österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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Studenten Stipendien zu bezahlen und ausländische Vortragende einzuladen,<br />
ungefähr die Hälfte wird <strong>für</strong> Datenerhebung, -aufbereitung und -auswertung<br />
ausgegeben. Knapp vor Ablauf der zwei Jahre wendet sich Rosenmayr wieder<br />
an Stone und ersucht um eine ” unauffällige Verlängerung“ der Förderung, weil<br />
das in Gründung befindliche Ford-Institut nicht früher als 1963 eröffnet werde.<br />
Warum Rosenmayr dieses Mal die Publicity scheut, erläutert er nicht. 104 Die<br />
gewünschte Summe erhält er anstandslos, weil andernfalls ” a valuable initiative<br />
would be lost and an important Austrian source of supply for the new Institute<br />
for Advanced Studies would be submerged if the Center failed to obtain<br />
assistance.“ 105 Die Begründung <strong>für</strong> diese vorläufig letzte direkte Förderung<br />
Rosenmayrs bzw. der von ihm gegründeten Forschungsstelle (dem Center in<br />
obigem Zitat) offenbart, daß die Funktionäre und Berater der Ford Foundation<br />
bei ihrem Versuch, sich im Labyrinth des <strong>österreichische</strong>n Minotaurus zurechtzufinden,<br />
die Hilfe Ariadnes gut hätten gebrauchen können. Die Idee, in <strong>Wien</strong><br />
ein Institut <strong>für</strong> sozialwissenschaftliche Forschung zu gründen, war aus dem Umstand<br />
erwachsen, daß die <strong>Universität</strong> so schlecht sei. Und nun war man nicht<br />
nur dabei, einen Professor zum Direktor des außeruniversitären Instituts zu<br />
machen, sondern päppelte auch noch das Zentrum eines anderen Professors auf<br />
und füttert es über die Jahre hinweg, weil sonst bei der Eröffnung des eigenen<br />
neuen Instituts niemand vorhanden wäre, um hier ein postgraduate Studium<br />
zu beginnen. Wer den Minotaurus töten wollte, hatte das Problem zu lösen,<br />
nach vollbrachter Tat aus dem Labyrinth wieder hinauszufinden – die Philanthrophen<br />
der Ford Foundation wußten mittlerweile offenbar weder, warum sie<br />
das <strong>österreichische</strong> Labyrinth betreten hatten, noch was sie hier tun sollten.<br />
III.<br />
Während des zehntägigen Aufenthalts des Präsidenten des American Council of<br />
Learned Societies (ACLS) Frederick Burkhardt in <strong>Wien</strong> stand die Rolle Rosenmayrs<br />
und seiner ’ Sozialwissenschaftlichen Forschungsstelle‘ mehrfach zur Debatte.<br />
Im Gespräch mit Co-Direktor Kozlik erfuhr Burkhardt, daß das gesamte<br />
soziologische Forschungsprogramm des Instituts <strong>für</strong> Höhere Studien (IHS) von<br />
Rosenmayrs Forschungsstelle betrieben würde. Auf die Frage, was dabei <strong>für</strong><br />
das IHS abfalle, antwortete Kozlik: praktisch nichts. ” The institute (ours) was<br />
becoming a sort of Ford Foundation to the rest of the University“, notiert<br />
Burkhardt trocken. Kozlik kämpfe dagegen nicht an, sondern zeige eine ” halfhumorous<br />
attitude“, obwohl er es <strong>für</strong> unnötig und unsinnig halte, jemandem<br />
Geld zu geben, der es nicht wirklich brauche. Kozlik und die Generalsekretärin<br />
104 Rosenmayr an Stone, 1. Dezember 1961, Ford Foundation, reel 0565.<br />
105 International Affairs Ford Foundation, 2. Februar 1962, Ford Foundation, reel 0565.<br />
ÖZG 11.2000.1 167