartung hinein mit ganz besonderem Gewicht<br />

fallen. Er hat ein stilles Gesicht, einen Blick, als sähe er nach innen.“ 191 Haecker<br />

gilt wie Muth zu den Mentoren der „Weißen Rose“. Im Frühsommer 1942 verfasste<br />

Hans Scholl zusammen mit Alexander Schmorell <strong>die</strong> ersten Flugblätter. Von<br />

Ende Juli bis 6. November 1942 wurde Hans Scholl zusammen mit Willi Graf und<br />

Alexander Schmorell zur „Feldfamulatur“ an <strong>die</strong> Ostfront abkomman<strong>die</strong>rt. Als sie<br />

am 26. Juli 1942 in das Warschauer Ghetto kamen, hatten <strong>die</strong> Deportationen in <strong>die</strong><br />

Vernichtungslager bereits begonnen. Das Tagebuch von Willi Graf gibt darüber<br />

Auskunft: „Am Spätnachmittag gehen wir in <strong>die</strong> Stadt. Das Elend sieht uns an.“ 192<br />

Sie sahen auch, wie <strong>die</strong> deutsche Wehrmacht mit den Juden und mit russischen<br />

Kriegsgefangenen umging.<br />

Zuhause verurteilte man den Vater, Robert Scholl, zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe,<br />

nachdem er von einem Angestellten denunziert worden war. Die Mutter bat<br />

<strong>die</strong> beiden Söhne, <strong>die</strong> in Russland an der Front waren (Werner Scholl ist später in<br />

Russland gefallen), ein Gnadengesuch einzureichen. Dazu vermerkte Hans Scholl<br />

in sein Tagebuch: „Ich werde <strong>die</strong>s unter keinen Umständen tun. Ich werde nicht um<br />

Gnade bitten. Ich kenne den falschen, aber auch den wahren Stolz. Wir müssen das<br />

anders als Andere tragen. Das ist eine Auszeichnung.“ 193<br />

Professor Kurt Huber wird nach der Rückkehr der Soldaten von der Ostfront in <strong>die</strong><br />

Flugblattaktionen eingeweiht. Nach der Niederlage bei Stalingrad entwarf Hans mit<br />

ihm das sechste und letzte Flugblatt der „Weißen Rose“. Hans Scholl wurde zusammen<br />

mit seiner Schwester Sophie am 18. Februar 1943 beim Verteilen der<br />

189 Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift „Hochland“.<br />

190 Steffahn (1993): 50<br />

191 Steffahn (1993): 53<br />

192 Steffahn (1993): 81<br />

193 Steffahn (1993): 84<br />

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