österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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Vergangenheit wie auch in der Gegenwart, kognitiv aufregend, anregend und<br />
jedenfalls: hinreichend ’ beunruhigend‘ zu ’ arrangieren‘ beziehungsweise zu ’ rekombinieren‘.<br />
Pointiert zugespitzt soll sich in den nächsten Seiten so etwas wie<br />
eine ’ Übersichtlichkeit des Neuen‘ ausbreiten, die auch ihre zukunftsgewandten<br />
Aspekte kennt. Am Ende müßte sich ein Spektrum an tendenziell verbesserten<br />
Analysewegen versammelt finden, die Entstehung des ’ seinerzeitig Neuen‘ zu<br />
rekonstruieren, wie die Konstruktion des ’ derzeitig noch Ungekannten‘ systematisch<br />
zu verbessern. Zwar werden sich trotz alledem einige prinzipielle Limitationen<br />
finden, welche diese Forschungswege notwendigerweise begrenzen;<br />
ein unhintergehbarer Rest an ’ Offenheit‘, er bleibt. Aber die Forschungswege<br />
bis hin zu jenen prinzipiellen Grenzen, Schranken und Barrieren, sie sollten im<br />
weiteren deutlich verbreitet und ausgeweitet werden. 2<br />
Facetten des Neuen<br />
Seinen Anfang findet diese erstrebte Verbreiterung an ’ Neuheitsanalysen‘ mit<br />
den Kernbegriffen des ’ Neuen‘ oder der ’ Neuheit‘, die sich zudem in mancherlei<br />
begrifflichen Variationen ergehen und von der ’ Emergenz‘ 3 und vom plötzlichen<br />
’ Aufblitzen‘ und ’ Fulgurieren‘ 4 bis hin zu den spontanen Akten der ’ Kreativität‘<br />
wie auch des schöpferisch zerstörerischen Wirkens von ’ Innovationen‘ reichen. 5<br />
Der Begriff des ’ Neuen‘ kann unbeschadet seiner mitunter ’ hypertrophen‘<br />
und ’ spiritualistischen‘ Konnotationen 6 grundsätzlich wohl zweierlei bedeuten.<br />
2 Daß der vorliegende Artikel sich durchaus in schwierigen Gewässern‘ und nicht gerade<br />
’<br />
innerhalb eines Mainstream‘ bewegt, mag auch das nachstehende Zitat verdeutlichen: Denn<br />
’<br />
bei der Frage nach der Entstehung des Neuen‘ braucht man nur die Schwierigkeiten (be-<br />
’ ”<br />
denken), die unserem ohnedies nicht sehr ausgeprägten Verständnis <strong>für</strong> Qualitätswandel und<br />
Phasenübergänge verstärkt erwachsen; die Probleme mit den missing links‘, dem Werden von<br />
’<br />
Leben, Bewußtsein und Denken, jene Denaturierung unserer kindlichen Frage: wieviel Körner<br />
machen einen Haufen Man denke an das Zirkularitätsproblem, da Eigenschaften eine Klasse<br />
bestimmen sollen, die Klasse aber ihre Eigenschaften. Man bedenke nur das Definierbarkeitsund<br />
Begriffsschärfe-Ideal, das zum Wissenschaftsideal der formalisierten Systeme, der Logik<br />
führte.“ Rupert Riedl, Begriff und Welt. Biologische Grundlagen des Erkennens und Begreifens,<br />
Berlin u. Hamburg 1987, 101.<br />
3 Zu diesem Begriff vgl. hier nur John H. Holland, Emergence. From Chaos to Order, Reading,<br />
MA. 1998; und als Hinweis <strong>für</strong> die beschränkte Relevanz des Emergenzkonzepts innerhalb<br />
der sozialen Welt‘ vgl. u. a. Renate Mayntz, Individuelles Handeln und gesellschaftliche<br />
’<br />
Ereignisse: Zur Mikro-Makro-Problematik in den Sozialwissenschaften, Köln 1999.<br />
4 Zu dieser Variation vgl. speziell Konrad Lorenz, Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer<br />
Naturgeschichte menschlichen Erkennens, München u. Zürich 1973, 48 ff.<br />
5 Für die weiteren Darstellungen sollen die Ausdrücke Neuheit‘, Neuerung‘, Innovation‘,<br />
’ ’ ’<br />
’ Kreativität‘ oder kreative Leistung‘ als äquivalent verstanden werden. Einzig der Begriff<br />
’<br />
der Emergenz‘ soll in einer speziellen Bedeutungsnuance verstanden sein, nämlich im Sinne<br />
’<br />
einer prinzipiellen Nicht-Vorhersehbarkeit.<br />
6 Zu derartigen mittlerweile fast klassischen‘ Gunst-Stücken‘ vgl. u. a. Peter A. Corning,<br />
’ ’<br />
88 ÖZG 11.2000.1