österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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Hages Artikel in dieser Ausgabe. Wo immer das Problem des Zusammenhangs<br />
von hohen Innovationspotentialen, markanten ’ Kreativitätsausbrüchen‘ und seinem<br />
weiteren organisatorischer Kontext auftaucht, da wird das Analysefeld I<br />
unmittelbar und zentral angesprochen.<br />
Und eine der bemerkenswertesten Konvergenzen im gesamten vorliegenden<br />
Heft hat sich genau bei den Analysen jener ’ Umgebungen‘ vollzogen, welche<br />
<strong>für</strong> einen hohen Grad an ’ extern‘ betrachteter Neuheit verantwortlich zeichnen.<br />
Denn ein starkes Ausmaß an Innovationen entlang der unterschiedlichsten Bereiche,<br />
in wissenschaftlichen Instituten, 44 in Unternehmen 45 oder in verwandten<br />
Organisations-Formen, stellt sich, so die bisherigen Analysen bei Rogers und Ellen<br />
Jane Hollingsworth oder Jerry Hage, dann her, wenn die folgenden drei Faktorengruppen<br />
simultan sich entfalten und verstärken können: riskante Strategien,<br />
Komplexität der Tätigkeiten sowie ’ organische‘ Organisationsmerkmale. 46<br />
Die bisherige Palette an Schlüsselfaktoren kann interessanterweise nach<br />
’ oben‘ hin nochmals erweitert und ausgebaut werden. In einer früheren Arbeit<br />
in dieser Zeitschrift über wichtige Eigenschaften und Charakteristika im sehr<br />
kreativen sozialwissenschaftlichen Netzwerk der <strong>Wien</strong>er Zwischenkriegszeit47 war ebenfalls von Schlüsselfaktoren‘ die Rede, die seinerzeitig zwar nicht in<br />
’<br />
diese Dreier-Gruppe verpackt waren, die aber bruch- und nahtlos in das bisherige<br />
Faktoren-Terzett integriert werden können. Dort war von einem Netzwerk‘<br />
’<br />
stark interagierender interdisziplinärer Gruppen – allen voran Ensembles wie<br />
der <strong>Wien</strong>er Kreis‘, der Austro-Liberalismus‘, der Austro-Marxismus‘ und an-<br />
’ ’ ’<br />
deren die Rede, welche weitgehend abseits der etablierten Stätten der Wissen-<br />
’<br />
schaften‘ – der <strong>Universität</strong>en – eine hoch innovative wissenschaftliche Kultur‘<br />
’<br />
pflegten und bis weit in die Mitte der 1930er Jahre auch erhalten konnten. Die<br />
wichtigsten Merkmale des seinerzeitigen urbanen Netzwerks‘ lassen sich wie<br />
’<br />
folgt dem bisherigen Trio von Schlüsselfaktoren zuordnen.<br />
– Komplexität der Arbeitsteilung: Komplexe Persönlichkeiten mit einer gegenwärtig<br />
erstaunlich anmutenden kognitiven ’ Weite‘ und ’ Tiefe‘ 48 ; komplexe Tätigkeits- und<br />
Diskussionsfelder, da die einzelnen Gruppen sich durch eine hohe disziplinäre Vielfalt<br />
auszeichneten u. a. m.<br />
44 Vgl. den Artikel der beiden Hollingsworths in dieser Ausgabe.<br />
45 Siehe den Artikel von Jerry Hage in diesem Band.<br />
46 Man könnte weiters einige der Ausführungen bei Albert Müller über das BCL als ’ implizite<br />
Unterstützung‘ anführen; und Christian Flecks sehr breit angelegte ’ Organisationsstudie‘<br />
kann nachgerade als Muster da<strong>für</strong> herhalten, warum bei Vernachlässigung einiger zentraler<br />
Schlüsselfaktoren wissenschaftlich Neues nicht sich zu bilden vermag.<br />
47 Vgl. Karl H. Müller, Sozialwissenschaftliche Kreativität in der Ersten und in der Zweiten<br />
Republik, in: Österreichische Zeitschrift <strong>für</strong> Geschichtswissenschaften 1, 1996, 9–43.<br />
48 Zu näheren Details sei auf den Artikel selbst verwiesen, aber auch auf Friedrich Stadler,<br />
Studien zum <strong>Wien</strong>er Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus<br />
im Kontext, Frankfurt am Main 1997.<br />
ÖZG 11.2000.1 105