österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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den oder das Institut wieder verlassen mußten. ” Assoziierte Mitarbeiter“ wurden<br />
auf zwei Jahre angestellt, ” Assistenten“ oder ” Fellows“ <strong>für</strong> ein Jahr. Auch<br />
diesen Institutsangehörigen standen im Prinzip Vertragsverlängerungen offen;<br />
aber auch hier etablierte sich die Praxis, daß nach drei bis fünf Jahren diese<br />
Mitarbeiter entweder innerhalb des Instituts befördert wurden oder wieder<br />
ausscheiden mußten. Wie die Kaiser-Wilhelm- und Max-Planck-Institute, die<br />
später ein ähnliches Personalmanagement betrieben, war Rockefeller auf diese<br />
Weise auch damit beschäftigt, eine fortgeschrittene Ausbildung <strong>für</strong> eine kleine<br />
Elite an biomedizinischen Wissenschaftlern zu betreiben.<br />
Der Rekrutierungsprozeß <strong>für</strong> die höchste Hierarchiestufe, nämlich <strong>für</strong> die<br />
Mitglieder des Instituts, war äußerst aufwendig gestaltet. Der wissenschaftliche<br />
Beirat übernahm eine wichtige Rolle, weltweit nach hervorragenden Wissenschaftlern<br />
auf dem Feld der Biomedizin zu suchen. Nicht alle Mitglieder<br />
wurden allerdings auf diese Weise gekürt. Zum Beispiel wurden im Jahre 1934<br />
46 Prozent der permanenten Mitglieder von außen rekrutiert und 54 Prozent<br />
institutsintern bestellt. Und diese permanenten Mitglieder pflegten in der Regel<br />
am Institut zu bleiben. Aus diesem Kreis verließ nur Eugene Opie Mitte<br />
der dreißiger Jahre das Institut, doch selbst er kehrte später wieder dorthin<br />
zurück. Ein früherer Präsident von Rockefeller vertraute uns an, daß am Institut<br />
während der meisten Zeit seines Bestehens die ’ implizite Regel‘ galt, daß<br />
niemand als dauerhaftes Mitglied angestellt werden sollte, sofern nicht die starke<br />
Überzeugung bestand, daß diese Person einen Nobel-Preis gewinnen könnte.<br />
Es ist aber nicht damit getan, als Schlüsselfaktoren über die oben ausgeführte<br />
’ Leitungsphilosophie‘ zu verfügen, hervorragende Wissenschaftler zu<br />
rekrutieren, einen mittleren bis hohen Grad an wissenschaftlicher Vielfalt zu<br />
versammeln oder hinreichende finanzielle Ressourcen zu besitzen, um immer<br />
wieder zu spektakulären wissenschaftlichen Durchbrüchen vorzustoßen. Es müssen<br />
weitere wichtige Schlüsselfaktoren hinzutreten, die ebenfalls operativ wirksam<br />
werden. Wenn die wissenschaftliche Vielfalt sich in starken horizontalen<br />
Interaktionen untereinander äußern sollte, dann war es wichtig, daß das Institut<br />
nicht in viele akademische Abteilungen und Unterabteilungen separiert<br />
wurde, welche die Wissensproduktion fragmentierten. Die erforderliche Organisation<br />
mußte sich als weitgehend ’ integriert‘ erweisen, ein Kriterium, welches<br />
das Rockefeller-Institut in hohem Maße erfüllen sollte.<br />
Erstens wurde niemals eine Differenzierung in einzelne wissenschaftliche<br />
Institute angestrebt. Zwar war in seinen Frühzeiten das Institut in einen Laborbereich<br />
und in die Klinik aufgeteilt. Diese Klinik war die erste in ihrer Art<br />
und diente vor allem als Labor <strong>für</strong> den Bereich der Humanbiologie und der<br />
Pathologie. Diese Klinik wies immer nur eine geringe Größe auf und besaß lediglich<br />
eine kleine Anzahl von Mitarbeitern mit nicht-klinischer Ausbildung.<br />
Im Laufe der Zeit sollten aber dennoch eine größere Zahl seiner dauerhaft an-<br />
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