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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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Rosenfeld bald. Sie wusste, dass sie nun bald auf der Deportationsliste stehen<br />

würde und suchte einen Ausweg.<br />

Die Flucht<br />

Über ihre Freundinnen Erna und Tilla konnte E. Behrend-Rosenfeld Kontakt zu<br />

ehemaligen Bekannten in Berlin herstellen. Geplant war sie dort illegal unterzubringen.<br />

Die Zugfahrt nach Berlin bedeutete ein Risiko, da sie keinen Ausweis<br />

hatte; aus Angst zögerte sie bis zum 15. August 1942. Ihre Freundin Eva begleitete<br />

sie im Zug von Jena bis nach Halle. Zuerst fand sie bei alten Bekannten <strong>für</strong> vier<br />

Monate Unterschlupf. Danach führte sie als „Frau Maier“ den Haushalt eines 67jährigen<br />

Junggesellen. Im Januar 1943 hielten sich dort vier weitere Personen illegal<br />

versteckt auf. Nach einem weiteren Wohnungswechsel gelang es ihr, einen<br />

Postausweis zu bekommen. Nun stand einer Reise nach Freiburg nichts mehr im<br />

Wege. Dort wurde sie am 28. Mai 1943 von Bekannten als angeblich ausgebombte<br />

„Frau Schröder“ beherbergt. Kurz darauf wollte sie über <strong>die</strong> schweizerische Grenze<br />

fliehen; doch <strong>die</strong>s gelang ihr erst am 20. April 1944. 26 Bei der abenteuerlichen<br />

Flucht verletzte sie sich den Fuß und verbrachte drei Monate in einem Kantonsspital.<br />

Ein 1933 vor den Nazis aus Berlin geflohener ehemaliger Pfarrer nahm sie bei<br />

sich auf. Inzwischen konnte sie den Briefkontakt zu ihrem Mann und den Kindern<br />

in England wiederherstellen.<br />

In der Schweiz arbeitete Else Behrend-Rosenfeld als Fürsorgerin beim Schweizer<br />

Arbeiterhilfswerk. Im November 1945 erschien <strong>die</strong> erste Auflage ihres Buches: Ich<br />

stand nicht allein (Züricher Büchergilde, Gutenberg Verlag). „Erst im März 1946,<br />

nach fast siebenjähriger Trennung, durfte ich <strong>die</strong> Reise nach England antreten. Als<br />

mein Flugzeug auf dem Londoner Flughafen gelandet war, sah ich schon beim<br />

Aussteigen <strong>die</strong> Gestalt meines Mannes und unsere beiden jüngeren Kinder stehen<br />

und winken. Mit Worten läßt sich <strong>die</strong>ses Wiederfinden nicht schildern, doch schienen<br />

plötzlich alle Sorgen und Ängste, Trauer und Schrecken völlig in den Hintergrund<br />

gedrängt vor dem alles überflutenden Strom <strong>des</strong> Glücks, der Freude und der<br />

Dankbarkeit!“ 27<br />

Kurz nach ihrer Ankunft in England erhielt sie ein Stelle im Auswärtigen Amt. Ihre<br />

Aufgabe war es, deutsche Kriegsgefangene in Demokratie zu unterrichten, <strong>die</strong> zumeist<br />

in der englischen Landwirtschaft arbeiten mussten. Nach dem frühen Tod<br />

ihres Mannes (1948) wollte sie nach Deutschland zurückkehren. Sie beabsichtigte<br />

ihre Erfahrungen an möglichst viele junge Menschen weiterzugeben, um auf <strong>die</strong>se<br />

26 Behrend-Rosenfeld, Else R. (1988): Ich stand nicht allein: 255-258<br />

27 Behrend-Rosenfeld, Else R. (1988): Ich stand nicht allein: 262-263<br />

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