österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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zu. Man müsse nämlich – und hier spricht Lazarsfeld pro domo – zwischen<br />
Administratoren und Organisatoren unterscheiden. Sagoroff werde eine ” lot of<br />
messes“ produzieren, aber zugleich glaube er, daß er auch ” a lot of imagination“<br />
habe und improvisieren könne. Im folgenden Absatz nimmt er dieses<br />
hoffnungsfrohe Urteil aber wieder zurück, was ihm auch selbst auffällt: ” My<br />
new uneasiness with Sagoroff is due to another observation. (...) Sagoroff, so<br />
far, doesn’t make good use of his staff, doesn’t take advice easily, and has a<br />
tendency to make all decisions, even insignificant ones, himself, which will become<br />
increasingly impossible. He creates a prima donna atmosphere, which, of<br />
course, is different from leadership.“ 108<br />
In einem separaten offiziellen Memorandum formuliert Lazarsfeld sehr diplomatisch<br />
Vorschläge, wie Sagoroff am besten mit dem Kuratorium umgehen<br />
sollte – durch die Bildung von Zwei-Mann-Sub-Komitees, wie der Direktor mit<br />
seinen Mitarbeiter kommunizieren solle – durch schriftliche Memoranden; wie<br />
man gute Studenten anziehen könne – indem man den Absolventen bei der Arbeitssuche<br />
behilflich sei; wie man das Lehrprogramm verbessern könne – durch<br />
Verpflichtung von Ausländern; und woran man den Erfolg des Instituts messen<br />
sollte – ” saving Austria from intellectual dessication“ durch Verbesserung<br />
<strong>österreichische</strong>r Institutionen und des Niveaus einzelner Österreicher. 109<br />
Doch trotz dieser guten Ratschläge hatte das Institut <strong>für</strong> Höhere Studien<br />
(IHS) nach seiner offiziellen Eröffnung im Herbst 1963 noch weitere Jahre mit<br />
Problemen zu kämpfen. Nicht nur mit solchen, denen sich junge Institutionen<br />
üblicherweise gegenüber sehen, sondern auch mit Schwierigkeiten, die vor allem<br />
aus den <strong>österreichische</strong>n Verhältnissen erwuchsen. Gegen Ende des ersten<br />
Jahres trat der beigeordnete Direktor Adolf Kozlik zurück, der in den letzten<br />
Wochen seiner Tätigkeit mit Direktor Sagoroff nicht einmal mehr gesprochen<br />
hatte, blieb aber dem Institut weiterhin als Gastprofessor erhalten. Burkhardt,<br />
der im Juni 1964 wieder in <strong>Wien</strong> war, führt das Zerwürfnis vor allem auf Kozliks<br />
Temperament zurück: ” Kozlik is honest, rude, and dogmatic and acted<br />
more like an FBI agent in the Institute than as a Deputy.“ 110 Seine ruppige<br />
Art war die eine Seite des Problems, die unmögliche Position, die er einzunehmen<br />
hatte, die andere. Als Vertrauensmann der SPÖ mußte er das Mißtrauen<br />
seines Vorgesetzten auf sich ziehen. Seine ” outspokenness“ und sein Gehabe,<br />
das Amerikaner wie Burkhardt als Marotte hinzunehmen bereit waren, irritierten<br />
andere zutiefst. In einem derartigen Klima mußte jemand, der eine ” sharp<br />
tongue“ hatte und meinte, daß das neue Institut ” a straight Marxist point of<br />
108 Lazarsfeld an Stone, 4. Juli 1963, Ford Foundation, reel 2574.<br />
109 Lazarsfeld Memorandum: Terminal Suggestions Regarding the Viennese Ford Center,<br />
July 5, 1963. Abschließend schlägt Lazarsfeld Stone vor, ” you as a professional and I as an<br />
amateur historian“ sollten sich zusammensetzen und ” describe the different phases through<br />
which this project went“.<br />
110 Burkhardt an Stone, 7. Juli 1964, Ford Foundation, reel 2574.<br />
ÖZG 11.2000.1 169