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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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um the decline towards a provincial atmosphere“ umzukehren. Über dreißig<br />

”<br />

Jahre hinweg würden da<strong>für</strong> rund fünfundzwanzig Millionen Dollar nötig sein.<br />

Das kam dann sogar Hayek etwas viel vor, weswegen er hinzusetzte, daß er<br />

nicht glaube, diese Summe von nur einer Stiftung erhalten zu können. Hayeks<br />

Vorschlag erreicht einen absurden Höhepunkt, als er behauptet, first class<br />

”<br />

men“ nur rekrutieren zu können, wenn ihnen im Fall politischer Veränderungen<br />

eine Weiterbeschäftigung außerhalb Österreichs garantiert werde, sie also<br />

eine Art schnelle akademische Eingreiftruppe bilden sollten, die sich von der<br />

’ Front‘ wieder zurückzieht, falls sich herausstellte, daß die gegnerischen Kräfte<br />

stärker sind.<br />

Dieses Memorandum, dessen vertraulichen Charakter Hayek abschließend<br />

betont, war natürlich nicht einmal Wunschdenken eines Mannes, der als Mittfünfziger<br />

schon an die Zeit nach seiner Pensionierung dachte und diese offenbar<br />

gern als Chairman der von ihm ” provisorisch“ so benannten ” Vienna University<br />

Foundation“ verbringen wollte. Kurioserweise bildet Hayeks Memorandum<br />

aber zumindest chronologisch den Anfang der Gründungsgeschichte, die im folgenden<br />

zu erzählen ist. Denn Henry Ford II leitete das Schreiben offenbar an<br />

seine Stiftung weiter, wo zu dieser Zeit massive Anstrengungen unternommen<br />

wurden, die Sozialwissenschaften in Europa zu stärken. 7<br />

Kurze Zeit nach Beginn des ” Tauwetters“ in den kommunistischen Ländern<br />

entsandte der in der Ford Foundation die Abteilung <strong>für</strong> internationale Beziehungen<br />

leitende Shepard Stone 8 eine Delegation nach Polen, um ” promising young<br />

men“ 9 zu finden, denen man Stipendien <strong>für</strong> einen Aufenthalt in den USA anbieten<br />

könne. Die Delegation stand unter Leitung von Frederick Burkhardt 10 und<br />

ihr gehörte auch der Professor <strong>für</strong> Soziologie der Columbia University, Paul F.<br />

Lazarsfeld an. Später weitete die Ford Foundation dieses Programm auch auf<br />

Jugoslawien aus. Lazarsfeld erinnert sich:<br />

7 Vgl. Giuliana Gemelli, Hg., The Ford Foundation and Europe (1950s–1970s). Cross-fertilization<br />

of Learning in Social Science and Management, Brüssel 1998.<br />

8 Stone (1908–1990) war ein exzellenter Kenner Europas, wo er vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

als Reporter der New York Times und nach dem Krieg als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />

des U.S. High Commissioner for Germany arbeitete. 1953–1968 leitete er die Abteilung <strong>für</strong><br />

internationale Beziehungen der Ford Foundation und gründete danach das Aspen Institut<br />

Berlin. Zu Stone vgl. Volker R. Berghahn, Shepard Stone and the Ford Foundation, in:<br />

Gemelli, Ford Foundation, wie Anm. 7, 69–95.<br />

9 Paul F. Lazarsfeld, The Pre-history of the Vienna Institute for Advanced Studies, 2; Paul F.<br />

Lazarsfeld Papers, Columbia University, Rare Book and Manuscript Library, Box 19.<br />

10 Frederick H. Burkhardt (geb. 1912), Ph.D. Columbia University 1940, danach Assistant<br />

Professor <strong>für</strong> Philosophie an der University of Michigan, ab 1943 zuerst ’ Research Analyst‘<br />

<strong>für</strong> Mitteleuropa im ’ Office of Strategic Services‘, danach im Außenministerium in der Forschungsabteilung<br />

<strong>für</strong> Europa, ab 1947 Präsident des Bennington College, 1950/51 Mitarbeiter<br />

Stones in der Öffentlichkeitsarbeit des U.S. High Commissioner for Germany, 1957–74 Präsident<br />

des ’ American Council of Learned Societies‘, danach Mitherausgeber der Werke William<br />

James’ und der Korrespondenz von Charles Darwin.<br />

132 ÖZG 11.2000.1

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