österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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vanced teaching and research“ gründen und einigen der existierenden <strong>Wien</strong>er<br />
Einrichtungen Mittel zur Verfügung stellen, um zusätzlich Ausländer anstellen<br />
zu können. Das Zentrum sollte sich mit zwei Aktivitäten befassen: Forschung<br />
über Österreich und Osteuropa und Lehre jener Disziplinen, die an den <strong>Universität</strong>en<br />
nicht oder unzureichend vertreten waren: ” modern social psychology,<br />
empirical study of politics, industrial relations, etc.“ Der Lehrkörper sollte<br />
sich aus ” highly-qualified ex-Austrians returning from America and West European<br />
countries“ und Österreichern zusammensetzen, die am Programm des<br />
Zentrums speziell interessiert und geeignet seien. ” The visiting faculty members<br />
should stay if possible for several years. In exceptional cases life tenure might<br />
be negotiated.“ Ausländische Assistenten und Österreicher, die davor bei ihren<br />
prospektiven Professoren im Ausland studiert haben sollten, könnten weiteres<br />
Personal bilden. Für die Studenten müsse sichergestellt werden, daß ihre<br />
Studien von den <strong>Universität</strong>en anerkannt werden. Absolventen des Zentrums<br />
sollten im öffentlichen Dienst privilegiert, oder ihnen spezielle Assistentenstellen<br />
an den <strong>Universität</strong>en offeriert werden. Die Leitung des Instituts sollte ein<br />
paritätisch aus Österreichern und Amerikanern zusammengesetztes Gremium<br />
übernehmen, dem der Direktor verantwortlich sei. Von Österreich erwarte man<br />
ein geeignetes Gebäude. 24<br />
Im Frühsommer 1959 reiste Lazarsfeld wieder nach Europa, im Juni kam er<br />
nach <strong>Wien</strong>, von wo er an Stone drei lange Briefe schickte. 25 Der Besuchstermin<br />
war, wie Lazarsfeld berichtet, mit Blick auf die <strong>österreichische</strong>n Verhältnisse<br />
nicht gerade gut gewählt, war doch nach der Nationalratswahl Anfang Mai,<br />
die der SPÖ die Stimmen-, aber keine Mandatsmehrheit gebracht hatte, immer<br />
noch keine Regierung gebildet und im vergangenen Jahr war wegen des bevorstehenden<br />
Wahlkampfes in Sachen Institutsgründung nichts weitergegangen.<br />
Die ” famous personal lunches“ von Drimmel und Kreisky seien im beginnenden<br />
Wahlkampf eingestellt worden. ” As a result the plans I had worked last<br />
year got all messed up and I have to start practically from the beginning.“<br />
Neuerlich führte Lazarsfeld ein eineinhalbstündiges Gespräch mit dem voraussichtlich<br />
weiterhin als Unterrichtsminister tätigen Drimmel, um ihm klar zu<br />
24 Inter Office Memorandum, 6. April 1959 und ’ Confidential‘ Protokoll, 30. März 1959,<br />
verfaßt von Lazarsfeld, Ford Foundation.<br />
25 Im ersten Brief entschuldigt er sich bei Stone <strong>für</strong> die äußere Form: ” please remember that<br />
since I came to this country (USA this is) I always had a secretary, so I never learned to<br />
spell let alone to type. But I hope you will get the gist of this first progress report nevertheless.“<br />
12. Juni 1959, Ford Foundation. In Lazarsfelds ’ The pre-history of the Vienna Institute<br />
for Advanced Studies‘, Lazarsfeld Papers Columbia University, bezieht er sich auf deren Inhalt,<br />
notiert allerdings in einer Fußnote auf S. 7: ” I will put these letters into a sealed envelope<br />
for the time being because they contain some remarks on political personalities which should<br />
not be divulged at this moment.“ Stone hatte allerdings Abschriften dieser Briefe herstellen<br />
lassen, von denen sich Kopien zum Teil wiederum unversiegelt in den Lazarsfeld Papers in<br />
der Columbia University finden. Das versiegelte Kuvert scheint verschwunden zu sein.<br />
140 ÖZG 11.2000.1