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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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chenende hätte sich nicht einmal der Direktor mit ihm dort treffen können. Die<br />

Generalsekretärin sitze ohne Arbeit herum, weil ihr Sagoroff offenkundig mißtraue.<br />

In ihrem Umgang mit den zahlreichen Sekretärinnen und Mitarbeitern<br />

demonstriere sie wiederum alle Stereotype einer ” upper class Austrian.“ Der<br />

beigeordnete Direktor Kozlik sei zwar zurückgetreten, als Gastprofessor aber<br />

immer noch am Institut – seine Forschungen über soziale Schichtung und höhere<br />

Bildung in Österreich fand Coleman übrigens interessant. Über die Assistenten<br />

weiß Coleman nahezu nur Negatives zu berichten. Die Mehrheit sei, falls überhaupt<br />

fachlich qualifiziert, von minderer Qualität, die meisten allerdings garantiert<br />

falsch am Platz. Einige bezögen Gehälter vom IHS, obwohl sie eigentlich<br />

an der <strong>Universität</strong> beschäftigt seien, andere, die ein persönliches Interesse am<br />

neuen Institut hätten, fänden keinerlei Unterstützung in ihrem Bemühen, sich<br />

zu qualifizieren. Nach einem längeren Gespräch mit einer von den Sozialisten<br />

protegierten Assistentin <strong>für</strong> Soziologie ist Coleman von ihrem Bemühen und Interesse<br />

ernsthaft überzeugt, aber ” she is a sociologist insofar as she is anything<br />

academic, and she is a well-informed intelligent woman, but she is a sociologist<br />

in the sense that all socialist intellectuals are sociologists, not in a sense that<br />

would equip her to train a new generation of sociologists.“ Forschung fände<br />

am Institut faktisch keine statt. Einige Assistenten schrieben Habilitationen,<br />

andere würden an Projekten ihrer <strong>Universität</strong>sinstitute arbeiten, wodurch wenigstens<br />

irgendein Nutzen des Instituts entstünde. Sagoroffs und Rosenmayrs<br />

<strong>Universität</strong>sinstitute seien die eigentlichen Nutznießer des Ford-Instituts, und<br />

vielleicht wäre es nicht schlecht, Rosenmayr formell in das Institut zu integrieren,<br />

wäre er doch dann genötigt, auch die Interessen des IHS zu vertreten. Auf<br />

diesem Weg könnte man den ” einzigen modernen Soziologen Österreichs“ gewinnen.<br />

Am vielversprechendsten erscheinen Coleman einige der jungen Scholaren,<br />

die allerdings ihre Ausbildung selbst in die Hand nähmen oder sie offenbar<br />

anderswo erworben hätten. 118<br />

Zurück in den USA, schreibt Coleman umgehend an Stone und schickt<br />

ihm nicht nur die Chronik, sondern auch zehn Empfehlungen <strong>für</strong> ihm notwendig<br />

erscheinende Änderungen. Das Kuratorium des IHS müsse einer klaren<br />

Kompetenztrennung zwischen den beiden Direktoren zustimmen. Die finanziellen<br />

Zuwendungen sollten so lange ausgesetzt werden, bis das Institut eine<br />

funktionierende Einrichtung geworden sei. Die Zahl der ausländischen Scholaren<br />

und Assistenten müsse erhöht und ihr Anteil fixiert werden, Gehälter an<br />

nicht am Institut Tätige dürften nicht mehr bezahlt werden. Für Soziologie,<br />

Ökonomie und Politologie sollte je ein ” department chairman“ ernannt werden.<br />

Mit Hilfe des wissenschaftlichen Beirates müsse rasch ein funktionierendes<br />

System von einführenden Lehrveranstaltungen, die von Assistenten abgehalten<br />

118 Coleman, Notes on Institute for Advanced Study from trip of October 22–26, 1964, Ford<br />

Foundation, reel 2845.<br />

ÖZG 11.2000.1 173

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