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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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che Regeln können somit zwanglos zu ’ Wenn-dann Regeln‘ kombiniert werden<br />

und besitzen typischerweise die Form: Wenn ein Objekt mit den Eigenschaften<br />

’ sehr groß‘, ’ gestreift‘, ’ knurrend‘ ’ nahe‘ erscheint (Umweltteil), dann ’ Flucht‘<br />

(Aktionsteil). Die Architektur dieser ’ Classifier-Systeme‘ ist mehrstufig aufgebaut,<br />

weil sich neben den einzelnen rekombinationsfähigen Regeln auch fixe und<br />

unveränderliche ’ operative Prinzipien‘ finden, welche den Prozeß der Regel-<br />

Kombinationen hintergründig koordinieren. 78 Bewertet werden diese Regeln<br />

über ein ’ Evaluationsmaß‘, das sich aus insgesamt drei unterschiedlichen Bewertungen<br />

zusammensetzt. Diese drei Bewertungsdimensionen betreffen erstens<br />

den Grad an ’ Konkretheit‘ einer Regel – konkrete und situationsspezifische<br />

Regeln werden allgemeineren und unspezifischen Regeln vorgezogen. Zweitens<br />

werden Regeln nach ihrem Nutzen in der Vergangenheit bewertet. Und schließlich<br />

wird drittens das Ausmaß an ’ Einbettung‘ oder ’ Unterstützung‘ einer Regel<br />

durch andere Regeln bewertet. Der genaue Modus in der Entstehung des Neuen<br />

bedient sich des ’ Crossing over‘ als Rekombinationsoperator, wodurch sich ein<br />

Austausch der nachstehenden Art vollzieht: Der Wenn-Teil der ersten Regel<br />

wird mit dem Dann-Part der zweiten Regel kombiniert und der Wenn-Teil der<br />

zweiten mit dem Aktions-Teil der ersten.<br />

(R1W R1D), (R2W R2D) → (R1W R2D), (R2W R1D)<br />

Das Interessante an diesen ’ genetischen Algorithmen‘ in der Hollandschen Version<br />

liegt vor allem darin, daß sich bei konkreten Anwendungen eine Transformation<br />

eines anfänglich unspezifischen Regelsets in eine immer spezifischere<br />

und kontextabhängige Regelmenge vollzieht. Das ’ Neue‘ entsteht mit der Zeit<br />

rekombinativ aus dem ’ Alten‘.<br />

Eine zweite Gruppe von Transformationsschemen liegt in Gestalt ’ evolutionsstrategischer<br />

Modelle‘ (ES-Modelle) vor, die sich von den genetischen<br />

Algorithmen in einigen wichtigen Punkten unterscheiden. 79 Von der Grundarchitektur<br />

finden sich hier nicht spezifische Regeln als Bausteine, sondern beliebige<br />

Populationen, die unterschiedlichste Bereiche repräsentieren können. Diese<br />

Bausteine vermögen sich im Zeitablauf zu reproduzieren und werden über<br />

ein Bündel an Eigenschaften als Vektoren reeller Zahlen ’ codiert‘. Ein zentrales<br />

Feature stellt wiederum die Rekombination solcher Bausteine dar, die sich<br />

im einfachsten Fall über die zufällige Variation einer Eigenschaft oder mehrerer<br />

solcher Eigenschaften vollzieht. Und auch hier sorgen die Evaluationsmaße<br />

da<strong>für</strong>, daß einzelne der neuen Rekombinationen unterschiedlich bewertet wer-<br />

78 Zu solchen höherstufigen ’ Inferenzregeln‘ und ’ operativen Prinzipien‘ vgl. Holland u. a.,<br />

Induction, wie Anm. 24, 43–46.<br />

79 Vgl. zur Übersicht Eberhard Schöneburg, Frank Heinzmann u. Sven Feddersen, Genetische<br />

Algorithmen und Evolutionsstrategien. Eine Einführung in Theorie und Praxis der<br />

simulierten Evolution, Bonn u. a. 1994.<br />

124 ÖZG 11.2000.1

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