österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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Da immer wieder der Zusammenhang und Kreislauf von Größenwachstum,<br />
Differenzierung in mehr Abteilungen, erhöhte hierarchische und bürokratische<br />
Koordination sowie weniger soziale Integration und damit weniger an großen<br />
Durchbrüchen betont wurde, liegt das hauptsächliche Problem darin, wie große<br />
Forschungseinrichtungen auf neue Wissensfelder mit einer Zunahme an wissenschaftlicher<br />
Vielfalt und Tiefe, aber nicht an Größe reagieren können. Wir<br />
haben eine Reihe von interessanten Strategien gefunden, welche einzelne Forschungseinrichtungen<br />
einschlagen, von denen einige näher vorgestellt werden<br />
sollen: (1) eine Führung mit dem klaren Ziel, die Größe konstant zu halten<br />
und mehr Wissenschaftler mit wissenschaftlicher beziehungsweise disziplinärer<br />
Vielfalt zu rekrutieren, (2) der Aufbau eines speziellen Forschungsprogramms<br />
oder einer speziellen Abteilung innerhalb der biomedizinischen Wissenschaften,<br />
welche starke Anforderungen an die interdisziplinäre Zusammensetzung und<br />
an die erfolgreiche Integration stellen und damit zu einer interdisziplinären<br />
und integrierten Wissenschaftskultur führen, (3) die Schaffung eines kleinen<br />
interdisziplinären Forschungsinstituts innerhalb einer hoch differenzierten Forschungseinrichtung.<br />
Die erste Strategie in Richtung von mehr Vielfalt bei konstanter Größe<br />
wurde durch eine Reihe von privaten Forschungsuniversitäten eingeschlagen.<br />
Einige <strong>Universität</strong>en, welche als Stätten großer Durchbrüche seit dem Zweiten<br />
Weltkrieg in Erscheinung traten, kontrollierten effektiv ihr Größenwachstum.<br />
Ein wichtiges Beispiel wäre Cal Tech. Aber in <strong>Universität</strong>en mit einer klaren<br />
Institutsstruktur erweist sich diese Aufgabe als weitaus schwieriger, weil wissenschaftliche<br />
Institute die Tendenz haben, sich vor allem erweitert selbst zu<br />
reproduzieren. <strong>Universität</strong>s-Institute, welche Tiefe und Vielfalt innerhalb ihrer<br />
wissenschaftlichen Disziplin erhöhen wollen, versuchen in der Regel, neues<br />
Personal zu rekrutieren und damit größenmäßig zuzunehmen.<br />
Ein interessantes Gegenbeispiel wird durch Harvard markiert, wo eine der<br />
Hauptaufgaben des <strong>Universität</strong>spräsidenten seit den Tagen von James Conant<br />
darin besteht, ein ad hoc-Komitee an herausragenden Wissenschaftlern<br />
zusammenzustellen, um jede dauerhafte Anstellung in der Fakultät <strong>für</strong> Arts<br />
and Sciences zu evaluieren und zu genehmigen. Diese ad hoc-Komitees haben<br />
sich vielfach gegen die Beurteilung durch die jeweiligen <strong>Universität</strong>sinstitute<br />
gestellt, indem sie immer wieder ein massives Veto gegen ein dauerhafte Anstellung<br />
einlegten, die von den jeweiligen Instituten be<strong>für</strong>wortet worden waren.<br />
Dieser Prozeß, gegen die geschlossene Reproduktion von Instituten vorzugehen,<br />
hat im Gegenzug die Vielfalt erhöht und hat auf diese Weise die Flexibilität<br />
von Harvard gesteigert, sich auf die neuen wissenschaftlichen Herausforderungen<br />
einzustellen. Auf diese Weise hat Harvard einen gewichtigen komparativen<br />
Vorteil gegenüber anderen <strong>Universität</strong>en erlangt.<br />
Mit seiner Strategie schaffte es Harvard, langfristig hochqualifizierte Wis-<br />
ÖZG 11.2000.1 57