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Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des ...

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Gefolge der Judenpogrome wurden sie diskriminiert und verfolgt; in der Stadt aufgestellte<br />

Schilder und Plakate trugen <strong>die</strong> Aufschrift: „Juden ist der Zutritt verboten.“<br />

Solidarisch half Else Behrend-Rosenfeld Verfolgten und aus Wohnungen und<br />

Altersheimen Vertriebenen. Im Auftrag der jüdischen Gemeinde in München begleitete<br />

sie einmal wöchentlich bayerische jüdische Kinder nach Frankfurt am<br />

Main, <strong>die</strong> nach England ausreisen durften. 8 Weiterhin versucht sie ihre eigene Ausreisegenehmigung<br />

zu erwirken. Doch nur ihr Mann erhielt im August 1939 das<br />

Visum <strong>für</strong> England. Sie selbst setzte ihre Arbeit als Fürsorgerin in der Münchner<br />

jüdischen Gemeinde fort; <strong>die</strong> im Frühjahr 1941 aus ihren Wohnungen Vertriebenen<br />

wurden in ein Barackenlager in Milbertshofen umgesiedelt (Jüdisches Deportationslager,<br />

siehe Band 2 <strong>die</strong>ser Dokumentation) und von dort aus zur Zwangsarbeit<br />

in verschiedenen Fabriken eingesetzt.<br />

Die Tochter in Argentinien erwirkte inzwischen <strong>für</strong> ihre Mutter <strong>die</strong> Einreiseerlaubnis,<br />

<strong>die</strong> jedoch kurz darauf widerrufen wurde, was Else Behrend-Rosenfeld mit<br />

folgenden Worten kommentierte: „daß wir jüdischen Menschen auf einer Reihe<br />

ausländischer Konsulate im Reich gleichfalls wie Parias behandelt werden, ist<br />

leider keine Ausnahmeerfahrung.“ 9 Das Arbeitsamt forderte <strong>die</strong> Fünfzigjährige<br />

zum Arbeitseinsatz in der Lohhofer Flachsfabrik auf. Sie berichtete: „Die Flachshaufen<br />

müssen völlig auseinandergenommen, <strong>die</strong> einzelnen Stengel auf ihre Festigkeit<br />

geprüft werden … Viele Haufen sind völlig verschimmelt und entwickeln entsetzlichen<br />

Gestank. Auch der Staub, den <strong>die</strong> Bündel enthalten und der uns bald mit<br />

einer grauen Schicht bedeckt, ist sehr unangenehm.“ 10 Diese schwere Arbeit im<br />

Stehen und im Freien – der Lohn betrug zwei Mark pro Woche – hatte u.a. eine<br />

Nervenentzündung zur Folge; ein ärztliches Attest befreite sie von <strong>die</strong>ser Arbeit. 11<br />

„Heimanlage <strong>für</strong> Juden in Berg am Laim“<br />

Der Vorsitzende der Münchner Jüdischen Gemeinde Dr. Karl Stahl 12 bot ihr inzwischen<br />

an, in der neu errichteten „Heimanlage <strong>für</strong> Juden in Berg am Laim“ 13 <strong>die</strong><br />

8 Der letzte Transport von Kindern gelangte im Mai 1940 nach England.<br />

9 Behrend-Rosenfeld, Else R. (1988): Ich stand nicht allein: 97<br />

10 Behrend-Rosenfeld, Else R. (1988): Ich stand nicht allein: 103<br />

11 In der Hanf-Versarbeitungsfabrik in Lohhof bei Unterschleißheim arbeiteten bis zum<br />

23.10.1942 ungefähr 80 jüdische Mädchen und Frauen im Alter von 16-23 Jahren, <strong>die</strong> in<br />

einer Baracke untergebracht waren. In: Dokumente. In: „…verzogen, unbekannt wohin<br />

…“: 21<br />

12 (1882-1944) leitete seit 1940 <strong>die</strong> IKG. Er wurde nach Theresienstadt deportiert, von dort<br />

nach Auschwitz in den Tod geschickt.<br />

13 Behrend-Rosenfeld, Else R. (1988): Ich stand nicht allein: 108<br />

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