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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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Generalisierte Erklärungs-Skizze <strong>für</strong> das Feld III: Umgebungen, in denen Neues unmittelbar<br />

erzeugt wird – Personen, ’ Turing-Maschinen‘, ’ Artificial Life-Kreaturen‘ oder<br />

andere lernfähige dynamische ’ Environments‘ mit einem hohen und nachhaltigen Potential<br />

<strong>für</strong> Neuheit – vollziehen ihre innovativen oder kreativen Leistungen durch<br />

das simultane Zusammenwirken folgender Schlüsselfaktoren: Zunächst zeichnen sich<br />

solche Umgebungen durch ein hohes Ausmaß an Kompetenzen im ’ kognitiven Kartografieren‘<br />

aus, speziell aber durch eine erfolgreiche Top Level-Verortung von ’ riskanten<br />

Neuheiten‘ wie durch die Bewertung ihrer möglichen Relevanzen (Faktorengruppe<br />

I). Durch dieses ’ riskante Kartografieren‘ wird ’ top-down‘ ein Zielfindungs-Prozeß<br />

in Gang gesetzt, der durch vielfältige und komplexe Rekombinations-Kompetenzen<br />

vorangetrieben wird (Faktorengruppe II). Wegen eines hohen Ausmaßes an Adaptivität<br />

und Bereitschaft zu Modifikationen zwischen den ’ kognitiven Ziel-Karten‘ und<br />

der zu gestaltenden Neuheit (Faktorengruppe III) kann dieser seinerseits ’ riskante‘<br />

Herstellungsprozeß auch zu einem zielgerichteten Ende gebracht werden. Wegen der<br />

vielfältigen positiven Relationen zwischen Innovationserfolgen und den zum Zug kommenden<br />

Heuristiken einerseits [Innovationserfolge ↔ verwendete Heuristiken ( )] und<br />

wegen der positiven Beziehungen zwischen Erfolgen und kognitiven Karten andererseits<br />

[Innovationserfolge ↔ kognitiven Karten ( )] andererseits kann eine dauerhaft<br />

hohe Innovationsleistung über sehr unterschiedlichen Bereiche mit divergierenden<br />

Lösungswegen als sehr unwahrscheinliches Ereignis gelten.<br />

Aus diesem Set an Schlüsselfaktoren sowie aus der Aufzählung in der Tabelle<br />

7 ergibt sich klar, daß dynamische kreative Umgebungen speziell <strong>für</strong> die<br />

Neuheiten auf wissenschaftlichen, technologischen oder künstlerischen Feldern<br />

noch lange Zeit auf den Personenbereich beschränkt sein müssen. Für andere<br />

lernfähige ’ Environments‘ – Computer, ’ intelligente Maschinen‘ oder artifizielle<br />

Kreaturen – sind die da<strong>für</strong> notwendigen Kompetenzen auf den beiden<br />

Hauptebenen, dem ’ Top-Level‘ wie der ’ Bottom-Line‘, noch extrem restringiert<br />

und bestenfalls marginal zuhanden. Auf der ’ Bottom-Line‘ erweisen sich die rekombinativen<br />

Kompetenzen bisher auf wenige Operationen eingeschränkt; und<br />

Top-Level ’ riskantes‘ kognitives Kartografieren so komplexer Domänen wie eben<br />

der wissenschaftlichen, technologischen oder künstlerischen Felder kommt gegenwärtig<br />

nicht einmal ansatzweise zum Zuge.<br />

Auf einen Punkt sei noch verwiesen: ’ Kognitive Karten‘, ’ Rekombinationskompetenzen‘<br />

und flexible rekursive Organisationen gelten auf wissenschaftlichtechnischen<br />

Gebiet nicht nur auf der Ebene der Produktion des ’ explizit‘ neuen<br />

Wissens, sondern auch <strong>für</strong> neues ’ implizites Wissen‘. 73<br />

73 Vgl. vor allem Michael Polanyi, Implizites Wissen, Frankfurt am Main 1985, und Michael<br />

Gibbons u. a., The New Production of Knowledge. The Dynamics of Science and Research in<br />

Contemporary Societies, London 1994. Wichtig ist vor allem ein Hinweis: ’ Explizites Wissen‘<br />

und ’ implizites Wissen‘ sind von ihren Baustein-Architekturen her ungleich stärker getrennt<br />

als es die Bezeichnung naheliegen würde. Die Bausteine im ’ expliziten Wissen‘ stellen Buchstaben,<br />

Silben, Sätze, mithin sprachliche Elemente dar; als Bausteine des ’ impliziten Wissens‘<br />

firmieren hingegen – Operationen, Routinen, Tätigkeiten und deren besondere Sequenzen.<br />

120 ÖZG 11.2000.1

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