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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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<strong>die</strong>se Fachabteilung. Die Injektionen mit der tödlichen Dosis Morphium-Skopolamin<br />

wurden u.a. von Dr. Pfannmüller und Dr. Eidam verabreicht. Die Luminal-<br />

Behandlungen führten <strong>die</strong> Stationspflegerinnen auf Anweisungen der Ärzte aus.<br />

Umgang mit den Angehörigen<br />

Das Vertrauen der Eltern auf gute Pflege und Heilung erfuhr eine arglistige Täuschung.<br />

So wurden <strong>die</strong> Eltern absichtlich nicht informiert und immer wieder vertröstet.<br />

Da nicht immer <strong>die</strong> Erlaubnis der Eltern bei einer Verlegung eingeholt<br />

wurde, fragte eine besorgte Mutter nach dem Befinden ihres dreieinhalbjährigen<br />

Kin<strong>des</strong> Maria A., <strong>die</strong> am 5. Juni 1941 aus der Anstalt Wiesloch nach Eglfing-Haar<br />

verlegt worden war. Ihr Brief vom 13. Juni: „Ich möchte <strong>die</strong> Direktion bitten, mir<br />

über den Gesundheitszustand meines Kin<strong>des</strong> Nachricht zukommen zu lassen, da<br />

das Kind von hier fort kam ohne uns irgend etwas zu sagen, ich als Mutter habe<br />

das Kind nicht mehr sehen dürfen seit Januar, am Christi Himmelsfahrtstag war<br />

ich oben in der Anstalt, da wurde mir der Besuch verweigert … Ich habe das Kind<br />

drei Jahre lang Tag und Nacht gepflegt, trotzdem ich jeden Tag arbeiten habe gehen<br />

müssen <strong>für</strong> meine anderen vier Kinder. Bitte schreiben Sie mir oder lassen von<br />

einer Schwester mir schreiben wie es dem Kind geht und warum das Kind so Hals<br />

über Kopf wegkam, ohne daß wir Eltern es noch einmal sehen durften.“ 129 Die<br />

Aufzeichnungen der Krankengeschichte nach vier Wochen am 10. Juli lautet:<br />

„Keinerlei Anzeichen einer psychischen Besserung. Kind schreit sehr viel und läßt<br />

unter sich und kann noch nicht fixieren. Krämpfe.“ 130 „Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt war<br />

Maria A. bis zum Skelett abgemagert, und sie schien jede Berührung als Schmerz<br />

zu empfinden. Wiederum einen Monat später, am 11.8. war sie tot, nachdem sie<br />

eine Überdosis Luminal erhalten hatte.“ 131 Vom Tod ihrer Kinder erfuhren <strong>die</strong><br />

Angehörigen erst sehr viel später. Beerdigungen fanden auf dem nahe gelegenen<br />

Anstaltsfriedhof statt.<br />

Patienten der Heil- und Pflegeanstalten<br />

Die Tötung von Patienten und Insassen der Heil- und Pflegeanstalten verlief in der<br />

Zeit von 1939-1941 auf folgende Art: Am Anfang stand <strong>die</strong> Erfassung der Anstaltspatienten<br />

über Meldebogen und Ärztekommissionen, danach begann <strong>die</strong><br />

„Verlegung“ und <strong>die</strong> Ermordung in eigens da<strong>für</strong> eingerichteten Tötungsanstalten:<br />

Bernburg (Anhalt), Brandenburg (Havel), Grafeneck, Hadamar, Hartheim bei Linz,<br />

129 Schmidt, Gerhard (1965): Selektion in der Heilanstalt 1933-1945:114. In: Richarz,<br />

Bernhard (1987): Heilen Pflegen Töten:182<br />

130 Verfahren 2 Ks 1/68 beim Landgericht München I: 62-64. In: Richarz, Bernhard (1987):<br />

Heilen Pflegen Töten: 182<br />

131 Richarz, Bernhard (1987): Heilen Pflegen Töten: 182<br />

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