österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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Grenzen der Erkennbarkeit des Neuen<br />
Über die Tabelle neun lassen sich nochmals die Schlüsselfaktoren‘ in der Entste-<br />
’<br />
hung des Neuen, aufgeteilt nach den vier möglichen Analyse- und Erklärungsfeldern,<br />
rekapitulieren und zusammenfassen. Aus dieser Tabelle stechen die<br />
relativ homogenen Konstellationen quer über die einzelnen Bereiche hervor,<br />
die sich ungeteilt vom Faktoren-Netzwerk des Feldes I bis hin zur generativen<br />
’ Tiefengrammatik‘ des Neuen im Feld IV erstrecken.<br />
Tabelle 9: Schlüsselfaktoren <strong>für</strong> die Entstehung des Neuen<br />
EINBETTUNG/UMGEBUNG NEUHEIT<br />
EXTERN Riskante Strategien Komparative Vorteile<br />
Komplexität der Arbeitsteilung Wenig Constraints<br />
’ Organische‘ Organisation Eigen-Dynamiken<br />
INTERN Riskantes Kartografieren‘<br />
’<br />
Komplexes Rekombinationspotential<br />
Komparative Vorteile<br />
Rekombinations-Vielfalt<br />
Rekursive Organisation<br />
’ Driften‘<br />
Eine weitere Besonderheit an der Tabelle 9 – Neuheit wäre ebenfalls eine passende<br />
Zuschreibung – liegt daran, daß diese Faktoren-Geflechte auf eine Vielzahl<br />
an konkreten Bereichen und auf unterschiedliche Niveaus appliziert werden<br />
können. Die mannigfaltigen empirischen Beispiele, die innerhalb dieses Heftes<br />
ausgeführt wurden oder auf die innerhalb dieses Artikels hingewiesen wurde,<br />
lassen es jedenfalls als zwar riskante aber lohnende Strategie erscheinen, die<br />
Schlüssel-Heuristiken und Erklärungs-Rahmen <strong>für</strong> die vier Felder an beliebigen<br />
gesellschaftlichen Bereichen zu erproben, in denen sich ein hinreichend starkes<br />
Erkenntnisinteresse an der Entstehung des Neuen‘ geltend macht.<br />
’<br />
Eine Einschränkung sei aber zum Ausklang angeführt, welche eine logische<br />
Grenze in der Erkennbarkeit‘ des Neuen zieht. Denn speziell die Erklärungs-<br />
’<br />
kontexte III und IV, die direkt und unmittelbar mit der Entstehung des Neuen‘<br />
’<br />
gekoppelt sind, besitzen eine unhintergehbare Barriere, die aus der folgenden<br />
Zuspitzung oder Paradoxie resultiert: Neues, aber speziell neues Wissen‘ kann,<br />
’<br />
so vor allem Karl R. Popper, nicht vorhergesagt werden, weil es sonst schon bekannt<br />
wäre: 81 Zukünftiges Wissen ist – in einer Variation zu Johann Nepomuk<br />
Nestroy – gegenwärtig gar keines. Der wahrscheinlich wichtigste Grund <strong>für</strong> diese<br />
’ Asymmetrie des Neuen‘ konnte über den allgemeinen Erklärungs-Rahmen <strong>für</strong><br />
81 Die interessantesten Popperschen Argumentationen dazu finden sich in Karl R. Popper,<br />
The Open Universe. An Argument for Indeterminism. From the ’ Postscript to the Logic of<br />
Scientific Discovery‘, Totowa 1982.<br />
ÖZG 11.2000.1 127