österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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Gewerkschaftsbund. Deren Vertreter hätten zwar nicht annähernd the polish<br />
”<br />
which Rosenmayr has“, aber sie verdienten Hilfe. Abschließend kommt Lazarsfeld<br />
doch noch einmal auf Rosenmayrs Projekt und seinen Inhalt zu sprechen:<br />
” The study of values, of family life, and of rural communities (...) have a rat-<br />
her universal character which should be studied in Austria and also has been<br />
studied in many other places. There are however special Austrian topics of<br />
great interest (...). What I mean to say is that Rosenmayr proposes a highly<br />
competent program within a narrow academic framework. This should be supplemented<br />
by other activities which are more sensitive to the current national<br />
problems to which social research could contribute.“ 96<br />
Was Lazarsfeld nicht wissen konnte war, daß Rosenmayr dieselben Studien<br />
auch schon der Rockefeller Foundation vorgeschlagen hatte. Wir sehen, wie<br />
sich ein Protege gegen die Pläne seiner Förderer selbständig machen konnte:<br />
Lazarsfeld, der seiner Geburtsstadt unbedingt Gutes tun wollte, war genötigt,<br />
jemanden zu protegieren, der zur Hand war – auch wenn der partout nicht das<br />
untersuchen wollte, was er untersuchenswert fand. 97 Im Mai 1959, knapp vor<br />
seinem mehrwöchigen Aufenthalt in Europa, währenddessen er die weiter oben<br />
zitierten Briefe an Stone schreiben sollte, in denen er die <strong>Wien</strong>er Malaise in epigrammatischer<br />
Kürze als ” no brains, no initiative, no collaboration“ beklagte, 98<br />
sandte Lazarsfeld Stone eine weitere Stellungnahme zu Rosenmayrs Antrag und<br />
retournierte das zur Begutachtung überlassene Material.<br />
Rosenmayr submitted to you requests for three specific studies and one for a program<br />
of ’ Scientific Exchange Instruction and Training ’ . (...) (W)hile I respect Rosenmayr’s<br />
research ability, I don’t think that the three topics he wants to study are of very<br />
great originality. On the other hand, I feel that a general training program would<br />
be of great help. After all, Rosenmayr cannot do much if he doesn’t develop a good<br />
young generation of assistants and graduate students.<br />
The general training program (...) falls into two parts. He wants 28,000 for his<br />
center and 26,000 for visiting Americans. The latter doesn’t make much sense in<br />
view of your general plans for an advanced study center. My advice, therefore, is that<br />
96 Ebd. Lazarsfeld detailliert dann auch noch seinen allgemeinen Hinweis und schlägt vor,<br />
daß man zum einen das Management der verstaatlichten Industrie vergleichend mit einer<br />
’ free enterprise industry‘ studieren sollte und andererseits das Problem der <strong>österreichische</strong>n<br />
’ intelligentsia‘ einer eingehenderen Untersuchung wert wäre: As I have pointed out in my<br />
”<br />
first report, a sequence of purges has led to a great scarcity of competent intellectuals.<br />
How they are now being recruited from various social classes and what could be done to<br />
speed up this intellectual reforestation deserves also careful study“. Man darf mit Sicherheit<br />
annehmen, daß Lazarsfeld diese Ideen auch seinen <strong>österreichische</strong>n Gesprächspartnern nicht<br />
vorenthielt. Bekanntlich wurde keines der beiden Probleme je von einem <strong>österreichische</strong>n<br />
Soziologen studiert.<br />
97 Clark berichtet in Paul Lazarsfeld and the Columbia Sociology Machine‘, daß Lazarsfeld<br />
’<br />
heftig darauf gedrängt habe, seine Sicht der Dinge zu berücksichtigen.<br />
98 Lazarsfeld an Stone, 22. Juni 1959, Ford Foundation, reel 2574.<br />
ÖZG 11.2000.1 165